Zeichen der absoluten Verunsicherung
20minuten.ch (16. Juli 2008) – Die Schweizer Rückversicherung Swiss Re hat heute ihre US-Hypotheken-Anlagen präzisiert. Nichts Neues, dachte man bei Swiss Re. Doch allein schon in einem Atemzug mit Freddie und Fannie genannt zu werden, reicht für einen Absturz. 9,6 Milliarden Dollar hat die Swiss Re bei den beiden US-Hypothekenanbietern Freddie Mac und Fannie Mae angelegt. Kaum ging diese Information heute Mittag um die Börsenwelt, krachte der Swiss-Re-Aktienkurs um 9 Prozent auf unter 57 Franken zusammen. Inzwischen hat er sich leicht erholt und steht bei rund 58 Franken, was einem Minus von 6 Prozent entspricht.
Laut einem Sprecher will Swiss Re mit der Offenlegung Fragen von Analysten und Investoren beantworten. «Wir haben diese Zahlen schon am 6. Mai im Rahmen unserer Quartals-Berichterstattung genannt», sagt Adi Koch gegenüber 20 Minuten Online. Dass die Börse trotzdem scharf reagiert, kommentiert Koch nicht. «Vielleicht wurden wir falsch verstanden.»
Der Swiss-Re-Manager verweist auf die hohe Qualität der Freddie- und Fannie-Anlagen. Es handle sich um zwei Hypotheken-Agenturen mit einer «impliziten und expliziten Staatsgarantie», sagt Koch.
Das US-Finanzministerium gab am Sonntag bekannt, dass es den beiden Hypotheken-Agenturen günstige Kredite zur Verfügung stellen und im Notfall zusätzliches Eigenkapital von Freddie und Fannie zeichnen würde. Letzten Oktober stand der Fannie-Kurs noch bei 67 Dollar, gestern schloss er auf 7 Dollar.
Anleger bleiben skeptsich
Laut Swiss-Re-Mann Koch handelt es sich bei den 10 Milliarden Dollar, welche die weltgrösste Rückversicherung bei den zwei US-Hypothekenriesen angelegt hat, um ein unspektakuläres Investment. Die Swiss Re weist Kapitalanlagen von 228 Milliarden Franken aus. Die Fannie- und Freddie-Investments machen somit gut 4 Prozent der gesamten Anlagen aus.
«Jeder Versicherer legt seine Einnahmen in verschiedenen Investments an, das gehört zum normalen Asset Management», sagt Koch. Es gebe keinen Grund, die Freddie- und Fannie-Investments anders als sonstige Kapitalanlagen zu behandeln.
Die Investoren bleiben skeptisch. Sie erinnern sich an letzten Herbst, als die Swiss-Re-Führung kurz nach Bekanntgabe ihres Quartalsergebnisses Abschreiber auf US-Hypothekenpapieren meldete und einen Verlust von 1,2 Milliarden Franken in Aussicht stellte. Ende Januar wurde bekannt, dass US-Milliardär Warren Buffet 3 Prozent an Swiss Re übernahm. Damals schossen die Aktien der Schweizer Versicherung auf über 80 Franken. Im Vergleich zum Höchstkurs vom letzten Oktober sind sie heute noch die Hälfte wert.