UBS-Gerüchte: Steckt Singapur hinter UBS-Revolution?
Doch ist Grübel wirklich der mächtige Mann der Grossbank, für den ihn viele halten? Die Frage gewinnt an Bedeutung, nachdem Planspiele rund um eine Abspaltung der UBS-Investmentbank publik geworden sind.
Das US-Blatt Wall Street Journal berichtet am Donnerstag von einer geplanten Zerlegung der UBS in zwei Firmen, mit Sitz der Investmentbank im Ausland. Die UBS gab keinen Kommentar dazu ab.
Vordergründig gehts um Schweizer Kapitalvorschriften
Die UBS-Aktie reagierte positiv, die Investoren scheinen einen solchen Schritt zu begrüssen. Grübel selbst hatte vor ein paar Monaten von mehreren Baby-UBS gesprochen, also eigenständigen UBS-Banken mit eigener Börsenkotierung: eine in der Schweiz fürs Retail- und Kreditgeschäft, eine fürs Investmentbanking, beispielsweise in New York, eine fürs Asset Management, möglicherweise in London. Die wertvolle, weltweit führende Vermögensverwaltung könnte nach Singapur gehen, von wo aus der wachsende Reichtum der asiatischen Kundschaft betreut würde.
Vordergründig argumentiert UBS-CEO Grübel mit den harten Schweizer Eigenkapital-Auflagen. In Zukunft sollen die beiden Schweizer Grossbanken 19 Prozent der risikogewichteten Aktiven in Form von Aktienkapital, Reserven und Zwangs-Obligationen halten. Die Vorlage soll bis im Herbst durchs Parlament gehen.
Ein Finanzsystemspezialist, der das sogenannte Too-Big-To-Fail-Problem der Schweiz mit ihren zwei grossen Banken, die nicht Konkurs gehen dürfen, aus nächster Nähe kennt, spekuliert im Gespräch über andere Gründe für Grübels Vorpreschen.
UBS-Grossaktionärin GIC (Government of Singapore Investment Corporation), die mit knapp 7 Prozent wichtiste UBS-Eigentümerin ist, könnte auf eine solche Revolution drängen.
Singapur verlor 7 Milliarden mit UBS
Das Problem des Singapur-Staatsfonds ist, dass dessen UBS-Investment bisher ein happiges Loch in die Rechnung gerissen hat. Ende 2007, als die Schweizer wegen ihren Subprime-Verlusten dringend frisches Kapital benötigten, griffen die Singpurer der UBS mit 11 Milliarden Franken unter die Arme. Damals rechneten die Retter aus Fernost damit, dass ihr Investment zu einer Beteiligung von rund 9 Prozent führen würde. Durch weitere Rettungsaktionen, die wegen den gigantischen Verlusten der UBS dringend wurden, sank dieser Anteil des Staatsfonds auf die erwähnten knapp 7 Prozent.
Die 11 Milliarden, die anfänglich als Darlehen bereitgestellt wurden und im Frühling 2010 in UBS-Aktien gewandelt wurden, liegen heute um das Dreifache unter dem einstigen Kurs. Statt knapp 48 Franken, die Singapur pro UBS-Aktie auf den Tisch blättern musste, beträgt der Preis heute noch rund 16 Franken pro Titel. Auf 11 Milliarden macht das ein Minus von über 7 Milliarden.
I want my money back!
Was ist die naheliegende Folge? «I want my money back!», könnte es aus Singapur tönen. Der Stadtstaat sitzt Grübel möglicherweise seit längerem im Nacken und fordert vom CEO Vorschläge, wie dieser den UBS-Aktienkurs rasch und nachhaltig auf ein höheres Niveau zu hieven gedenkt.
Zwei Ereignisse sprechen für dieses Szenario. Erstens sagte Grübel an der Jahrespressekonferenz im Februar wiederholt und unaufgefordert, dass es seine oberste Aufgabe darin liege, Mehrwert für die Aktionäre zu schaffen. Dass er dabei nicht Herr und Frau Kleinaktionär gemeint hatte, sondern die grossen Kapitalgeber, versteht sich von allein.
Zweitens fragen sich Beobachter schon seit längerem, warum sich Grübel rund um die Too-Big-To-Fail-Problematik mit der Politik anlege. Grübel ist erfahren und weiss selbstverständlich, dass sein Widerstand in der Politik schlecht ankommt, nachdem die Steuerzahler der UBS im Herbst 2008 eine Rettungsleine zuwerfen mussten. Ist die Antwort auf Grübels Engagement beim Grossaktionär aus Singapur zu suchen, der von Grübel Antworten auf die scharfen Kapitalauflagen fordert?