UBS/US-Klage: CEO Oswald Grübel fordert Topkader zu 100-Prozent-Compliance auf
AWP (10. Februar 2009) – In einem Mail von gestern an alle Managing Directors und höhere Topkader der Grossbank UBS nimmt Konzernchef Oswald Grübel die Spitzenkräfte in die Pflicht. Das US-Crossborder-Geschäft sei zwar nie mehr als ein Minigeschäft gewesen, doch „Grösse ist unerheblich, wenn Falsches gemacht wird“, schreibt Grübel in der Mitteilung, die AWP vorliegt.
„Lassen Sie mich klar sein und wiederholen, was ich seit meinem Stellenantritt im März gesagt habe“, richtet sich der UBS-Konzernchef so deutlich wie noch nie an seine wichtigsten Mitarbeiter: „Wir beharren auf globalen Standards von
„Keine Ausnahme. Die Bank ist absolut und unwiderruflich zur Einhaltung strikter rechtlicher Korrektheit verpflichtet, und ich werde keine Abweichung von diesem Prinzip tolerieren.“
Grübels Mail, das an die obersten rund 2`000 Kaderleute ging, erklärt die Position der Bank wenige Tage vor Prozessbeginn in den USA im Steuerkonflikt mit dem Internal Revenue Service (IRS). „Das Datum rückt rasch näher, da wollte ich Sie warnen, was vor sich geht und was das für uns alle bei der UBS bedeutet“, schreibt Grübel am Anfang seines Mails.
Dann fasst er den Sachverhalt zusammen, wonach der IRS Informationen von „Zehntausenden von Kontoinhabern“ verlangt, was die UBS in eine „unhaltbare Lage“ bringe, „gefangen zwischen den Gesetzen zweier souveräner Nationen“.
„Im Kern geht es um einen Konflikt zwischen Schweizer Bankvertraulichkeit, der wir verpflichtet sind, und dem Ziel der USA, die von den eigenen Bürgern geschuldeten Steuern einzuziehen.“
„Auf die Datenherausgabe der IRS einzugehen würde von der UBS verlangen, Schweizer Strafrecht zu brechen, weshalb wir schlicht der Forderung der USA nicht nachkommen können.“ Die UBS habe dem Gericht gesagt, dass der Konflikt auf zwischenstaatlicher Ebene gelöst werden soll.
Grübel geht danach auf die erzwungene Herausgabe von Daten von rund 250 UBS-Kunden im Februar ein, als die Bank „schwerwiegende Fehler“ zugab und einen Deal mit einer Zahlung über 780 Mio USD einging, „eine der höchsten Bussen, die je in einem Steuerfall verfügt wurden“.
„Alle UBS-Stakeholders haben einen hohen Preis bezahlt, und um auch nur die geringste Gefahr von weiteren Fehlern auszuschalten, schliessen wir nun das US-Crossborder-Geschäft.“
Der Disput mit dem IRS sei für die Bank wichtig, ein Ergebnis werde sich zu gegebener Zeit ergeben. „Wir können aber nicht zulassen, dass wir uns dadurch von der viel herausfordernderen und wichtigeren Aufgabe ablenken lassen, dieses Unternehmen zu retten und den herausragenden Ruf der Bank wieder herzustellen.“
Das US-Geschäft der UBS sei immer noch gross und „hoch respektiert“ in den Vereinigten Staaten, wo die Bank 27`000 Mitarbeiter beschäftige und auch in Zukunft ihren Kunden „wertvolle Investments- und Beratungs-Dienstleistungen in voller Übereinstimmung mit US-Gesetzen und Regulatorien“ anbieten werde.
„Niemand von uns soll vergessen, dass unser Ruf in den USA und überall sonst in der Welt unser wichtigstes Gut ist, und es ist an jedem von uns, ein Beispiel unerschütterlicher Integrität abzugeben“, schliesst UBS-CEO Grübel sein Schreiben.