Jenseits von Afrika

Vermögensverwalter Der bekannte Wirtschaftsanwalt Thomas Ladner betreibt eine eigene Vermögensverwaltung, gilt als umtriebiges Mitglied der Zürcher Unternehmerelite und gehört zum Netzwerk von Angolas Präsidentensohn José Filomeno de Sousa dos Santos. Handelszeitung, 27. Oktober 2010

Er zählt zu den umtriebigsten Persönlichkeiten des Zürcher Wirtschaftsplatzes. Der 42-jährige Thomas Ladner kontrolliert ein eigenes kleines Finanzimperium, leitet den Schweizer Ableger einer US-Private-Equity-Firma und bringt die wichtigsten Vertreter der Schweizer Chefetagen zusammen.

Gerne organisiert der Jurist das Netzwerk der an die Macht drängenden Generation der 30- bis 40-Jährigen im «Club zum Rennweg» und im «EntrepreneursRoundtable». Im Ranking der einflussreichsten Wirtschaftsanwälte des Magazins «Bilanz» schaffte es Ladner vor Jahresfrist zum Shootingstar. Kürzlich verhalf er seinem Freund Marcel Rohner, der als oberster Chef der UBS gescheitert war, gar zu einem Comeback und machte ihn zum Vize einer seiner Gesellschaften.

Förderung nachhaltiger Projekte

Weniger bekannt ist Ladners Angola-Connection. Seit einem Jahr existiert die African Innovation Foundation, im Handelsregister als Afrikanische Innovations Stiftung eingetragen, mit Sitz am Limmatquai in Zürich. Unter der gleichen Adresse firmiert Ladners Quantum Global Wealth Management. Die Vermögensverwalterin kümmert sich um mehr als 3 Milliarden Dollar. Sie betreut unter anderem Zentralbanken und Staatsfonds in Afrika, Osteuropa und Asien.

Die African Innovation Foundation, die sich die Förderung nachhaltiger Projekte für Afrika auf die Fahnen geschrieben hat, rief José Filomeno de Sousa dos Santos ins Leben. Der Mittdreissiger, kurz «Zenú» genannt, ist der Sohn des seit über drei Jahrzehnten regierenden Präsidenten Angolas, José Eduardo dos Santos. Jurist Ladner amtet als Stiftungssekretär.

«Kann die Afrika-Stiftung ihr ambitiöses Ziel, die Korruption einzudämmen, auch nur ein Stück weit erreichen, so hat sich mein Einsatz gelohnt», sagt Ladner. Weitere Stiftungsräte sind Ernst Brugger, Sohn des gleichnamigen früheren Bundesrats, und Ex-Deza-Chef Walter Fust, der bis vor Kurzem die Schweizer Entwicklungsarbeit prägte.

«José dos Santos ist es ernst mit der Korruptionsbekämpfung», sagt Brugger, «er spricht nicht nur in Europa über den nötigen Wandel, sondern steht auch in Angola hin und steht für die Reformen ein.» Für Ladner ist dos Santos «nicht einfach ein privilegierter Sohn des angolanischen Präsidenten, sondern ihn treibt ein inneres Feuer an. Sein Engagement für ein besseres Afrika beeindruckt mich.»

Dieses Engagement ist bitter nötig. Unter der Herrschaft von Senior José Eduardo dos Santos, Spross eines armen Bauarbeiters, wandelte sich Angola zwar zu einem der grössten Erdölproduzenten Afrikas. Die Mehrheit der Bevölkerung kriegte von diesem Reichtum freilich wenig ab. Und im neuesten Ranking der Antikorruptionsinstitution Transparency International rutschte Angola vom 158. auf den 162. Platz ab.

Ex-Notenbanker als Vizepräsident

Präsidentensohn José dos Santos kümmerte sich bislang wenig um Politik. Er studierte in Schweden und England und lernte schliesslich Ladner über einen der bekanntesten Zentralbanker der jüngeren Geschichte Deutschlands kennen. Die Rede ist von Ernst Welteke, der von 1999 bis zu seinem erzwungenen Rücktritt im Frühling 2004 auf dem Präsidentensessel der deutschen Bundesbank sass. Welteke musste damals seinen Hut nehmen, weil er sich 2001 eine Silvestersause in Berlin von der Dresdner Bank bezahlen liess.

Für Angolas Präsidentensohn José dos Santos arbeitet Welteke heute als Präsident der angolanischen Banco Quantum Capital SA. Seit 2007 agiert Welteke zudem als Vizepräsident für Ladners Quantum Global Wealth Management. Auf beiden Posten versucht der Ex-Bundesbankchef seine Beziehungen zu Zentralbanken zu nutzen. Welteke war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Der angolanische Präsidentensohn baut jedoch für sein Bankenprojekt nicht nur auf das Know-how des Deutschen Welteke. Zum Verwaltungsrat seiner angolanischen Bank gehört auch der im Tessin wohnhafte Bastos de Morais. Dieser sitzt wiederum in der Schweizer African Innovation Foundation von Ladner und dos Santos.

«Zwei verschiedene Firmen»

Gemäss Internetseite der Afrika-Stiftung ist Bastos de Morais aber nicht nur in der Banco Quantum Capital SA in Angola tätig, sondern engagiert sich auch in der Quantum Global Wealth Management von Ladner. Bastos de Morais sei Präsident des «Investment Committee» der Quantum Global Wealth Management und der Quantum Global Real Estate, heisst es auf der Stiftungsseite. Bastos de Morais liess Anfragen für diesen Artikel unbeantwortet.

«Die Banco Quantum Capital in Angola und die Quantum Global Wealth Management sind zwei verschiedene Firmen, die wirtschaftlich nicht das Geringste miteinander zu tun haben», kommentiert Ladner die personellen Überschneidungen. Ernst Welteke sei ein ausgewiesener Kenner von Zentralbanken und Emerging Markets. «Letzteres erklärt denn wohl auch, warum er den Verwaltungsrat der Banco Quantum Capital in Angola verstärkt.»

Grosse Armut und reich an Bodenschätzen

Afrikanische Republik Angola, das im Jahr 1975 seine Unabhängigkeit von Portugal erlangte, gehört zu den grössten Ländern Afrikas. Nach jahrzehntelangen Bürgerkriegen ist die südwestafrikanische Republik heute praktisch bankrott.
Sozialistisch Präsident José Eduardo dos Santos von der Einheitspartei MPLA steht seit 1979 an der Spitze des Landes. Die Partei hat bei den Wahlen 2008 einen Erdrutschsieg errungen. Während des Kalten Krieges tobte ein Stellvertreterkampf zwischen der sozialistischen MPLA und den prowestlichen Unita-Rebellen.

Korruption Im Index von Transparency International fiel Angola 2009 auf Platz 162 von 180 Ländern zurück. Privilegierte schleusen Einkünfte aus dem Abbau von Öl und Diamanten an der Staatskasse vorbei.
Grosse Armut Angola gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. 68 Prozent der Einwohner leben heute in Armut. Täglich sterben 200 Menschen an den Folgen von Hunger. Die Kindersterblichkeit liegt bei 20 Prozent. Die Lebenserwartung beträgt im Schnitt gerade mal 46 Jahre.

Reich an Bodenschätzen Das Land gehört zu den grössten Ölproduzenten in Afrika. Die Erlöse aus dem Geschäft machen über 90 Prozent der Exporte und über 80 Prozent der Staatseinnahmen aus. Es baut auch Diamanten ab.
Rückläufige Wirtschaft Etwa 85 Prozent der arbeitenden Bevölkerung sind in der Landwirtschaft tätig. Angebaut werden hauptsächlich Bananen, Zuckerrohr und Kaffee. 2009 erzielte Angola ein Bruttoinlandprodukt von 85 Milliarden Franken, 0,6 Prozent weniger als im Vorjahr.


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