Julius Bär/Madoff-Opfer-Anwälte wollen aussergerichtliche Zahlungen forcieren
AWP (7. Juli 2009) – Eine Vereinigung von weltweiten Anwaltskanzleien, welche die Interessen von Opfern des verurteilten Finanzbetrügers Bernard Madoff wahrnimmt, hat an einer Pressekonferenz von heute Vormittag in Madrid schwere Vorwürfe an die Adresse der Zürcher Bank Julius Bär gerichtet.
Berater von Julius Bär hätten ohne gültige spanische Lizenz ihren Kunden Fonds zum Kauf empfohlen, die ihrerseits „direkt oder indirekt“ mit Madoff-Fonds „verlinkt“ gewesen seien. Ein solches Vergehen könne Bussen in Höhe von bis zu 5% des Eigenkapitals nach sich ziehen, schreiben die Anwälte in einem Communiqué. Laut einem Bericht der „SonntagsZeitung“ würde das im Fall von Julius Bär bis zu 300 Mio CHF ausmachen.
Eine allfällige Verurteilung der Bank würde zudem in einem offiziellen Organ veröffentlicht, und die Verwaltungsräte von Julius Bär könnten für allfällige Schäden persönlich haftbar gemacht werden, schrieb die Anwaltsgruppierung in einer Mitteilung.
Möglicherweise habe Julius Bär auch gegen Mifid-Regeln über Kreditvergabe- und Beratungsprozesse im europäischen Finanzmarkt verstossen. Solche Vergehen könnten eine detaillierte Überprüfung der Geschäftspraktiken der Bank auslösen.
Die Bank Julius Bär bestritt schon am Vormittag in einer schriftlichen Reaktion, dass gegen Regeln im spanischen Markt verstossen worden sei. Im Verlauf des Tages präzisierte ein Bär-Sprecher, dass keine Gesellschaft der Bär-Gruppe in Madoff-Fonds investiert gewesen sei, auch seien Kunden nie Madoff-Produkte empfohlen worden. Man habe jedoch als Depotstelle im Auftrag von externen Vermögensverwaltern und einzelnen Privatanlegern Madoff-Produkte gekauft oder verkauft.
Laut Luis Vericat, Partner der Anwaltskanzlei Cremades & Calvo-Sotelo, die ein Madoff-Opfer vertritt und Teil des gebildeten Netzwerks der Rechtsvertreter ist, sei es bisher zu keinen Verhandlungen mit Julius-Bär-Vertretern gekommen. „Wir haben die Bank mehrmals schriftlich in dieser Sache kontaktiert, aber nie eine Antwort erhalten“, sagte Vericat.
Weil Julius Bär nicht reagierte, habe man nun die nächste Phase eingeleitet, so Vericat im Gespräch mit awp. „Unser Ziel ist eine aussergerichtliche Einigung, bei der beide Seiten einen Kompromiss anstreben.“ Als Vorbild für eine aussergerichtliche Zahlung nennt die Anwaltskanzlei in ihrer heutigen Pressemitteilung das Entgegenkommen von Bank of Kuwait und der Banco Santander gegenüber Madoff-Opfern.
Weil sich Julius Bär bisher hart gezeigt hat, droht Anwalt Vericat mit der nächsten Eskalationsstufe. „wir uns gezwungen sehen, Julius Bär vor Gericht zu ziehen, dann werden wird das tun.“ Sollte die Bank weiterhin Verhandlungen ablehnen, will die Madrider Kanzlei die Schweizer gegen Ende Jahr vor Gericht einklagen, sofern der betroffene Klient dies wünsche.
Julius-Bär-Sprecher Martin Somogyi lehnte einen Kommentar zu „vermuteten oder tatsächlichen Verfahren“ ab. Die von den Anwälten erhobenen Vorwürfe seien aber „inhaltlich falsch“. Zwar sei richtig, dass die Bank Julius Bär keine Lizenz für den spanischen Markt habe, was allerdings auch nicht nötig sei. Man operiere „in allen Märkten“ im legalen Rahmen. „Das stellt unsere Rechtsabteilung sicher“, sagte Somogyi.