Das Stelldichein der Raubeine

20minuten.ch (1. April 2009) – UBS-Konzernchef Oswald Grübel setzt seinen langjährigen Buddy von der Credit Suisse, Ulrich Körner, auf den Stuhl des Stabschefs der Grossbank. Dieser steht im Ruf eines scharfen Denkers, der wie Raubein Grübel lockeren Umgang im Büro liebt.

Ulrich Körner (46) war bis letzten August Chef des Bereichs Schweiz bei Konkurrentin Credit Suisse. Dann fiel er beim amerikanischen CS-Konzernchef Brady Dougan in Ungnade und wurde durch Hans-Ulrich Meister ersetzt, der zuvor die gleiche Funktion in der UBS besetzte.

Hin und her zwischen CS- und UBS-Topshots

Nun ist die Rochade perfekt: Der schweiz-deutsche Doppelbürger Körner übernimmt die oberste Stabsfunktion der UBS, ersetzt den langjährigen UBS-Risikochef Walter Stürzinger (53), einer der letzten Ospel- und Rohner-Gefährten, und wird für Kosteneinsparungen verantwortlich.

Körners Wahl wird der UBS gut tun. Er war Partner bei der Beratungsfirma McKinsey, lernte dort, Strategien zu entwickeln, Strukturen in grosse Organisationen zu implementieren und Einsparpotenzial zu eruieren, und galt in der Credit Suisse lange als möglicher Nachfolger von Grübel (65) auf dem Stuhl des CEOs.

Als der US-Investmentbanker Brady Dougan das Rennen bei der CS machte, musste sich Körner auf schwere Zeiten einstellen. Denn Frühaufsteher Dougan hatte wenig übrig für Körners Sitten. Dieser ist bekannt dafür, dass er im Büro schon mal die Füsse aufs Pult legt und wenig sattelfesten Gesprächspartner mit seiner intellektuellen Schärfe die eigene Überlegenheit physisch zu verstehen gibt.

Zwei verwandte Seelen

Grübel und Körner hätten sich gut verstanden, sagt ein CS-Banker. Auch Grübel gilt als Rauhbein, der nichts von langen Diskussionen hält, sondern am liebsten bilateral Aufträge verteilt. In seinem ersten ausführlichen Mail ans weltweite UBS-Personal kritisierte Grübel vor wenigen Wochen die ausufernde Bürokratie innerhalb der UBS, die dazu führe, dass zuletzt niemand mehr wisse, was eigentlich entschieden worden sei.

Damit soll Körner aufräumen. Ihm unterstellt sind der weltweite Einkauf, das Personal, die Informatik und das Gebäudemanagement. In allen Bereichen geht es um Kosten und Einsparungen. Durch eine Zentralisierung, eine Verschlankung und eine Fokussierung aufs Wesentliche können wohl jährlich Hunderte von Millionen Franken eingespart werden – Geld, das eine abgespeckte und weniger rentable UBS dringend benötigen wird.

Körner muss keine Rücksicht auf alte Seilschaften nehmen

Die Erfahrungen als McKinsey-Partner und CS-Manager werden Körner in der neuen Aufgabe zugute kommen. Diese erlauben ihm, in Kürze den Hebel im Riesenreich der UBS am richtigen Ort anzusetzen. Ebenfalls von Vorteil ist seine Distanz zur alten Führung. Körner muss keine Rücksichten auf langjährige Verbündete nehmen, wie dies unter Stürzinger als oberstem Stabsleiter der Fall war. Stürzinger wusste seit Jahren um die Risiken im US-Handelsgeschäft, konnte aber trotzdem seine hohe Position im Konzern behalten, weil er offenbar früher als andere UBS-Topshots die Krise kommen sah.

Dass Grübel als ersten wichtigen Zuzug die Verpflichtung seines Ziehsohns Körner vermelden kann, ist auch ein Signal ans UBS-Personal und an die Investoren. Körner gilt als intelligenter, aber gnadenloser Kostensenker. Er dürfte in den nächsten Monaten Hunderte von Stabsstellen streichen, welche die UBS in den fetten Jahren aufgebaut hatte.


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