Vontobel-VR wählte heute neuen Konzernchef

AWP (15. Dezember 2010) – Die Zürcher Investment- und Privatbank Vontobel erhält in diesen Stunden einen neuen operativen Chef.

„Der Verwaltungsrat wählt heute den Nachfolger von Herrn Scheidt“, bestätigte ein Sprecher der Bank am Mittwoch auf Anfrage von AWP. Das Geschäft sei für die heutige Sitzung des Gremiums traktandiert, werde aber aus zeitlichen Gründen erst morgen früh um 7 Uhr der Öffentlichkeit mitgeteilt, sagt der Sprecher.

Im Rennen um die Nachfolge des heutigen Vontobel-CEOs Herbert Scheidt, der im Mai zum Präsidenten des VRs gewählt werden soll, standen nach Auskunft eines Vontobel-Insiders zuletzt zwei interne Kandidaten: Asset-Management-Chef Zeno Staub, 41, und Finanzchef Martin Sieg Castagnola, 45.

Zuletzt habe sich Staub durchgesetzt, behauptet die Quelle. „Das kommentieren wir nicht“, sagte der Vontobel-Sprecher. Der neue Chef werde offiziell Anfang Mai 2011 seine Funktion antreten, wenn Scheidt Urs Widmer, einen externen Anwalt, auf dem Stuhl des Präsidenten beerben soll.

Mit dem Gespann Scheidt/Staub würde Vontobel auf eine rein interne Nachfolgelösung setzen. Der Deutsche Scheidt, der laut einem Insider das Vertrauen von Ehrenpräsident Hans Vontobel geniesst, war bei der Suche eines geeigneten Kandidaten für seine eigene CEO-Nachfolge ausschlaggebend.

CEO-Favorit Staub stiess nach dem Aufbau einer eigenen Informatik-Firma 2001 als Finanz- und Risikoexperte zur Vontobel, 2003 wurde er Finanzchef und Mitglied der obersten Führung. Im Herbst 2006 wechselte an die Spitze des Investmentbankings, das er nach nur 15 Monaten wieder verliess, um die Führung des Asset Managements zu übernehmen. Dort traf er auf eine schwierige Lage mit sinkenden Vermögensbeständen.

Anfänglich konnte Staub den Abfluss nicht stoppen. Von 2007 bis 2009 sanken die verwalteten Vermögen von Pensionskassen und anderen professionellen Anlegern von 43 Mrd auf 34 Mrd CHF. Der operative Vorsteuergewinn halbierte sich auf 17 Mio CHF. Erst im ersten Halbjahr 2010 trat die Trendwende ein. Der Vermögensbestand erhöhte sich auf 40 Mrd CHF, der Vorsteuergewinn für die ersten 6 Monate lag bei 23 Mio CHF.

Der Vorteil von Staub als erwarteter CEO ist dessen internes Netzwerk. Verschiedene Weggefährten sind heute bei Vontobel an entscheidenden Stellen tätig. So leitet beispielsweise Felix Lenhard den Bereich Operations. Lenhard war schon bei Staubs Informatikfirma mit an Bord.

Die grössten Herausforderungen liegen für Staub, wenn er wie erwartet zum CEO gekürt wird, in der Positionierung. Vontobel ist die letzte grössere Privatbank, die wie die Grossbanken mit Private- und Investmentbanking sowie Asset Management auf allen Hochzeiten tanzt.

Als CEO müsste Staub gemeinsam mit dem designierten Präsidenten Scheidt die strategische Frage beantworten, ob dieser Kraftakt für die Zukunft noch richtig ist oder ob sich Vontobel ähnlich wie zuvor die Konkurrenten Julius Bär und Sarasin auf eine oder zwei Sparten fokussieren sollte.


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