Die UBS steht vor entscheidenden Tagen

20minuten.ch (8. August 2008) – Die Finanzwelt wartet mit Spannung auf die Präsentation der Zahlen der UBS für das zweite Quartal 2008 vom kommenden Dienstag. Zwei Aussagen werden besonders interessant sein. Erstens: Wie viele weitere Abschreibungen für den Rest des Jahres könnten noch anfallen? Zweitens: Kann das Führungsgespann Marcel Rohner und Peter Kurer eine überzeugende Strategie für die Zukunft vorstellen?

Die erste Antwort wird wichtig, um abschätzen zu können, wann die Grossbank ihren «Blutzoll» endlich bezahlt hat. In den letzten drei Quartalen hat die UBS rund 40 Milliarden Franken mit US-Hypothekenpapieren verloren. Daneben machte sie zwar Gewinne in der Vermögensverwaltung. Doch diese waren längst nicht gross genug, um das Minus auszugleichen.

Unter dem Strich blieb ein Verlust für die UBS-Aktionäre von horrenden 25 Milliarden Franken. Ein Grossteil des Eigenkapitals wurde aufgebraucht und musste durch zwei Kapitalerhöhungen über fast 30 Milliarden Franken aufgestockt werden.

Immer noch eine grosse Nummer im US-Kreditmarkt

Ein Blick auf alle Positionen im US-Kreditmarkt zeigt, dass die UBS mit ihrer Investmentbank immer noch ein grosses Rad dreht. Einige der Ausstände mögen ungefährdet sein. Doch bei solch hohen Milliardenbeständen bleiben weitere Milliardenabschreiber wahrscheinlich.

Wie bereits angekündigt wird die UBS am Dienstag dank einmaliger Steuergutschrift eine rote Null ausweisen. Das Resultat beinhaltet rund fünf Milliarden Franken Abschreiber für das zweite Quartal. CEO Marcel Rohner sagte in der letzten SonntagsZeitung, die UBS habe den Abbau der faulen US-Hypothekenpapaiere «im zweiten Quartal dieses Jahres erfolgreich weitergeführt».

Analysten der US-Banken JP Morgan und Goldman Sachs rechnen für das dritte Quartal mit zusätzlichen zwei Milliarden Abschreibungen auf Monoline-Positionen. Diese Versicherer bieten Schutz gegen Kreditausfälle. Weil sie selbst angeschlagen sind, sind sie zum Risiko geworden. Werden die Abschreiber auf Monoline-Positionen Realität, verschiebt sich die Rückkehr der UBS in die Gewinnzone weiter nach hinten.

Noch vor der Pressekonferenz könnten übers Wochenende wichtige Weichenstellungen im Verwaltungsrat und in der Konzernleitung der UBS erfolgen. Präsident Peter Kurer und seine VR-Kollegen schlagen neue Verwaltungsräte vor, die an der Generalversammlung vom 2. Oktober, der dritten in diesem Jahr, antreten. Versprochen hat Kurer ausgewiesene Finanzexperten.

Ende der integrierten Bank wäre langfristig riskant

Noch wichtiger ist die neue Strategie. Die UBS hat die US-Investmentbank Lazard mit der Überprüfung des integrierten Geschäftsmodells beauftragt. Diese fasst die risikoanfällige Investmentbank und die stabile Vermögensverwaltung eng zusammen. Grosse UBS-Aktionäre wie der Ex-UBS-CEO Luqman Arnold plädieren für eine Zweiteilung.

Kurzfristig könnte dies aus Aktionärssicht sinnvoll sein. Der Wert der rentablen Vermögensverwaltung käme besser zur Geltung, die Verluste der Investmentbank wären klarer zugeordnet.

Langfristig birgt die Strategie Risiken. Die Stars der Investmentbank könnten daraus schliessen, dass sich die UBS aus dem Geschäft mit dem Handel und der internationalen Firmenberatung verabschieden will. Die Besten könnten zur Konkurrenz abspringen und die UBS Investmentbank weiter schwächen. Weil die faulen US-Engagements in den Büchern bleiben, würde der Wert der der neuen Einheit rasch sinken. Vielleicht käme es gar zu einem Sterben auf Raten. Wie wertvoll dann eine UBS als reine Privatbank noch wäre, ist ungewiss.


Einen Kommentar schreiben