CS-Chefs stossen eigene Aktien ab

In den vergangenen 12 Monaten standen 23 Verkäufen lediglich zwei Käufe gegenüber. SonntagsZeitung, 28. November 2010

Die Grossbank Credit Suisse (CS) galt als Siegerin der Finanzkrise. Ihre Verluste lagen unter jenen der Konkurrenz, ihre Gewinne brachen weniger stark ein. Entsprechend besser hielt sich die CS-Aktie.

Doch seit einem Jahr steckt der Wurm drin, der CS-Titel zählt mit einem Minus von fast 30 Prozent zu den Verlierern unter den kapitalstarken Valoren. Das Höchst der letzten 12 Monate lag bei 58 Franken, der Schlusskurs vom Freitag betrug gut 38.50 Franken.

In derselben Zeitspanne trennten sich mehr CS-Manager von eigenen Aktien als bei den meisten übrigen hochkapitalisierten Schweizer Unternehmen. Von November 2009 bis heute meldete die Bank insgesamt 25 sogenannte Insider-Transaktionen. Davon betrafen 23 Veräusserungen – aber nur zwei Erwerbe.

Zum Vergleich: Bei der Konkurrentin UBS wurden in der gleichen Periode fünf Erwerbe registriert. Aktienverkäufe von Verwaltungsräten oder Konzernleitungsmitgliedern gab es indes keine. Beim Nahrungsmittelmulti Nestlé wurden zwar 27 Insiderverkäufe registriert, doch in derselben Periode haben die Chefs auch ganze 18 Mal zugegriffen.

Zählt man sämtliche Veräusserungen der CS-Spitzenkader zusammen, beläuft sich der Gesamtwert der Transaktionen auf knapp 66 Millionen Franken.

Die Mehrheit der Verkäufe wurde bei Kursen zwischen 46 und 56 Franken getätigt. Lediglich die letzten drei Veräusserungen Ende Oktober wurden auf einem Niveau von rund 40 Franken abgewickelt. Angesichts des CS-Kursverlaufs können Verkäufe bei einem Kurswert von über 45 Franken als gut bezeichnet werden; was darunter liegt als eher unattraktiv.

Laut Sprecher Marc Dosch ist der Kurs kein entscheidendes Kriterium für den Zeitpunkt von Insiderverkäufen. «Die CS-Manager traden nicht mit Aktien der eigenen Firma», sagt Dosch. «Es geht bei den Verkäufen zumeist um Liquidität – zum Beispiel zum Steuern zahlen oder um das Vermögen zu diversifizieren.»

Dosch verweist auf die Boni für die Geschäftsjahre 2008 und 2009, die für die obersten Kader ausschliesslich in Form von CS-Aktien erfolgt waren. Mit Verkäufen dieser CS-Titel können die Manager Bargeld für laufende Kosten schaffen.

Die obersten Manager müssten bei der CS eine Mindest-anzahl eigener Aktien halten, sagt Dosch. Nur wenn ihr Bestand diesen überschreitet, dürften sie verkaufen. «Für den CEO und die übrigen Mitglieder der Geschäftsleitung beträgt die Mindestanzahl der zu haltenden Aktien 350 000 beziehungsweise 150 000 Aktien.»

Auch beim Pharmakonzern Roche, einem zweiten Bluechip, dessen Aktien unter Druck geraten sind, häuften sich die Insiderverkäufe. 15 Verkäufen standen vier Käufe gegenüber. Mit rund 20 Millionen Franken erreicht das Total der Veräusserungen jedoch nicht einmal ein Drittel jenes der CS. Bei der Roche-Konkurrentin Novartis kauften die eigenen Spitzenleute verstärkt eigene Aktien hinzu.


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