Das Ende der spanischen Party
20minuten.ch (25. Mai 2010) – Die Euro-Krise ist nicht ausgestanden. Nach der Notrettung einer spanischen Regionalsparkasse sinken die Bankenkurse auf breiter Front.
Die Talfahrt an den weltweiten Börsen hat sich am Dienstagmorgen beschleunigt. In der Schweiz sind es erneut die Bankentitel, die den SMI in die Tiefe ziehen. UBS, CS, Bär und auch Swiss Re gaben im Morgenhandel teilweise um über 4 Prozent nach. Die übrigen Börsen-Schwergewichte – Novartis, Roche, Nestlé – mussten auch Federn lassen, hielten sich aber deutlich besser.
Der Euro geriet wieder unter starken Druck, lag aber mit 1,42 Franken noch deutlich über der 1,40er Marke. Es war denn auch nicht allgemeines Euro-Misstrauen, das die Börsen belastete, sondern die Angst um Bankenpleiten in Euro-Land.
Ende der spanischen Immobilienparty
Die andalusische Caja Sur wurde am Wochenende unter staatliche Kontrolle gestellt. Sie hatte sich mit der Finanzierung von Immobilien übernommen. Es war die zweite Pleite innert kurzer Zeit. Im März musste die Caja Castilla La Mancha zwangsverwaltet werden. Nun steigt der Druck auf die sozialistische Regierung, die über 40 regionalen Sparkassen zu fusionieren und sie so zu stärken.
Was die überschuldete Regionalbank tat, war weitverbreitete Praxis während der spanischen Immobilien-Party des vergangenen Jahrzehnts. Die Banken finanzierten teilweise die gesamte Kaufsumme einer Wohnung oder eines Hauses in der Annahme, dass der Preis immer nur in eine Richtung gehen könnten: nach oben.
Wie in den USA erhielten auch ärmere Kunden grosszügig Hypotheken, die sie jetzt nicht mehr bedienen können. Nun lasten die überzahlten Immobilien auf den Bilanzen der Finanzhäuser. Entsprechend sackten heute früh die Aktien der grossen spanischen Banken in die Tiefe.
Fragile Lage im Euro-Land
Das Szenario einer mit faulen Immobilienkrediten belasteten spanischen Bankenlandschaft verschärft die fragile Lage in Euro-Land weiter. Mit Argusaugen verfolgen Analysten und Investoren die Lage in den am stärksten verschuldeten Staaten.
Das sind neben dem bereits weitgehend als konkursit abgeschriebenen Griechenland in erster Linie Spanien, Italien, Portugal und Irland. Italien und Irland werden die besten Chancen auf eine grundlegende und spürbare Trendumkehr gegeben. Beide Länder verfügen über teilweise robuste Wirtschaftssektoren.
Anders sieht die Lage auf der iberischen Halbinsel aus. Portugals Regierung bemüht sich zwar um einen scharfen Sparkurs. Doch die portugiesische Wirtschaft kann bezüglich Effizienz nicht mit den nördlichen Euro-Standorten mithalten. Der frühere Ausweg via Währungsabwertung ist den Portugiesen im Euro-Raum verwehrt. Und Spanien leidet vor allem unter 20 Prozent Arbeitslosigkeit, die auf starke Gewerkschaften und schwache Politiker zurückzuführen ist.
Schweizer Investments in Spanien nahmen zuletzt zu
Das und das Gewicht von Spanien für ganz Euro-Land macht die iberische Krise gefährlich; und zwar nicht nur für den Euro oder die EU, sondern für das gesamte Welt-Finanzsystem. Auch die Schweiz und ihre beiden Grossbanken UBS und CS sind davon betroffen.
Gegenüber Spanien nahmen die Ausstände der Schweizer Banken in den letzten Monaten nämlich zu. Ende September 2009 beliefen sich die Guthaben von UBS & Co. gegenüber Spanien auf gut 14 Milliarden Dollar, Ende Dezember waren es bereits über 18 Milliarden, ein Anstieg um 27 Prozent.
In Italien und Irland gingen die Ausstände hingegen zurück, und ein Ausfall Portugals ist angesichts von Investments von knapp 4 Milliarden Dollar weniger gefährlich.