Ex-Goldman-Sachs-Manager haben das Sagen im wiedererstarkten UBS FICC
AWP (26. Mai 2011) – Im Geschäft mit den Festverzinslichen, Rohstoffen und Devisen (Fixed Income, Currencies and Commodities FICC) innerhalb der UBS Investment Bank haben ehemalige Manager der führenden Wallstreet-Bank Goldman Sachs (GS) wichtige Funktionen übernommen.
Ob damit wieder vermehrt unkalkulierbare Risiken eingegangen werden, oder ob die GS-Leute die Bank auf die Erfolgsstrasse zurückbringen werden, muss sich aber noch zeigen.
Topleute mit Goldman-Sachs-Erfahrung sind unter anderen: Matthias Frisch, Chef der Investment Bank Schweiz, der zwischenzeitlich für den Hedgefund Horizon von UBS-Verwaltungsrat Rainer-Marc Frey tätig war; Thomas Frauenlob, Chef Aktien Schweiz, auch er ein Ex-Goldman-Manager, der zwischendurch bei der Deutschen Bank war; und Bobby Gerjarusak im FICC der Region Asien-Pazifik, auch er ein Goldman-Veteran.
Weitere Goldman-Manager finden sich in Spitzenpositionen innerhalb der UBS Investmentbank im Personalwesen, in der Informatik, im Stabsbereich und im Bereich Capital Markets, wo bereits früher ein Kadermann von der Wallstreet-Konkurrentin zur Schweizer Grossbank gewechselt hatte.
Viele „Goldies“ stiessen wegen Carsten Kengeter zur UBS. Kengeter, Leiter der Sparte Investment Bank, zählt selbst zu den Goldman-Jungs innerhalb der UBS. Er war Aktienchef von Goldman Sachs Asien (ohne Japan) und heuerte wenige Tage vor dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008 bei der Schweizer Grossbank an, wo er FICC-Chef wurde.
Kengeter stieg bei der UBS rasch weiter auf. Kurz nachdem Oswald Grübel im Frühling 2009 das CEO-Steuer übernommen hatte, machte er Goldman-Veteran Kengeter im Mai 2009 zum Co-Chef der ganzen Investment Bank. Im September 2010 erhielt Kengeter schliesslich die alleinige Verantwortung für die Sparte zugeteilt.
Im ersten Quartal 2011 hinterliess der teure personelle Wiederaufbau des FICC-Bereichs positive Spuren in der Erfolgsrechnung der UBS. Mit Bruttoeinnahmen von 1,8 Mrd CHF, einer Verdoppelung gegenüber dem Vorquartal, war der Bereich der mit Abstand profitabelste innerhalb der Investment Bank. Mit 1,3 Mrd CHF folgte das Aktiengeschäft auf dem zweiten Platz, alle weiteren Geschäftseinheiten figurierten unter ferner liefen.
Die Goldman-Kultur innerhalb des FICC-Bereichs der UBS gibt am Finanzplatz Zürich zu reden. Ein Investmentbanker eines ausländischen Konkurrenten sieht eine Gefahr für jenen Bereich, der mit über 50 Mrd USD Verlusten die Bank tief in den Subprime-Strudel gezogen hatte. Die Quelle bezeichnet die Goldman-Kultur als äusserst risikofreudig. Zudem könnten sich die Ex-Goldman-Leute vom Rest der Bank abschotten.
Das ruft bei Beobachtern Erinnerungen an die Subprime-Krise hervor. Dort stand am Anfang der grossen UBS-Probleme ebenfalls ein Team, das bei Konkurrenten Karriere gemacht hatte, um dann bei der UBS einen vom Rest der Bank abgeschotteten Bereich aufzubauen.
Angeführt wurde die damalige Truppe vom ehemaligen Investmentbank-Chef John Costas und seinem FICC-Chef Michael Hutchins. Gemeinsam hatten die beiden Topleute eine Hypotheken-Verbriefungsmaschine mit hohen Einnahmen und noch höheren Risiken gezimmert, die von der Zürcher UBS-Zentrale zu wenig überwacht und geführt wurde.
Dass die UBS wieder bereit ist, mehr Risiken in ihrer Investment Bank einzugehen, darauf deutet ein Memo von UBS-CEO Grübel hin, das diese Woche den Weg in die angelsächsische Presse fand. Zwar sei die UBS Investment Bank auf gutem Weg, wieder vorne mitzuspielen, hielt Grübel darin fest. Doch bis dahin verbleibe noch ein weiter Weg. Ein UBS-Pressesprecher bestätigte das Memo auf Anfrage von AWP, wollte dessen Inhalt jedoch nicht kommentieren.
Ins Bild einer wieder forscher auftretenden UBS Investment Bank passt ein Auftritt von Spartenleiter Kengeter. Vor ein paar Monaten forderte der 44-jährige Deutsche mit einem Masters von der renommierten London School of Economics von seinen Mitarbeitern, dass sie mehr liefern und weniger über tiefere Boni jammern sollten.
In welcher Form die UBS ihre Investment Bank unter den zukünftigen globalen Kapital-Vorschriften führen will, ist umstritten. Heute berichtete die US-Zeitung Wall Street Journal von Plänen für eine Abspaltung der Investment Bank vom Mutterhaus.
Grübel hatte dieses Planspiel erstmals im Magazin Bilanz vor ein paar Monaten skizziert. Damals sprach der UBS-CEO über eine mögliche Aufspaltung entlang den Sparten Investment Bank, Vermögensverwaltung, Schweizer Retailbank und Asset Management.
Jede der neuen Einheiten könne an der Börse kotiert sein, meinte Grübel, aber nur der Schweizer UBS-Teil wäre noch in der Schweiz beheimatet. Alle anderen hätten ihren Hauptsitz im Ausland. New York, London, Singapur und Hongkong drängen sich als Alternativen auf. Die Holding würde nicht mehr zwingend 100% an den Töchtern halten, sondern müsse lediglich eine einfache Mehrheit besitzen, sagte Grübel damals.
Er begründete sein Gedankenspiel mit harten Vorschriften der Schweizer Regulatoren. Geplant sind 19% Eigenkapital, das sich aus 10% hartem Aktienkapital und den Reserven sowie aus 9% Zwangs-Wandelanleihen, sogenannten CoCos, zusammensetzt. Grübel befürchtet, dass im Ausland weniger strenge Vorschriften zum Tragen kommen und sich die Schweiz mit ihrem Ansatz zur Lösung des Too-Big-to-Fail-Problems ins Abseits manövrieren könnte.