SNB/Stabilitätsbericht: Noch keine Entwarnung bei UBS und CS

AWP (17. Juni 2010) – In ihrem jährlichen Finanzstabilitätsbericht zeichnet die Schweizerische Nationalbank (SNB) ein differenziertes Bild zur Lage der beiden Schweizer Grossbanken. Die Situation habe sich 2009 „verbessert“, hält die Notenbank fest. Nach einem „katastrophalen 2008“ habe sie sich bei der UBS „stabilisiert“, bei der Credit Suisse (CS) „normalisiert“.

Die Gesamtlage bleibe aber fragil. So seien die CDS-Preise im zweiten Quartal 2010 für beide Institute wieder angestiegen. „Der Markt kommt bei den Grossbanken, speziell bei der UBS, zum Schluss, dass ihre Situation angespannt bleibe“, schreibt die SNB in ihrem am Donnerstag publizierten Bericht. Hochschnellende CDS-Werte bedeuten eine Verteuerung des Absicherungsschutzes gegen den Ausfall einer Gegenpartei und indizieren deren Gesundheitszustand.

Problematisch seien die immer noch hohen Risiken im Vergleich zur Fähigkeit der Grossbanken, Verlustschläge abzufedern. Sowohl die UBS als auch die CS hätten zwar ihre risikogewichteten Eigenkapitalquoten aufgestockt. Diese würden nun im internationalen Vergleich „speziell hoch“ sein.

„Doch ihr Verschuldungsgrad bleibt hoch“, hält die SNB in ihrem Bericht, der heute Vormittag publiziert worden ist, unmissverständlich fest.

Raum für gravierende Fehler bei der Risikoeinschätzung gäbe es deshalb kaum, warnt die Zentralbank. „Wie die letzte Krise deutlich aufgezeigt hat, kann eine solche Fehleinschätzung nie ausgeschlossen werden, selbst bei Verwendung von ausgeklügelten Riskmanagement-Modellen.“

Hinzu käme, dass die Gewinnkraft bei beiden Grossbanken rückläufig sei. „Die Profitabilität ist selbst in Geschäftsbereichen wie der Vermögensverwaltung gesunken, wo bisher zuverlässig hohe Erträge über eine lange Zeit angefallen waren“, schreibt die SNB mit Verweis auf den andauernden Druck auf das Bankgeheimnis und damit auf die bisher äusserst rentable Offshore-Vermögensverwaltung von UBS und CS. Dieser negative Ausblick gelte insbesondere für die UBS.

Zudem dürfte es für die Grossbanken in einer nächsten Krise schwieriger sein, rasch und schnell zusätzliches Eigenkapital aufzutreiben. Das folge aus der reduzierten Gewinnkraft, welche die Aussicht auf steigende Aktienkurse schmälere, und aus der Erfahrung potenzieller Investoren in der zurückliegenden Finanzkrise, welche diese mit neuen Engagements vorsichtiger werden liesse.

Damit zeichnet die SNB von Staatsfonds und anderen vermögenden Finanzinvestoren, die der UBS, der CS und ausländischen Grossbanken ab 2008 Milliarden von Eigenkapital zur Verfügung gestellt hatten, das Bild von gebrannten Kinder, die das Feuer meiden könnten.

Die Forderungen der SNB zielen vor allem in Richtung eines dickeren Eigenkapitalpolsters. Die von der Finanzmarktaufsicht (Finma) vorgegebene Leverage Ratio, also das Verhältnis von Eigenkapital zu den gesamten Assets, läge „immer noch deutlich unter dem Ziel für 2013“, hält die Notenbank fest.

Das Finma-Minimum beträgt 3%, doch soll dieses in guten Zeiten klar überschritten werden. Im ersten Quartal wies die CS eine im Quartalsvergleich stagnierende Leverage Ratio von 4,2% aus, die UBS erhöhte ihre Quote von 3,9 auf 4,1%.

Die Finma-Zielgrössen für 2013 würden nicht mehr genügen, schreibt die SNB. Diese seien als Folge der Krise entstanden. Nicht berücksichtigt sei darin das speziell für die Schweiz geltende „Too big to fail“-Problem.

Die Bilanzsummen von UBS und CS im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt sanken zwar vom 6,2-auf das 4,4-fache, waren im internationalen Vergleich aber immer noch überdurchschnittlich hoch.

In Holland beliefen sich die Bilanzsummen der zwei grössten Finanzgruppen auf das 3,2-fache, in Belgien auf das 3,1-fache, in Schweden auf das 2,6-fache und in England auf das 2,3-fache.

Viel weniger exponiert sind Deutschland und die USA. Dort machten 2009 die Bilanzsummen der zwei grössten Institute nur das 1-fache (Deutschland) respektive das 0,3-fache (USA) aus.


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