Kreise/Banca della Svizzera Italiana soll zum Verkauf stehen

AWP – (22. Dezember 2009) – Die italienische Versicherungsgruppe Generali will ihre Schweizer Privatbankentochter Banca della Svizzera Italiana (BSI) verkaufen; so zumindest heisst es in Tessiner Finanzkreisen. Ein Banker aus Lugano sagte gegenüber AWP, dass ein Rückzug des italienischen Finanzkonzerns aus der Schweiz ein offenes Geheimnis sei.

Eine Generali-Sprecherin am Hauptsitz in Triest dementiert allerdings. „BSI steht nicht zum Verkauf“, sagte Irene Candian.

Interesse an einem allfälligen Verkauf von BSI könnten die Julius Bär und die Credit Suisse haben. Beide haben gemäss einem Zürcher Banker bereits vor zwei Jahren den Kauf der Banca del Gottardo (BdG) geprüft, die im November 2007 von der Swiss Life an die Generali verkauft wurde. Die Italiener bezahlten damals knapp 2 Mrd CHF und verschmolzen sie mit der BSI, die seit 1998 zum Versicherer gehört.

Schon damals vermuteten Tessiner Banker, dass Generali mit dem Zukauf lediglich die eigene BSI für einen späteren Verkauf schmücken wollte. In der Zwischenzeit hat BSI das Computersystem Avaloq erfolgreich eingeführt. BSI verwaltete 2008 78 Mrd CHF Assets und beschäftige knapp 2`400 Mitarbeiter.

Mit Blick auf einen möglichen Generali-Rückzug aus dem Tessin fragen sich Mitarbeiter von Julius Bär, welche Rolle der bisherige Tessin-Chef Bernard Keller spielt. Dieser gab seine bisherige Funktion ab und untersteht neu als Chef Schweiz direkt Bär-CEO Boris Collardi. Intern heisst es, Keller kümmere sich um „Spezialprojekte“.

Keller gilt als ausgewiesener Kenner des Finanzplatzes Tessin. Er verfügt über zwei Jahrzehnte Erfahrung in der Vermögensverwaltung mit italienischen Kunden. Würde Julius Bär die BSI erwerben, wäre Keller vermutlich entscheidend für die Integration.

Dabei stünden gegen 1`000 Arbeitsplätze auf dem Spiel, sämtliche Stabsdienste und übrigen Backoffice-Aufgaben würden vermutlich in Zürich zentralisiert. Nur so könnten die nötigen Kostenvorteile erzielt werden. Dies ist umso wichtiger, als im Zuge der jüngsten italienischen Steueramnestie rund 75 Mrd CHF Vermögen in den Süden abgezogen worden sind.

Ein Vorteil könnte die Avaloq-Software sein. Julius Bär hat ein eigenes Avaloq-Projekt 2006 auf Eis gelegt und unterhält derzeit zwei Systeme: ein eigenes am Hauptsitz und die Olympic-Bankensoftware im Ableger in Singapur. Eine Migration der Daten vom alten Host des Stammhauses auf das Avaloq-System der BSI wäre machbar, sagt ein Zürcher Banker, der mit IT-Problemstellungen vertraut ist.

Für Bär wäre eine BSI-Akquisition der grösste Sprung seit langem. Der kürzlich von der ING-Gruppe übernommene Schweizer Ableger brachte lediglich rund 15 Mrd CHF neue Kundenvermögen auf die Waagschale. Zusammen mit BSI würden die Bär-Assets die Grenze von 200 Mrd CHF sprengen.

Ein Bär-Sprecher wollte keine Stellung nehmen zur Frage, ob die Bank einen Kauf der BSI prüfe. „Wir kommentieren keine Marktgerüchte“, sagte Jan Vonder Muehll. Er verwies auf ein Interview mit Bär-CEO Boris Collardi vom Sonntag, der darin sagte, dass die Onshore-Präsenz in Italien durch eine Neueröffnung in Rom erweitert werden könnte.

Ein weiteres Indiz für einen möglicherweise laufenden Verkaufsprozess der BSI ist die Tatsache, dass der Compliance-Chef der BSI seit letzter Woche nicht mehr an seinem Arbeitsplatz in Lugano weilt, wie aus Tessiner Finanzkreisen verlautete. Würde ein „Data room“ in Zürich eingerichtet, in dem sich interessierte Käufer ein Bild über die BSI verschafften, würde dies die längere Abwesenheit des BSI-Managers erklären. Ein solches Datenbüro fiele in dessen Zuständigkeitsbereich.

Auch die Credit Suisse wird als potenzielle Käuferin der BSI genannt. Und auch hier nährt eine Personalie die Gerüchte: Der Private-Banking-Chef der CS für die Region Tessin soll seit rund zwei Wochen in Zürich weilen, um sich dort um spezielle Aufgaben zu kümmern.

Ein CS-Sprecher wollte die Gerüchte um einen BSI-Verkauf nicht kommentieren. Bei früheren Gelegenheiten sagte die Grossbank, sie bevorzuge ein Wachstum aus eigener Kraft, da sich Übernahmen für ihr Modell der besonders vermögenden ausländischen Kunden nicht aufdrängten. Dies einerseits aus Rechtsgründen, andererseits weil die erworbene Franchise häufig nicht passe.


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