Verkorkste Strategie: Die CS-Onebank ist gescheitert
20minuten.ch (9. Februar 2012) – Der Milliardenverlust der Investmentbank macht die Credit Suisse zum Sanierungsfall. Damit wird auch CS-Chef Brady Dougan als Investmentbanker zum Thema. Die Analyse.
Ein Gewinnrückgang wurde erwartet. Aber kein Einbruch. Der Sturz von 5 Milliarden auf noch 2 Milliarden Jahresgewinn ist für die Credit Suisse (CS) und ihre Führung ein Desaster.
Vor 12 Monaten präsentierte sich die CS-Spitze noch als Avantgarde des neuen Grossbankings. 15 Prozent Eigenkapitalrendite seien gut genug, wichtig seien nachhaltige Ergebnisse. Das klang sowohl vernünftig als auch attraktiv. Doch nun entpuppen sich die CS-Oberen statt als Vorreiter als die Letzten im Umzug.
Die CS ist stärker als die UBS und andere globale Finanzplayer nach wie vor von ihrer riskanten und volatilen Investmentbank abhängig. Dort aber geht nichts mehr ausser Verlusten. Von Oktober bis Dezember 2011 erlitt das CS-Investmentbanking ein Minus von 1,3 Milliarden.
Versprochen waren 15 Prozent Rendite
Die Eigenkapitalrendite für das ganze Jahr 2011 liegt nicht bei 15 Prozent, sondern bei 6. Das ist weniger, als sich CS-Chef Brady Dougan und seine Leute in ihren schlimmsten Albträumen ausmalen konnten. Nun kommt das Onebank-Modell der CS auf dem Prüfstand. Wenn die Investmentbank ausser Milliarden-Spesen nichts zustande bringt, muss sich die Führung grundsätzliche Fragen stellen.
Kann die CS als weltweite Vermögensverwalterin und führende Investmentbank unter dem gleichen Dach nachhaltig Wert für ihre Aktionäre schaffen? Oder sind die beiden Teile Wasser und Feuer und zerstören mehr, als dass sie Gutes schaffen?
UBS-Aktionär fuhr zuletzt besser
Der CS-Aktionär hat in den letzten 5 Jahren 70 Prozent seines Investments verloren. Das sieht bei der UBS nicht besser aus, im Gegenteil, dort betragen die Verluste über 80 Prozent. Nimmt man jedoch einen Vergleich seit Anfang 2011, fällt die Bilanz zu Ungunsten der CS aus. Die CS-Aktie sank um einen Drittel, während die UBS-Eigner «nur» 16 Prozent verloren haben.
Es ist auch nicht so, dass sich die UBS bereits von ihrem «Onebank-Glück» verabschiedet hätte. Doch die CS ist traditionellerweise stärker vom Erfolg ihrer Investmentbank abhängig. Das Geschäft wird aber nie mehr so sein wie in den «Roaring» 2000er. Die Politiker aller Länder verbieten das Casino-Banking für grosse Anleger-Banker. Gleichzeitig reissen die Staatspleiten schwarze Löcher in die Grossbanken-Bilanzen. Zusätzliche Risiko-Positionen sind da unerwünscht.
Was wird aus Investmentbanker Dougan?
Wenn das alte Investmentbanking tot ist, dann ist auch die bisherige CS an ihr Ende gekommen. Noch berichtet sie brav von einer Milliarde Synergiegewinn aus dem Onebank-Modell. Doch erstens ist das im Vergleich zu den früheren Milliarden nur ein schwacher Abklatsch. Zweitens geht diese Milliarde im miserablen Ergebnis der Investmentbank unter. Mit der Frage nach einer strategischen Weichenstellung rückt das Schicksal von CS-Chef Brady Dougan ins Zentrum. Dougan ist ein in der Wolle gefärbter Investmentbanker.
Sollte die CS ihre Investmentbank massiv verkleinern und wie die UBS die Vermögensverwaltung ins Zentrum stellen, dann könnte auch Dougans Ära zu einem Abschluss kommen.