UBS-Bericht an EBK: Hauptproblem war das so genannte „B-Team“ der Investmentbank

Zürich (AWP) – Der so genannte „Shareholder Report on UBS’s Write-Downs“, in dem die Grossbank zwei Tage vor ihrer Generalversammlung ihre 40 Mrd USD Abschreibungen im Detail erklärt, birgt Überraschendes. So hat nicht das so genannte A-Team des bankeigenen Hedgefunds Dillon Read Capital Management (DRCM) den Hauptteil der Verluste eingefahren. Auf das Konto von DRCM gehen „lediglich“ 16% oder gut 3 Mrd USD aller bis Ende Dezember 2007 erlittenen Verluste im Zusammenhang mit minderwertigen amerikanischen Hypothekenwertschriften. Das Total zu diesem Zeitpunkt belief sich auf knapp 19 Mrd USD.

Zwei Drittel der Verluste, das entspricht gut 12 Mrd USD, stammen hingegen aus der eigenen Investmentbank. Der Zinsenbereich innerhalb der Investmentbank kopierte nach der Gründung des DRCM-Hedgefunds zum Teil dessen Strategien mit US-Hypothekenpapieren. Der scheidende UBS-Präsident Marcel Ospel taufte diese Abteilung nach Bekanntwerden der ersten Verluste Anfang Oktober 2007 auf den Namen „B-Team“. In einem Interview mit der NZZ sagte Ospel damals, dass beide Teams „in der Folge parallel notabene mehrheitlich AAA-Wertschriften auf ihre Bücher genommen“ hätten. Dies habe dazu geführt, dass „die Volumina die vernünftige Grösse überschritten“.

Das B-Team der UBS-Investmentbank nahm nicht nur selbst gezimmerte Subprime-Wertschriftenkonstrukte, so genannte Collateralized Dept Obligations (CDOs), auf die eigenen Bücher. Die verantwortlichen Händler beschlossen auch, im grossen Stil die am höchsten zertifizierten Tranchen der CDOs, die Super Senior Positionen, Dritten abzukaufen. Dies geschah auch noch zu einem Zeitpunkt, als DRCM und andere Investmentbanken wie Goldman Sachs oder die Handelsabteilungen von Credit Suisse ihre Subprime-Positionen stark abbauten. Dies ist die zentrale Erklärung dafür, dass die bis damals als besonders risikoavers Bank geltende UBS heute als die am stärksten geschädigte Mitspielerin dasteht. Die Bestände dieser Super Senior Papiere stiegen von tiefem Niveau im Februar 2006 aus auf rund 50 Mrd USD im September 2007. Ende 2007 waren die Papiere für rund die Hälfte aller erlittenen Verluste verantwortlich, also fast 10 Mrd USD.

Bemerkenswert beim enormen Wachstum ist die Tatsache, dass Geschäftsleitung und Verwaltungsrat keine Obergrenze für die komplexen, intransparenten CDO-Papiere festlegten. Gemäss dem heutigen Bericht existierte „keine übergreifende operationelle Limite in der Investmentbank (in Kombination mit DRCM), welche das gesamte Exposure im Subprime-Markt limitierte“.

Die enormen Bestände waren nur möglich, weil die Investmentbank von günstigen internen Refinanzierungssätzen profitierte. Es bestand die Verlockung zu immer grösseren Carry-Trades, bei denen trotz kleinen Margen grosse Gewinne resultieren, indem riesige Volumen kreiert werden. Im April 2007 äusserte das Präsidium unter Marcel Ospel Bedenken bezüglich der günstigen Refinanzierung und dem Bilanzwachstum. Der damalige CEO Peter Wuffli versprach, Massnahmen zu ergreifen. Ospels Präsidium stellte weit reichende Korrekturen für Juli/August 2007 in Aussicht, falls keine wirkungsvollen Lösungen gefunden würden. Der völlige Zusammenbruch im Handel mit US-Hypothekenpapieren Ende Juli machte diesem Plan aber einen Strich durch die Rechnung.


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