Swatch ist fest im Griff der zweiten Generation
20minuten.ch (30. Juni 2010) – Hayeks Tochter Nayla wird Swatch-Präsidentin, ihr Bruder Nick bleibt CEO. Die von Hayek Senior geförderte Chefin der Marke Swatch dürfte an Einfluss verlieren.
Überraschend hat der Verwaltungsrat der Swatch Gruppe an seiner heutigen ordentlichen Sitzung Nayla Hayek, 59, zu seiner neuen Präsidentin gekürt. Die Tochter des am Montag verstorbenen Swatch-Übervaters Nicolas Hayek war seit kurzem Vizepräsidentin.
«Frau Nayla Hayek wurde in den letzten Jahren auf diese Funktion vorbereitet und verfügt über eine langjährige Erfahrung im Verwaltungsrat», schreibt die Unternehmung heute. «Überdies war sie über Jahre erfolgreich operativ tätig.»
Damit hält die zweite Generation der Familie Hayek die Zügel des 6-Milliarden-Konzern fest in den Händen. Für die von Hayek Senior geförderte Arlette Emch, die seit einem Jahr die Erfolgsmarke Swatch leitet, wird die Einflussnahme auf die Geschicke der Gruppe möglicherweise schwieriger. Aus Swatch-Kreisen ist zu vernehmen, dass die Hayek-Geschwister und Emch oft unterschiedlicher Meinung sind.
Nayla Hayek mit wenig Geschäftserfahrung
Möglicherweise hat der Verwaltungsrat den Willen von Mr. Swatch Nicolas Hayek befolgt. Dieser hatte sich 2003 auf den Stuhl des Präsidenten zurückgezogen und die operative Geschäftsführung seinem Sohn Nick, 55, übertragen.
Die 100-Millionen-Dollar-Frage ist, ob Nayla Hayek die Kraft und Statur hat, den Uhrenkonzern in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Während Nick Hayek seither mit guten Zahlen an Renommee gewann, blieb Nayla Hayek in der globalen Geschäftswelt ein weitgehend unbeschriebenes Blatt.
Die Hayek-Tochter investierte viel Zeit in die Pferdezucht. Sie engagierte sich in internationalen Organisationen für arabische Pferde. Auf der Homepage der Swatch Group werden diese Aktivitäten als nützlich für das Geschäft beschrieben. Diese würden ihr «Kontakte auf höchster Ebene für viele Geschäfts- und Promotionsaktivitäten der Swatch Group» einbringen.
Tiffany als Meisterprüfung
Nayla Hayek gilt als operative Swatch-Verwaltungsrätin. Sie war bisher verantwortlich für die Regionalorganisation für den Mittleren Osten, für Indien und für die Marke Balmain. Eine wichtige Rolle übernahm sie nach dem Deal mit der Luxusgüterherstellerin Tiffany. Diese verkaufte ihren Uhrenbereich Ende 2007 der Swatch-Gruppe.
2008 wurde Nayla Hayek operative Leiterin der neuen Geschäftseinheit Tiffany Watches. Ziel des Deals war es, dass die Tiffany-Uhren unter Swatch-Führung den Umsatz massiv ausweiten würde. Die Rede war von mindestens 500 Millionen Franken oder nahezu einer Verzehnfachung. Davon wollte Tiffany profitieren, indem die Firma eine fixe Beteiligung am Gewinn hatte.
Inzwischen haben sich die Hoffnungen auf einen steilen Umsatzanstieg zerschlagen. Tiffany-Insider sprechen gar von einem spürbaren Rückgang der Nachfrage nach den Luxusuhren, die das Segment zwischen 4000 und 30 000 Franken abdecken.
Swatch-Chefin unter Druck
Mit der Wahl Nayla Hayeks wird auch die Rolle der dritten Generation der Familie des Swatch-Übervaters gestärkt. Ihr Sohn Marc Alexander ist 39, hält wie seine Mutter einen Ehrendoktortitel der European University Montreux und kümmert sich um die Edelmarke Blancpain.
Weniger Freude an der Wahl von Nayla Hayek könnte Swatch-Chefin Arlette Emch haben. Emch stiess 1992 als Presseverantwortliche zum Konzern, wo sie dank der Förderung durch Patron Hayek eine steile Karriere machte und 2009 die Verantwortung für die Flaggschiffmarke Swatch übernahm. Ihr Sohn Manuel Emch ging letzten Herbst von Bord.