ZKB und Julius Bär waren genauso aggressiv wie die Bank Wegelin

Die Zürcher Staatsbank akquirierte gegen eine Milliarde Franken von UBS-Steuersündern und zahlte mit Bär die höchsten Kommissionen in der Branche. SonntagsZeitung, 5. Februar 2012

Die USA haben mit der Bank Wegelin möglicherweise nicht die aggressivste Steuerumgehungs-Bank angeklagt. Als private Partnerschaft war die Bank das einfachste Ziel.

Ob nun weitere Institute angeklagt werden, «hängt von deren Kooperation» ab, sagt ein US-Ermittler. DochWegelin hatte alle US-Wünsche erfüllt. Bietet Kooperation keinen Schutz, ist auch die ZKB in Gefahr. Sie arbeitete eng mit der pleitegegangenen Neuen Zürcher Bank (NZB) zusammen. Diese beschäftigte ein Ex-UBS-Team, das sich um unversteuertes US-Kundenvermögen kümmerte. 2008, als die UBS ins US-Visier geriet, suchten die NZB-Berater neue Banken für die verängstigte Klientel.

Die ZKB liess sich nicht zweimal bitten und bot die höchsten Finder Fees – das sind Kommissionen für externe Vermögensverwalter. Rund 50 Basispunkte oder 50 000 Franken auf 10 Millionen Franken US-Vermögen habe die Bank bezahlt, sagt ein Insider. Bei Wegelin waren es 35 Basispunkte. Laut der Quelle soll der ZKB bis zu einer Milliarde Dollar an unversteuerten US-Geldern von der UBS zugeflossen sein. Deren Staatsgarantie sei «sehr gut» angekommen.

An der Präsentation des Jahresresultats nächsten Freitag werde die Spitze zum US-Problem Stellung nehmen, sagt ein ZKB-Sprecher. Ein Manager meint, der einzige Fehler sei gewesen, dass die Leitung die Türen für US-Kunden zu spät geschlossen habe.

Ohne Globaldeal müssen wohl weitere Banken dran glauben

Auch Julius Bär zahlte Kickbacks von bis zu 50 Basispunkten, heisst es in der Branche. Die Bank soll zudem die Türen für unversteuerte US-Gelder länger als andere offen gehalten haben. Ein Bär-Sprecher verweist auf die morgige Jahres-Pressekonferenz, an der man die US-Offshore-Strategie erläutern werde.

Im Sommer 2008, als die UBS-Affäre längst tobte, lautete Bär-intern die Devise: «Idealerweise gibt der Kunde Julius Bär eine Kontaktperson bekannt, die nicht in den USA lebt.» Dies sollte eine Beratung ohne Verletzung von US-Regeln ermöglichen. Im Herbst 2009 zog Bär die Reissleine. Ohne korrekte Deklaration innert Wochen flogen die US-Kunden hinaus.

US-Steueranwalt Scott Michel macht weitere Anklagen von einem baldigen Globaldeal abhängig. «Kommt er nicht, geht es wohl weiteren Banken an den Kragen.» Die USA hätten nach Tausenden von freiwilligen Offenlegungen gutes Material.

Der Bundesrat wehrt sich gegen die von den USA angestrebte volle Namenoffenlegung. «Von einem solchen Plan weiss ich nichts», sagte gestern ein EFD-Sprecher.


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