«Gaydoul ist kein Thema mehr»

20minuten.ch (2. September 2009) – Die Grasshoppers pfeifen aus dem letzten Loch. Die Verantwortlichen um Ex-GC-Goali Roger Berbig haben kaum mehr Kredit. Nun nimmt Zentralpräsident Andres Iten die Zügel in die Hand, der alle GC-Sportsektionen vertritt. Er will Berbig notfalls die Zügel aus der Hand nehmen.

Die jüngste Aufregung um die Zukunft des Grasshopper Club Zürich (GC) hat ein Artikel in der heutigen NZZ ausgelöst. Dort ist die Rede von einem «kontrollierten Grounding» der Fussball-Superleague-Mannschaft GC mit Trainer Ciriaco Sforza. Rechnungen würden verspätet bezahlt.

Verantwortlich für das Schicksal des Schweizer Rekordmeisters und Zürcher Traditionsklubs sind die Chefs der Neuen Grasshopper Fussball AG, Präsident Roger Berbig und Verwaltungsrat Heinz Spross. Spross ist auch Financier von GC, der versprochen hat, das Defizit der laufenden Saison von geschätzten 7 Millionen Franken zu decken. Berbig sagte der NZZ, er könne sich vorstellen, dass Spross «irgendwann auch genug» habe.

Spross muss nur bis Juni 2010 zahlen

Offenbar nähert sich dieser Zeitpunkt in Windeseile. Spross, ein Erbe des vor fünf Jahren gestorbenen «Gärtners der Nation» Werner Spross, gab seine Defizitgarantie für die erste Mannschaft für drei Saisons. Die Lust auf weitere Verluste scheint gering.

Die Rede vom «Grounding» – gemeint ist ein Neuanfang in der 1. Liga – legt den Schluss nahe, dass GC-Präsident Berbig und Financier Spross ihr Pulver fast verschossen haben. Seit Monaten versuchen sie Nachfolger-Sponsoren für Spross zu finden. Im Frühsommer krochen sie einem Schein-Millionär namens Eckel auf den Leim. Im Spätsommer sind sie nicht viel weitergekommen.

Das würde erklären, warum Berbig jegliche Zurückhaltung ablegt. Seine Aussagen in der NZZ gleichen einem öffentlichen Hilfeschrei. Der Chirurg hätte ebensogut den Klub per Zeitungsinserat zum Verkauf anbieten können. Immerhin konnte er sich die Inseratekosten sparen.

Noch etwas deutet darauf hin, dass das Duo Berbig/Spross am Ende ihres Lateins angelangt ist. Berbig bringt im NZZ-Artikel Philippe Gaydoul als möglichen Retter ins Spiel. «Einem seriösen Schweizer Investor» würde GC «selbstverständlich nicht die Türe vor der Nase» zuschlagen, lässt sich Berbig zitieren.

Keine zweiten Verhandlungen mit Gaydoul

Doch Gaydoul ist dort, wo über den Verkauf der Aktien der Neuen GC Fussball AG entschieden wird, kein Thema mehr. «Bei Gaydoul fehlte wenig zum Handschlag, dieses Thema ist aber abgeschlossen», sagt Andres Iten, Präsident des GC-Zentralvorstands.

Er und seine Kollegen vom GC-Obergremium seien schon bereit, die Aktien an einen Investor abzutreten. Doch nur mit Bedingungen. «Wir haben seinerzeit vereinbart, dass wir über die Gründe, welche zur Beendigung der Verhandlungen führten, keine Stellung nehmen», sagt Iten.

Laut einer GC-Quelle, die sich nur anonym äussert, wollten Gaydoul und seine Partner die «volle Verfügungsgewalt» über die Marke GC. Das habe der Zentralvorstand unter Iten nicht akzeptiert. Die Gefahr einer Rufschädigung für die übrigen GC-Sportsektionen sei zu gross.

Itens Definition der GC-Grundwerte zeigt, was die Verantwortlichen vom Neuen erwarten. «GC ist ein zürcherischer polysportiver Verein mit 11 Sektionen, die alle, nebst dem Breitensport, in ihrer Sportdisziplin im Rahmen des Leistungssports den Nachwuchs fördern, sich ambitiöse Ziele setzen und im übrigen weitgehend unabhängig agieren».

Am 31. Dezember fällt die Guillotine

Ende Jahr muss die Fussball AG beim Verband in Bern glaubwürdig nachweisen, dass die Finanzierung des Topteams gesichert ist. Gelingt dies nicht, kriegt GC keine Lizenz für die nächste Saison. «Dann heisst das Worstcase-Szenario 1. Liga», sagt Iten.

In knapp vier Monaten müssen sowohl Berbig/Spross als auch Iten und der Zentralvorstand Investoren finden. Je näher das Jahresende rückt, desto stärker verschieben sich die Gewichte. «Dass der Zentralvorstand das Zepter übernehmen würde, wäre Ultimo ratio», sagt Iten. Das lässt Berbigs Hilfeschrei von heute in neuem Licht erscheinen. Wenn der Chirurg den Patienten GC nicht rasch rettet, greifen Andere zum Skalpell.


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