Lockruf vom Wolfsberg

UBS machte vermögenden Deutschen einen Umzug schmackhaft. SonntagsZeitung, 7. März 2010

Auf dem Wolfsberg, ihrer «Platform for Executive & Business Development», begrüsste die Grossbank UBS am 28. März 2008 vermögende Deutsche. Der ganztägige Anlass, nur fünf Kilometer vom Grenzort Konstanz entfernt, führte die Bürger des Nachbarlandes in die Geheimnisse eines Umzugs ins kleine Alpenparadies ein.

Die Präsentation eines aus Frankfurt angereisten Steueranwalts bildete ein erstes Highlight. Unter dem Titel «Steuerplanungs- aspekte eines Wegzugs aus Deutschland» ging er ins Detail. Unter «Beispielfälle zu Wohnsitz» führte der Jurist nicht nur «Wohnung, Haus» oder «Ferienwohnung» als Möglichkeit auf, sondern auch «Wohnwagen bei Dauermiete auf Campingplatz» sowie «Zimmer bei Angehörigen».

Anschliessend legte ein Kadermann der Thurgauer Wirtschaftsförderung «Rahmenbedingungen im Lebens- und Arbeitsplatz Schweiz» dar. Ein Kleinbetrieb wende in der Schweiz nur 54 Stunden pro Monat für Adminis-tratives auf, in Deutschland 121 Stunden. Selbst bei den Löhnen würde der Kleinstaat dank seinen fleissigen Bürgern besser abschneiden.

«Relocation-Event» war Teil einer aggressiven Strategie

Andreas Balg, Chef der Thurgauer Wirtschaftsförderung, bestätigt den Auftritt, schränkt aber ein: «Das Steuerthema dient meist als Verkaufsargument, später sind Wohnen und Lebensqualität ausschlaggebend.» Man habe an «ein paar solchen UBS-Anlässen» teilgenommen und «einige interessante Umzüge in den Thurgau begleiten» können.

Der «Relocation Event» von 2008 war Teil einer aggressiven Deutschland-Strategie. Ziel: Mit Informationen zu Steuern, Standort und Lebensraum sollen deutsche Vermögende gewinnen. Es handle sich um eine «Zusatzdienstleistung für bestehende und potenzielle Kunden, die an einer Wohnsitznahme in der Schweiz interessiert sind», sagt ein UBS-Sprecher. Der Service würde «nur von einer sehr begrenzten Anzahl Kunden» nachgefragt.

Ob die UBS immer noch solche Anlässe durchführt, konnte Meier nicht ausschliessen. Grundsätzlich seien Dienstleistungen rund um einen Umzug in die Schweiz legitim, auch andere würden sie anbieten.

Am Nachmittag informierten auf dem Wolfsberg UBS-Kaderleute über «Steuerprivilegien und -erleichterungen» in der Schweiz. Bei der «Verlegung Ihres Wohnsitzes» würden die Bankspezialisten Interessierte bei der «Verhandlung mit den Steuerbehörden» und der «Steuerberatung in der Schweiz» unterstützen.

Tipps: «Witze über Schweizer dürfen nur Schweizer machen»

Zum Abschluss gabs Tipps, die riefen zur Rücksichtsnahme auf Schweizer Eigenheiten auf, darunter «Sprechen Sie langsam!» und «Witze über die Schweiz dürfen nur Schweizer machen».

Das deutsche Offshore-Geschäft der UBS geriet vor Monatsfrist in die Schlagzeilen. Ein Grosskunde beschuldigte die Bank, ihm einen Scheinwohnsitz in Zürich vermittelt zu haben. Peter S. hatte mit Börsengeschäften viel Geld verloren und die UBS eingeklagt. UBS-Sprecher Meier bestätigt, dass die Bank den gesamten Sachverhalt der damaligen Geschehnisse» intern abkläre.


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