Investmentbanking: Gut für die Boni, schlecht für die Steuerzahler
20minuten.ch (14. Juni 2011) – Die Grossbanken kämpfen bei der «Too big to fail»-Vorlage auch um ihre eigenen Boni. Den Schaden haben Steuerzahler und Aktionäre.
Warum wehren sich die Grossbanken UBS und CS trotz Dauerkritik für ihr grosses Investmentbanking? It’s the money, stupid! Genauer: das eigene Geld. Die Gewinner eines grossen Investmentbankings sind nämlich in erster Linie die Handelscracks und deren oberste Chefs.
Kein Wunder, wollen die Spitzen von UBS und CS für die heute beginnende Parlamentsdebatte der «Too big to fail»-Vorlage keinen harten Schweizer Sonderweg beim Eigenkapital und keine Einschnitte bei der Strategie. Solche machen das Investmentbanking unattraktiv.
Aus impliziter wurde explizite Haftung
Umso wichtiger wären diese Grenzen für zwei andere Gruppen. Die Aktionäre, also die Eigentümer, hatten in den letzten 20 Jahren wenig vom Ausflug der Schweizer Grossbanken in die weite Welt des grossen Kasinos. Ihnen blieben Milliardenverluste und schwache Aktienkurse.
Auch die Steuerzahler mussten ihren Teil beitragen, aus einer impliziten Existenzgarantie wurde im Herbst 2008 eine explizite, als die Schweiz die UBS mit damals 68 Milliarden Franken rettete.
«First my money»
Der Ex-UBS-Investmentbankchef Markus Granziol, ein Insider der schlauen Spezie, brachte das Problem in einem Essay Ende 2007 auf den Punkt. Als sich die Schwere der Finanzkrise und die dereinst nötigen Steuermilliarden erst für wenige Eingeweihte am Horizont abzeichneten, schrieb er in der Bilanz: «Ein Investment-Banker hat einmal treffend räsoniert: ‹Money is the most important thing for me: first my money, then the bank’s money, then the client’s money.›»
Dass vom riskanten und verlustbringenden Investmentbanking vor allem ein paar wenige Insider profitieren, zeigt sich auch an der Lohnentwicklung bei den Schweizer Grossbanken. Noch Anfang der 1990er Jahre verdienten Leute wie Nikolaus Senn (damalige Bankgesellschaft), Walter Frehner (Bankverein) oder Robert Jeker (Kreditanstalt) rund eine Million – inklusive Bonus.
Ospel: Von 1 auf 18 Millionen
Das änderte sich unter Marcel Ospel und Lukas Mühlemann. Die beiden Grossbanken-CEOs hoben um die Jahrtausendwende die Boni fürs oberste Management aufs Niveau des globalen Investmentbankings.
Bereits 2000 verdiente Ospel, der die fusionierte UBS zur grossen Investmentbank ausbaute, 18,5 Millionen, ein Vielfaches der Gesamtentschädigung seiner Vorgänger. Bei der neu unter Credit Suisse auftretenden zweiten Grossbank war es Oswald Grübel, der goldene Bonus-Programme einführte, die letztes Jahr zu 71 Millionen für seinen Nachfolger Brady Dougan führten. Kaum war Grübel bei der UBS am Ruder, erhielten seine Manager einen ähnlichen Turbo-Bonus-Plan.
Kein Investmentbanking – kein Wahnsinnsbonus
Das Ende des grossen Investmentbankings wäre für die Topleute von UBS und CS auch das Ende der Sonderboni. Der Vergleich mit den bestbezahlten Tradern und den Spitzen der Wallstreet-Banken wäre nicht länger angezeigt. Stattdessen würden sich Saläre und Boni von CEO und Topkadern wie bis Mitte der 1990er Jahren an den Schweizer Ansätzen orientieren.
Es käme zu einem allgemeinen Schrumpfungsprozess, kleinere Banken müssten wohl ihre Top-Entschädigungen ebenfalls nach unten anpassen, um nicht aus dem Rahmen zu fallen. So ist schwer vorstellbar, dass der Chef der Privatbank Julius Bär, Boris Collardi seine gut 3 Millionen fix und nochmals so viel als Bonus weiterhin rechtfertigen könnte. Dasselbe würde für andere Privatbanken gelten. Weniger problematisch sind die Ansätze bei den Kantonal- und Regionalbanken, dort ist eher die Frage, ob die Leute ihr Geld wirklich wert sind.
Keine Tragödie
Der Preis für ein Gesundschrumpfen der irrwitzigen Entschädigungen bei den Grossbanken und weiteren Privatbanken wäre ein gewisser Bedeutungsverlust von Swiss Banking. Das grosse Investmentbanking von UBS und CS hat dazu geführt, dass die beiden Häuser zu den Top-Adressen im globalen Banking zählen.
Die Vorteile für die Steuerzahler und vermutlich auch für die Aktionäre liegen auf der Hand. Der Weg, den die Schweiz mit ihrer «Too big to fail»-Lösung einschlägt, geht in Richtung Reduktion des Investmentbankings. Das wird zu tieferen Spitzenlöhnen führen. Ein erster Schritt zurück zu gesunden Relationen ist getan.