Risiko-Analyst wird neuer Vontobel-Chef

Der 41-jährige Zeno Staub soll Herbert Scheidt als CEO ablösen. SonntagsZeitung, 17. Oktober 2010

Zeno Staub, 41, wird neuer Chef der Privatbank Vontobel. Alles andere wäre eine grosse Überraschung, heisst es im Unternehmen. «Er ist den anderen Papabili klar überlegen», bestätigt ein Ex-Spitzenmann.

Bis Ende Jahr wird der neue CEO gekürt. Er folgt auf Herbert Scheidt, der im Sommer für das Verwaltungsratspräsidium vorgeschlagen wurde. Offiziell hält sich Vontobel bedeckt: «Selbstverständlich werden sowohl interne als auch externe Kandidaten geprüft», sagt Sprecher Reto Giudicetti.

Wer ist der Mann, der eine der führenden Privatbanken leiten soll? Nach dem Studium baute der damals 25-jährige Staub mit Stefan Jaeger, Sohn des bekannten St. Galler Politikers und Professors Franz Jaeger, die Informatikfirma Almafin auf.

Die beiden trennten sich 1997. Während Staub auf Risikosysteme für globale Handelsabteilungen setzte, sah Jaeger mehr Chancen mit einer Schweizer Bilanzsoftware. Später verkauften beide ihre Firmen, jene von Staub landete über Umwege wieder bei Jaeger. «Staub wollte in einem umkämpften Markt eine internationale Strategie fahren, ich setzte auf ein Nischenprodukt für die ganze Schweiz», erklärt Jaeger.

2001 stiess Zeno Staub zur Finanz- und Risikoabteilung bei Vontobel, zuerst als Stabsmanager, ab 2003 als Finanzchef. Staubs Ernennung fiel in eine unruhige Zeit: Zum Jahreswechsel 2002/03 machte Vontobel mit diversen personellen Rochaden von sich reden. Zudem musste die Bank eine Gewinnwarnung abgeben.

Im Herbst 2006 wurde Staub Investmentbankchef. Wieder fand sein Wechsel auf unruhiger See statt: Vontobel erwarb seinerzeit Teile der Privatbank Lombard Odier Darier Hentsch – Vontobels Erzrivale. Nach nur 15 Monaten übernahm er das Asset Management mit der Vermögensverwaltung für Grosskunden wie Pensionskassen. Dort hatte er «das Neugeldwachstum und die Rentabilität» zu erhöhen, wie CEO Scheidt festhielt. Dank dem «erstklassigen Leistungsausweis, seiner Management-Erfahrung und seiner hohen Kompetenz» würde Staub die Herausforderung «erfolgreich meistern».

Anfänglich gings bergab (siehe Grafik). Erst per 30. Juni 2010 besserte sich die Lage. Die verwalteten Vermögen stiegen im 1. Semester auf 41 Milliarden, der Betriebsgewinn lag bei 23 Millionen. Vontobel-Sprecher Giudicetti will nichts von unbefriedigender Entwicklung wissen. «Die uns vorliegenden Zahlen zeigen, dass das Geschäftsfeld Asset Management auf Kurs ist und sehr gut performt.»

Als künftiger CEO steht Staub vor zwei Herausforderungen. Erstens sind die besten Leute der 2005 gekauften Harcourt, ein Hedgefonds of Fonds, heute in anderen Funktionen innerhalb von Vontobel tätig. Zweitens brauchen die Zürcher mehr Innovationen. «Warum soll ein institutioneller Kunde zu Vontobel», fragt ein Zürcher Finanzmann rhetorisch.
Für seine neue Position hat sich Staub gut positioniert. Geschickt platzierte er Gefolgsleute wie Felix Lenhard, Chef Operationen, den er aus Almafin-Zeiten kennt. Zudem soll er CEO Scheidt loyal zur Seite stehen, heisst es.


Einen Kommentar schreiben