Was macht bloss William Meaney?
Vor Weihnachten war es wieder so weit. William (Bill) Meaney kehrte für ein paar Tage aus seiner neuen Heimat Hongkong in die Schweiz zurück. Wie meist flog er mit Swiss, jener Airline, bei der er im turbulenten Krisenjahr 2003 wichtige Entscheide fällte. «Ich genoss den Service der Swiss damals», sagt Meaney, «und ich geniesse ihn heute.» Nach seinem Abgang verschwand der Amerikaner mit irischem Pass von der Bildfläche. Scheinbar. Denn tatsächlich leitet der 46-Jährige seit Mitte 2004 eine der grössten privaten Beteiligungsgesellschaften Asiens. Die Zuellig Group wurde 1916 von einem ausgewanderten Schweizer gegründet und setzt heute mit über 10 000 Angestellten rund sechs Milliarden Dollar pro Jahr um. Die Gruppe vertreibt Medikamente, Saatgut, Landwirtschaftsmaschinen, sie besitzt einige Industriefirmen und eine Immobiliengesellschaft.Meaney berichtet, wie er an der Geburtstagsparty eines Zuellig-Nachkommens mit dem damaligen CEO der Gruppe ins Gespräch kam. «Als dieser von meinem Abgang hörte, griff er zum Telefon und fragte mich, ob ich an seiner Nachfolge interessiert wäre.» Eine rasche Stabübergabe folgte dann aber nicht. Im Gegenteil: Die Zuellig-Verantwortlichen hätten ihn vier Monate lang auf Herz und Nieren geprüft, sagt Meaney. Vielleicht wollten sie auf Nummer sicher gehen, weil ihm der Ruf eines harten Sanierers vorauseilt, nicht aber der eines Wachstumsstrategen. Dabei hatte der sogenannte Turnaround-Manager vor seinem elfmonatigen Kurzeinsatz bei der Swiss zwei Jahre lang als Vizechef der South African Airways geamtet und war danach Chef der Star Alliance, des Airline-Verbunds der Lufthansa, zu dem heute auch die Swiss gehört. Beides waren keine Restrukturierungsaufgaben. In Hongkong scheint er es nun länger auszuhalten. «Weder Shanghai noch Bangkok können mit der Lebensqualität Hongkongs mithalten», führt Meaney an. Viel Natur, flüssiger Verkehr und Tagesschulen für Kinder ab drei, dazu die chinesische Geschäftstüchtigkeit, all das hält das Heimweh nach der Schweiz in engen Grenzen.