Oswald Grübel läuft die Zeit davon
20minuten.ch (26. Oktober 2010) – Der UBS-Chef strebt 15 Milliarden Vorsteuergewinn bis 2014 an. Heute enttäuschte die Bank die Anleger. Ist Grübels Ziel noch realistisch – in der eigenen Ära?
Der UBS-«Investorentag» letzten November war als Aufbruch zu neuen Ufern geplant. CEO Oswald Grübel liess seine Kollegen von der Konzernleitung die Zukunft rosig malen, sodass für die ganze Gruppe kumuliert ein Vorsteuer-Gewinn von 15 Milliarden Franken bis 2014 resultierte.
Damit machte Grübel seine Ambition klar, die Bank dorthin zurückzuführen, wo sie einst stand, bevor sie im US-Hypothekensumpf versank und mit US- Steuerbetrügereien ihre Reputation zerstörte.
Weiter, steiniger Weg
Fünf Jahre wollte sich Grübel, der nächsten Monat 67 wird, Zeit für den versprochenen Parforce-Ritt geben. Das erste Jahr ist faktisch um. Das Fazit lautet: Der Weg ist steinig und noch weit.
Die Zahlen für die Zeit von Januar bis September, die heute erschienen, sind ein Dämpfer. Gut 6 Milliarden Vorsteuergewinn hat die Bank in 9 Monaten erwirtschaftet, was auf das ganze 2010 hochgerechnet rund 8 Milliarden erwarten lässt.
Damit sind Grübel und sein Team in der Mitte angelangt; erst, urteilen die Ungeduldigen, die von Grübel Wunderdinge erwarten; immerhin, meinen die Bedächtigen, die auf den gigantischen Trümmerhaufen verweisen, den die neue Crew wegräumen musste.
Ob viel oder wenig, ist hier nicht die Frage, sondern: Wieviel Potenzial hat diese UBS? Grübels 15-Milliarden-Ziel ist ambitiös. Ist es auch realistisch in der Zeit, die Grübel noch bleibt?
Viele uneingelöste Versprechen
Um dies abzuschätzen, braucht es einen Blick auf die Einzelteile. Zuerst die Kosten. Ohne Berücksichtigung von Einmalaufwänden und Boni wollte sie Grübel in einem ersten Kraftakt bis Ende 2010 um 3,5 Milliarden auf noch 20 Milliarden drücken. Diesbezüglich sei die Bank auf Kurs, sagte ihr Finanzchef heute.
Richtig gespart hat die UBS allerdings nicht. Bis September gab sie fast 19 Milliarden aus, nur unwesentlich weniger als in der Vorjahresperiode. Fazit 1: Bei den Kostenbekämpfung hat die UBS viel Schwung verloren.
In der Vermögensverwaltung lautet das Renditeziel 100 Basispunkte. Das heisst, ein Prozent auf die verwalteten Vermögen sollten im Schnitt als Bruttoertrag anfallen. Im dritten Quartal waren es 89 Basispunkte, zurück von 95 im Frühsommer. Der Rückstand auf die CS bleibt gross. Der Lichtblick ist das Schweiz-Geschäft, das stabile Gewinnbeiträge abliefert und wo die vermögenden Kunden neues Vertrauen in die UBS zeigen. Fazit 2: Das Paradepferd der UBS lahmt.
Die US-Vermögensverwaltung will bis 2014 mindestens eine Milliarde zu den anvisierten 15 Milliarden Vorsteuergewinn beitragen. Im laufenden Jahr kann davon mit einem aufgelaufenen Verlust von 99 Millionen keine Rede sein. Fazit 3: Die US-Vermögensverwaltung bleibt das grösste Sorgenkind.
Das Asset Management mit der Vermögensverwaltung für Profikunden und den eigenen Fonds hat sich mittelfristig zu einem Gewinnbeitrag von 1,3 Milliarden vor Steuern verpflichtet. Im laufenden Jahr sind es bisher 370 Millionen, weit hinter dem Ziel. Fazit 4: Auch im Asset Management liegt das Ziel in weiter Ferne.
Schliesslich die Investmentbank. Vor Jahresfrist versprach UBS-Grübel, das Handelsgeschäft auf Vordermann zu bringen, damit dieses bis 2014 rund 6 Milliarden Gewinn beisteuert, und zwar mit viel weniger riskantem Eigenhandel, sondern hauptsächlich mit Geschäften für die Kunden. Zwischenstand Ende September: 2 Milliarden Gewinn. Fazit 5: Die Investmentbank erwirtschaftet derzeit halb soviel wie versprochen.
Mission Not Accomplished?
Insgesamt bleibt der Eindruck, dass sich die UBS zwar in die richtige Richtung bewegt, doch auf jeden Schritt nach vorn folgt ein halber zurück. Sollte sich die Erholung im Schneckentempo fortsetzen, wäre das zwar keine Katastrophe. Doch für CEO Oswald Grübel würde die Zeit knapp, im Frühling 2014 mit 70 in Pension zu gehen und zu verkündigen: «Mission Accomplished!»