UBS und Bank Bär im Schwitzkasten

Geldinstitute zittern wegen deutscher Grosskunden – Financial Services im Visier der Fahnder. SonntagsZeitung, 7. Februar 2010

Der Fall P. S. eskaliert. Der vermögende Kunde der UBS-Deutschlandabteilung will gemäss «Handelszeitung» Strafanzeige gegen die Grossbank einreichen. Gegenüber der SonntagsZeitung sagt ein Ex-UBS-Manager, die Angelegenheit habe UBS-intern oberste Priorität. Befürchtet würde, dass wie im US-OffshoreGeschäft systematische Beihilfe zu Steuerhinterziehung auftauche. Im Fall US-Offshore wurde die Gefahr lange unterschätzt.

Diesmal macht sich die Bank frühzeitig bereit. Mehrere UBS-Quellen bestätigen, dass Konzernanwalt Markus Diethelm eine interne Untersuchung zum Deutschland-Desk leitet. Die Bank habe auch die deutsche Finanzmarktaufsicht Bafin informiert. Offiziell sagt die UBS nur, dass sie «erhobene Vorwürfe bezüglich Steuerfragen und Wohnsitzes» untersucht und wenn nötig Massnahmen ergreift. Es geht um verbotene Beihilfe zu Steuerhinterziehung. Mitten im Datenklau-Trommelfeuer droht auch der Zürcher Julius Bär eine Eskalation. Der deutsche Multimillionär Robert Schuler-Voith soll laut «Financial Times Deutschland» mit Bär-Beratern und Anwälten von Bär & Karrer Schwarzgelder vor dem Fiskus versteckt haben. Rudolf Elmer, ein Ex-Bär-Manager und Whistleblower, soll Schuler in Deutschland aufgedeckt haben.

200 Milliarden Vermögen sind von deutschen Kunden

Die zwei prominenten Fälle geben Deutschlands Grossoffensive zusätzlichen Schwung. Von den rund 1000 Milliarden unversteuerten Ausland-Privatvermögens auf Schweizer Konten stammen gemäss dem Broker Helvea 200 Milliarden von deutschen Kunden. Diese bringen der Branche rund 5 Milliarden Franken Jahreserträge, mehr als das 10-Fache des Bär-Reingewinns.

Die UBS-Auseinandersetzung mit dem reichen Deutschen geht auf den Kauf des Lateinamerika-Offshorebankings der Dresdner Bank im Jahr 2005 zurück. Dieses hatte 5 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen und 140 Mitarbeiter, darunter vermögende Deutsche mit Geschäften in Amerika. Ein kleines, erfolgreiches Dresdner-Team unter der Leitung von D. P. kam von Hamburg in die Zürcher Zentrale. Im Schlepptau war auch Grosskunde P. S., der nun gegen die Bank vorgeht.

Zwei Vorwürfe stehen im Raum. Erstens soll die UBS-Crew unter D. P. Optionsgeschäfte auf Pump und ohne das Wissen von P. S. getätigt und gigantische Verluste eingefahren haben. P. S. fordert Schadenersatz, die Bank wehrt sich. Schwerer wiegt der Vorwurf, dass die UBS-Berater P. S. beim Steuerhinterziehen geholfen hätten, indem sie ihm einen steuerlichen Scheinwohnsitz in Zürich und Offshorevehikel im Ausland organisiert hätten.

Eine Liechtenstein-Stiftung gab es für 4000 Franken

Hier kommt die Abteilung Financial Planning der UBS ins Spiel. Diese beschäftigt rund 200 Spezialisten, darunter Steuerjuristen und Offshoreexperten. Ihr Job: Steueroptimierung. Eine interne Preisliste von Januar 2003, die der SonntagsZeitung vorliegt, zeigt die Ansätze. Eine Liechtenstein-Stiftung gab es ab 4000 Franken Gründungskosten und 7000 Franken Jahresgebühr, ein Offshoretrust kostete einmalig 5000 Franken plus jährlich 3600 Franken. Für Buchhaltungsarbeit stellte die UBS 200 bis 300 Franken Stundengebühren in Rechnung.

Solche Services waren das Rückgrat des Schweizer Offshorebankings. Die CS-Tochterbank Hofmann, heute ClaridenLeu, verrechnete in der Hofmann Trust AG für eine Liechtenstein-Stiftung 5000 Franken bei Gründung und 5500 Franken jährlich, ein British-Virgin-Islands-Trust kostete ohne Zwischenfirma 6000 respektive 4000 Dollar. Bei Julius Bär heisst die entsprechende Abteilung Wealth and Tax Planning, die Credit Suisse tritt mit ihrem CS Trust auf. Alle diese «Struktur-Fabriken» der Schweizer Banken geraten nun ins Visier ausländischer Steuerfahnder. Für US-Kunden ist das Struktur-Business bereits zu Ende, für europäische Kunden muss es den ausländischen Gesetzen angepasst werden.


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