Kampf um Fifa-Chefsessel: Warum Blatter bis zuletzt zittern muss

20minuten.ch (19. Mai 2011) – Ein bekannter Journalist rückt den Fifa-Präsidenten für dessen Wahlkampf ins mediale Licht. Blatter-Konkurrent Bin Hammam hält sich derweil bedeckt. Trotzdem fällt eine Prognose schwer.

Über Sepp Blatters Medienpräsenz wird im kleinen Züricher Nobelvorort Zollikon entschieden. Dort hat der bekannte Sportjournalist Walter de Gregorio (Weltwoche, Das Magazin, früher Blick) sein Kommunikationsbüro. De Gregorio, 46, wurde von Blatter für dessen Fifa-Wahlkampf gegen den arabischen Herausforderer Bin Hammam auf persönlicher Basis engagiert.

«In Zollikon sind wir ein kleines Team von Medienprofis, nicht mehr als ein halbes Dutzend Leute», sagt de Gregorio, der vom Fifa-General ein Fix-Honorar erhält und im Fall von dessen Wiederwahl am 1. Juni zusätzlich eine Erfolgsprämie.

Unter Zürcher Journalisten wird der Betrag von rund 100 000 Franken für de Gregorios Arbeit herumgeboten, die wenige Wochen dauert. Ob das viel oder wenig wäre, meint er zuerst, sagt dann aber: «Über Lohn und Erfolgsprämie spreche ich nicht.»

Unterstützung ausgerechnet aus England

Der Medienmann, der für den Blatter-Job zusätzlich von einem Journalisten in England unterstützt wird, zieht eine positive Bilanz des bisherigen Einsatzes auf dem schwierigen Parkett. Was Blatters Präsenz in der öffentlichen Arena und seine vorgebrachten Argumente betreffe, so sehe er den Schweizer Amtsinhaber klar in Führung, meint de Gregorio.

«Wir haben medial zugelegt, der Fifa-Präsident ist in wichtigen internationalen Medien präsent.» Dann kommt de Gregorio in Fahrt: «Al-Jazeera, BBC, CNN, ESPN, AFP, DPA, Frankfurter Allgemeine, Gazetta dello Sport, Mundo Deportivo, Super Sport TV Africa, um nur einige zu nennen. Am Sonntag folgt ein grosses Gespräch in der NZZ.»

Demgegenüber würde Bin Hammam «nur noch auf unsere Offensiven» reagieren. «Nach seinem Überraschungscoup mit der Kandidatur im März ist er medial in die Defensive geraten», sagt der Blatters PR-Mann. Die Schlacht in den Medien, so de Gregorio, sei wohl bereits entschieden, da hätten er und sein Team wohl keine schlechte Arbeit geleistet.

Geheime Wahl lässt Blatter bis zuletzt zittern

Ist das Rennen damit vorzeitig gelaufen? Nein, urteilt de Gregorio. «Die Wahl ist nicht öffentlich, abgerechnet wird in zwei Wochen.» Tatsächlich fällt auf, dass sich Bin Hammam mit öffentlichen Auftritten zurückhält. «Stimmt, es ist erstaunlich ruhig für die Schlussphase des Wahlkampfs, verglichen mit 1998 oder 2002», findet auch de Gregorio. «Immerhin geht es um viel.»

Die meisten Fifa-Konföderationen mit insgesamt 208 Stimmen hätten Blatter ihre Unterstützung zugesagt, sagt de Gregorio. «Nur: Werden sich die Delegierten auch daran halten?»

Wie auch immer das Resultat sein wird, nach der Wahl will der grossgewachsene Zürcher mit südländischen Wurzeln wieder journalistisch aktiv sein – mit nur leicht verändertem Fokus. «Ich werde nicht mehr über die Fifa schreiben, das ist klar. Aber über den FCZ, die Yakin-Brüder und andere lustige Sport-Themen werde ich weiter berichten.»


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