ZKB prüft Ausstieg bei Privatbank

Warum es zur Machtprobe zwischen Bankrat und Geschäftsleitung kommen kann. SonntagsZeitung, 5. September 2010

Als die Zürcher Kantonalbank (ZKB) vor Jahresfrist zu neuen EU-Ufern aufbrach, kostete sie das nur rund 20 Millionen Franken. Doch das Salzburger Schnäppchen, die Privatinvest Bank (Piag), droht zum Image-Problem zu werden. Gegen die Bank mit 50 Angestellten und einem verwalteten Vermögen von 600 Millionen Euro wird wegen Geldwäscherei und Schwarzgeld-Betrügereien ermittelt. Wenn der Bankrat am 30. September das nächste Mal tagt, wird ein sofortiger Exit debattiert – nur sieben Monate nach der vollzogenen Übernahme.

ZKB-Präsident Urs Oberholzer hat sich seine Meinung offenbar gemacht, sagt ein Insider. Der altgediente Oberst habe den Ausstieg als vorbehaltenen Entschluss gefällt und dies der Geschäftsleitung eröffnet. Diese hofft noch auf ein Happy End. «Die ZKB kehrt in der Privatinvest Bank mit dem eisernen Besen und räumt bis Ende Jahr auf», sagt ZKB-Sprecher Urs Ackermann. Doch Oberholzer drängt. «Das Reputationsrisiko ist ihm zu hoch», begründet der Insider. Bis im September muss das Management den Exit vorbereiten. Will CEO Martin Scholl an der Piag festhalten, könnte es zur Machtprobe kommen.

Der Ruf der ZKB hat sich nach der Beihilfe zur unfreundlichen Übernahme von Sulzer im 2007 erholt. Laut ZKB erreicht das Image «beinahe wieder den Stand von vor dem Fall Sulzer». Wegen der Piag droht jetzt ein erneuter Absturz. Dabei hatte es schon früher Warnungen gegeben. «Wir hatten vor dem Kauf eine konstruktive Diskussion mit der Geschäftsleitung, zuletzt entschied eine Mehrheit gegen eine starke Minderheit», so ein Bankrat. Man habe das erste grosse Geschäft des neuen Privatebanking-Chefs Christoph Weber nicht abblocken wollen. Weber bleibt dabei, dass Wachstum mit Weissgeld nur mit einer EU-Präsenz möglich sei.

Mit der Piag hat sich die ZKB eine Problembank angeschnallt. Schon 2008 flog ein Mitarbeiter der Filiale Wien auf, der Kundengelder für private Spekulationen abgezweigt hatte. Auch war die Piag in Insider- und Geldwäscherei-Fälle verwickelt, darunter in jenen eines Ex-Schwiegersohns des Präsidenten von Kasachstan. Die Probleme schienen den ZKB-Chefs lösbar. Erst als aus Einzelfällen ein Muster wurde, erkannten sie den Irrtum. «Die Kundenprüfung entsprach in keinster Weise dem ZKB-Standard», gibt ZKB-Ackermann zu. Die neuen Zürcher Herren zeigten bereits zwei Mitarbeiter wegen Verdachts auf Geldwäscherei an, im Juni führte die Staatsanwaltschaft Wien Hausdurchsuchungen durch. «Wir ermitteln wegen vermuteter Steuerhinterziehung», sagt Sprecher Thomas Vecsey. Die ZKB nimmt auch die frühere Piag-Mehrheitsbesitzerin ins Visier. «Wenn uns die Commerzbank getäuscht hat, werden wir die Verkäuferschaft juristisch belangen», droht Ackermann. Eine Commerzbank-Sprecherin in Frankfurt wollte keine Stellung nehmen.

Ein Ende mit Schrecken wäre für die ZKB finanziell kein Problem. «Wenn uns die Commerzbank etwas zurückerstattet und wir einen Teil weiterverkaufen könnten, müssten wir rund 10 Millionen Franken ans Bein streichen», sagt ein Bankrat. Ein Köpferollen sei kein Thema, die ZKB-Kultur erlaube Fehler. Ungelöst bliebe die Auslandstrategie. Für europäische Privatebanking-Kunden sei ein EU-Ableger notwendig, sagt der ZKB-Bankrat. Der Eigenaufbau brauche aber einen langen Schnauf.


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