Heisser Herbst für UBS: Kweku Adoboli holt OswaldGrübel ein

20minuten.ch (27. Juni 2012) – Die Sammelklage gegen Ex-UBS-Chef Grübel ist der Versuch, den Prozess gegen Zocker Adoboli für eigene Interessen zu nutzen. Unangenehm für die UBS: Nun werden viele Geheimnisse publik.

Für einmal segelt die UBS im Windschatten der CS. Die Erzrivalin vom Paradeplatz bringt derzeit nichts auf die Reihe. Doch eineSammelklage in den USA gegen Ex-UBS-Chef Oswald Grübel und seinen damaligen Finanzchef zeigt, dass auch die Nummer 1 von Swiss Banking bald wieder Frontseiten-Thema wird.

Aktionäre der Grossbank suchen bis Ende August Mitstreiter, um Schadenersatz geltend zu machen. Grübel & Co. hätten die Risiken, die zu einem 2-Milliarden-Verlust geführt hätten, gekannt oder in Kauf genommen.

Prozess enthüllt Geheimnisse

Damit geraten die UBS und ihr berühmtes Banker-Schwergewicht in den langen Schatten des jungen Kweku Adoboli. Der Londoner Derivatehändler muss Anfang September vor einem Gericht in der englischen Hauptstadt antraben. Ihm drohen Busse und Gefängnis.

Die US-Kläger haben das Timing geschickt gewählt. Rechtzeitig vor Beginn des Prozesses sollen möglichst viele Aktionäre auf den Klagezug aufspringen in der Hoffnung, dass die publik werdenden unschönen Details die UBS in die Enge treiben könnten.

Tatsächlich bereitet sich die Bank auf eine schwierige Zeit vor. Grübel-Nachfolger Sergio Ermotti betonte vor einigen Wochen, dass die UBS nicht gut dastehen werde, wenn die Anwälte von Adoboli vor dem Richter vom Leder ziehen würden.

Adoboli auf Kerviels Spuren

Wie Jérôme Kerviel, der Händler der französischen Grossbank Société Générale, werden auch Adoboli und seine Anwälte versuchen, die UBS-Chefs als Hauptschuldige des Skandals hinzustellen.

Ziel wird sein, die UBS-Kontrollen als derart lasch darzustellen, dass dahinter bewusstes Wegschauen der Verantwortlichen vermutet werden müsste.

Im Fall von Kerviel ging die Strategie nicht auf, der Franzose wurde zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine Chefs standen am Ende als Opfer da und nicht als Mittäter.

UBS sieht sich in der Opferrolle

Ob Grübel und die übrigen involvierten UBS-Chefs ebenfalls ungeschoren davonkommen, ist schwer abschätzbar. Die Bank betonte von Beginn weg, Opfer von unerlaubten Spekulationsgeschäften geworden zu sein.

Ziel dieser Kommunikation war es, jeglichen Eindruck zu verhindern, die Deals von Kweku Adoboli akzeptiert zu haben – weder implizit noch explizit.

Köpfe rollten – aber längst nicht alle

Trotzdem rollten in rascher Folge hohe Köpfe, Chefs an der Spitze des Aktienhandels mussten ebenso über die Klinge springen wie Kontrolleure, die Adobli auf die Finger hätten klopfen müssen.

Oberste Cracks blieben allerdings in Amt und Würde, ja sie wurden gar befördert. So wie Phil Lofts, ein 50-jähriger Brite.

Lofts war von 2008 bis 2010 höchster Risikochef des Konzerns. Zuvor war Lofts ein hoher Kreditrisikochef in den USA. In Lofts Zeit als Chief Risk Officer fiel Adobolis Aufbau eines Teils der später explodierenden Wettpositionen mit speziellen Aktien-Derivaten.

Grübel wollte Lofts noch vor dem Adoboli-Crash loswerden und spedierte in auf den Präsidenten-Stuhl in den USA. Doch kaum war Grübel nach dem Milliarden-Verlust von der Brücke, tauchte Lofts wieder im Headquarter auf und wurde erneut Chief Risk Officer.

Die Briten-Connection

Den Platz räumen musste die Britin Maureen Miskovic. Diese zahlte die Zeche für den Adobli-Fall, obwohl sie in ihren 11 Monaten als oberste Risikochefin wenig Zeit für Weichenstellungen hatte.

Ebenfalls an Bord bleiben konnte Richard Metcalf, wie Lofts Engländer und langjähriger Risikomanager der Grossbank.

Metcalf war bis Sommer 2008 oberster Risikochef der Investmentbank, seither gehört er zum innersten Zirkel der Risikoüberwachung in der Gruppenzentrale.

Der dritte Brite im Bunde ist Andrew Wright. Wright war bereits in einen grossen Derivateverlust der UBS-Vorgängerbank SBG in den 1990er Jahren involviert.

2008 stiess Wright von Lehman Brothers zur UBS, nachdem die US-Wallstreet-Bank das Zeitliche segnete. Er wurde Finanzchef der UBS-Investmentbank mit Sitz in London und hatte zumindest teilweise den Auftrag, die Positionen von Händler Adoboli zu überwachen.

Heisser Herbst

Den drei UBS-Riskchefs Lofts, Metcalf und Wright könnte ein heisser Herbst bevorstehen. Für Oswald Grübel hingegen ist die Sache mit der Strafklage vermutlich mehr ärgerlich als gefährlich.

Erstens wird es wohl schwierig, ihm direktes Versagen nachzuweisen. Zweitens würde vermutlich die UBS für allfällige Schadenersatzsummen aufkommen.


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