Und plötzlich gibts null Bonus

20minuten.ch (20. Januar 2011) – Das neue Quali-System der UBS ist umstritten, weil gute Mitarbeiter schlechte Noten erhalten können. Viel wichtiger aber sind die Folgen für den Bonus.

Schock für viele Banker: Wer beim Jahresgespräch eine 5 kriegt, könnte beim Bonus leer ausgehen. Die UBS  hat ihr Qualifikationssystem im letzten Jahr modifiziert. Für 2010 durften die Chefs ihren Mitarbeitern nicht mehr nur positive Noten verteilen, sondern mussten 5 bis 10 Prozent ihres Teams eine 5 geben. Ungenügend! Oder wie es UBS-intern auf Neudeutsch heisst: «Needs to improve!», muss sich verbessern.

Die Aufregung um das neue Quali-System ist gross, berichtete das Schweizer Fernsehen in der Sendung «10vor10» am Dienstag, und liess eine Vertreterin des externen Bankpersonalverbands auftreten. Diese meinte, mit der Zwangseinteilung würden «Kollegen zu Konkurrenten». Das schade dem Klima.

Mehr Bonus für weniger Leute

Doch das ist nicht der entscheidende Grund für die Aufregung. Vielmehr hat die neue Zwangs-Einteilung in eine der 5 Leistungskategorien Auswirkungen auf das Heiligtum im Banking. Die Rede ist vom Bonus.

Dieter Biegger, oberster UBS-interner Personalvertreter, kritisiert, dass die Bank mit dem neuen System «keinen Rappen Bonus» spare, da dieser «einfach auf mehr oder weniger Köpfe verteilt» würde.

Einfach gesagt: In Zukunft gibt es bei der UBS höhere Boni für weniger Leute. Und – horribile dictu: «Nuller-Boni»!

Bonus als Menschenrecht

Das ist ein Schock. In der guten alten Zeit galt die Regel, dass alle Mitarbeiter im Februar/März für das zurückliegende Jahr einen Zustupf erhalten würden. Bei den obersten Kadern und den erfolgreichsten Händlern ging es um zweistellige Millionenbeträge, bei den unteren Chargen um einige Tausend bis Zehntausend Franken. Für alle aber galt: Der Bonus war quasi Menschenrecht.

Damit ist nun Schluss. «Nuller hat es schon immer gegeben», relativiert zwar UBS-Sprecher Serge Steiner gegenüber 20 Minuten Online, und fügt an, dass ein Note 5, also die schlechteste, «nicht automatisch null Bonus» bedeuten würde. Doch auch er bestätigt: «Die Einteilung hat einen Einfluss auf die Karriere und auf die Bezahlung und damit selbstverständlich auf eine allfällige Lohnerhöhung und die Höhe des Bonus.»

«Fürs Jahr 2010 ist die Quali-Runde gelaufen»

Ob es mehr «Nuller» geben wird, will Steiner nicht bestätigen. Er wisse es nicht. Da aber 5-10 Prozent der Mitarbeiter neu zwingend in der schlechtesten Kategorie landen müssen, dürfte die Zahl der UBS-Angestellten, die für 2010 leer ausgehen, hochschnellen. Weitere rund 20 Prozent der Belegschaft landen zudem in der zweitschlechtesten Kategorie, wo der Bonus im Vergleich zu früher ebenfalls nicht mehr so üppig ausfällt.

Kein Wunder, stehen die UBS-Banker auf die Hinterbeine. Beim Bonus hört der Spass auf. «Fürs Jahr 2010 ist die Quali-Runde gelaufen», sagt Personalvertreter Biegger. «Aber für 2011 wollen wir das System so aufstellen, dass eine gute Leistung auch entsprechend gewürdigt und honoriert wird.»


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