Mister Singapur richtet über Oswald Grübel

20minuten.ch (21. September 2011) – Der Chef des UBS-Grossinvestors aus Singapur richtet über Oswald Grübel als Bank-CEO. Noch hält der Grossaktionär zu Grübel, doch wer Asien kennt, weiss: Auch ein Ja ist manchmal ein Nein.

Kennen Sie Lee Hsien Loong? Nein? Dann lernen Sie ihn kennen. So wie UBS-CEO Oswald Grübel. Lee ist nämlich nicht nur Ministerpräsident von Singapur. Sondern er präsidiert auch den GIC, den Staatsfonds des super-reichen fernöstlichen Inselstaats und grösster UBS-Einzelaktionär.

Grübel macht Lee Sorgen. Statt die Grossbank zu stabilisieren, liess Grübel zu, dass weiter wild spekuliert wird. So wild, dass ein Junior-Trader 2,3 Milliarden Dollar in den Sand setzen konnte.

Er bleibt, er bleibt nicht, er bleibt

Nun richtet Lee über Grübel. Von UBS-Präsident Kaspar Villiger sprechen wir hier nicht, weil dieser spätestens seit Frühsommer und der Ernennung von Axel Weber zum zukünftigen Präsidenten eine klassische «Lame duck» ist, eine lahme Ente ohne echte Entscheidungsbefugnisse.

Ist Lee für oder gegen Grübel? Schwer zu sagen. Sein GIC-Fonds hat gestern in einer Mitteilung Sorge und Unzufriedenheit ausgedrückt. Man kann die gewählten Sätze auf zwei Arten lesen: als Zugeständnis an innenpolitische Kritik angesichts der Buchverluste mit dem UBS-Investment. Oder als wattierten Wutausbruch.

Grübels Spin doctors – interne und externe PR-Leute – geben in 4-Augen-Gesprächen zu verstehen, dass Lee und der GIC nur dem Frieden in Singapur zuliebe die UBS-Spitze öffentlich massregle, tatsächlich aber Grübel die Stange halte.

Die meisten Kommentatoren in der Schweiz rechnen denn auch mit Grübels«Überleben» als Chef des Finanzkonzerns. Andererseits sind Asiaten bekannt dafür, dass sie nach aussen immer höflich und nett bleiben. Die scharfen Worte an Grübels Adresse sind so gesehen aussergewöhnlich.

Weitermachen, dann abtreten

Trotzdem würde eine rasche Ablösung Grübels überraschen. Die Bank hätte nach dem 2-Milliarden-Fiasko nicht nur ein Risiko-, sondern auch ein Führungsproblem. Am wahrscheinlichsten ist, dass Grübel und Villiger von den Asiaten klare Direktiven für die nächste Zukunft erhalten. Diese sind vorerst nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.

Das Szenario könnte wie folgt aussehen. Premier und GIC-Präsident Lee fordert von Grübel eine rasche Verkleinerung der Investmentbank. Diese soll ihre Services auf den Hauptkunden ausrichten, die interne Vermögensverwaltung der Bank. Auf Eigengeschäfte müsste die UBS verzichten.

Grübel würde die Umkehr vorbereiten und der Öffentlichkeit möglichst rasch vorlegen. Die Umsetzung der neuen Strategie würde aber einem neuen CEO zugemutet. Grübel, der trotz Subprime-Gau auf Eigenhandel setzte, fehlt dafür die Glaubwürdigkeit.

So oder so ist das Duo Grübel/Villiger Geschichte. Beide haben sich bei der schwierigen Aufgabe, die UBS in eine nachhaltige Zukunft zu führen, übernommen. Sie waren die falsche Besetzung, wollten das aber nicht wahrhaben. Wie so viele scheiterten sie an einer Portion Überheblichkeit.


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