Wird die Luft dünn für Basels Billig-Flughafen?

20minuten.ch (19. Juni 2008) – Der Ölpreis bringt viele Fluggesellschaften ins Trudeln – auch Billig-Airlines. Als Hub für Discountflüge dürfte der EuroAirport in Basel also in turbulente Zeiten steuern? Von wegen, meint Fughafenboss Jürg Rämi. Er bleibt optimistisch und schmiedet grosse Pläne.

Eine Airline-Faustregel besagt, dass die Kerosinkosten rund ein Drittel aller Ausgaben ausmachen. Kein Wunder, drückt die Preisexplosion beim Erdöl auf die Branche.

Entsprechend skeptisch sind die Börsen. Seit 2007 sackten die American-Airlines-Aktien von über 40 Dollar auf 6 ab, British Airways von 570 Pence auf 240. Selbst die Titel der soliden Lufthansa mit ihrer Tochter Swiss kamen herunter, von 22 Euro auf 16 Euro.

Nun geraten sogar die erfolgreichen Billigairlines unter Druck. Die Aktien der englischen Easyjet gaben von 10 Euro auf weniger als 4 nach, Air Berlin stürzten von 20 Euro auf 6. Und viele Analysten bleiben für die Zukunft skeptisch.

„Ein Problem für Fluggesellschaften“

Davon lässt sich Jürg Rämi, Direktor des Basler Flughafens Euroairport, nicht beeindrucken. Rämi sieht in den hohen Kerosinpreisen «vor allem ein Problem für die Fluggesellschaften». Als Airport müsse man «konkurrenzfähig bleiben und ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis anbieten», wie er im Gespräch mit 20 Minuten Online sagt.

Rämi, 53, ist seit sechs Jahren Chef des Euroairports, ein Flughafen in der Dreiländerzone Schweiz-Frankreich-Deutschland und hinter Zürich und Genf die Nummer drei der Schweizer Landesflughäfen. Der Ex-Swissair-Manager übernahm 2002 das Euroairport-Steuer. Auch damals standen die Zeichen auf Sturm. Die Heimfluggesellschaft Crossair hatte sich übernommen und verlor als Teil der Swiss ihre Unabhängigkeit. Von 2000 bis 2003 brachen die Passagierzahlen in Basel um einen Drittel auf 2,5 Millionen ein.

Ein Flughafen startet durch

Basel verlor Geld, viele Airlines wanderten ab. Was tun? Höhere Gebühren, so wie in Zürich, das nach dem Grounding der Swissair die Tarife stark anhob, versprachen dem kleinen Euroairport kaum Erfolg. Ein Monopol wie beim grossen Nachbarn existierte nicht.

Also schritt Jürg Rämi in die umgekehrte Richtung, senkte die Gebühren und hoffte, damit aufstrebende Billigairlines an Land zu ziehen. Sein Mut wurde belohnt. Die englische Easyjet verschob ihre Schweizer Basis vom teuren Zürich ins günstige Basel.

Mit dem Erfolg handelte sich Rämi ein neues Problem ein. 2007 betrug der Marktanteil von Easyjet fast 49 Prozent, während die Swiss in Basel nur 10 Prozent auswies. Rämi will in Zukunft für alle Kundengruppen da sein. «Wir bemühen uns um ein diversifiziertes Angebot – mehrere Lowcost-Carriers und mehrere traditionelle Fluggesellschaften, damit das Risiko breiter abgestützt wird», sagt der Basler Flughafenchef.

Sein Plus bleiben die günstigen Tarife. Die Passagiere bezahlen in Basel 24,85 Franken, deutlich weniger als in Zürich, wo ein Abflug 40,50 Franken kostet.

Euroairport sucht Anschluss ans Bahnnetz

Die happige Differenz ist auch ein Abbild der unterschiedlichen Infrastruktur. Zürich-Kloten investierte Milliarden in moderne Bauten und Verkehrsträger, während Basel nicht einmal einen Zugsanschluss hat. Nun seien aber die nötigen Terrains reserviert, sagt Rämi, und die ETH Lausanne prüfe derzeit mögliche Abspeckvarianten. «Unser Ziel ist es, an das regionale Bahnnetz angeschlossen zu sein. Dies ist wichtig für die Passagiere aus der Region.»

Vorläufig ausreichend ist die 3900 Meter lange Nord-Süd-Hauptpiste. Laut Rämi liegt Basels maximale Kapazität bei 6 bis 8 Millionen Flugpassagieren. «Dieses Jahr werden wir rund 4,5 Millionen Passagiere begrüssen können», schätzt der Euroairport-Direktor.


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