Grübel hebt Reiseverbot auf

UBS-Kundenberater müssen Prüfung ablegen, bevor sie ins Ausland dürfen. SonntagsZeitung, 6. Dezember 2009

Wie Recherchen ergeben haben, ist der totale Reisebann der UBS vorbei. Die rund 5000 Kundenberater, die bei der Grossbank aus der Schweiz heraus operieren, dürfen ihre Klienten im Ausland wieder besuchen. Aber nur, wenn sie zuvor eine Lizenz zum Reisen gelöst haben.

Das geschieht in einem aufwendigen Verfahren. Zuerst werden die Mitarbeiter geschult, und zwar sowohl in Präsenzlektionen als auch in Fernunterricht über das Intranet. Am Ende der Schulung erfolgt eine ausführliche Prüfung. Dabei müssen die Probanden beweisen, dass sie alle internen Vorschriften und die Gesetze des Auslands kennen und wissen, wie sie im Alltag anzuwenden sind.

Hat ein Berater alle Klippen umschifft, folgt als Höhepunkt ein formeller Schwur. Der Angestellte muss bezeugen, dass er sämtliche Regeln einhalten und die Verantwortung für sein Tun übernehmen wird. Damit nimmt die UBS nach ihrem Debakel im US-Offshore-Geschäft, wo sie sich des systematischen Betrugs schuldig erklärt hatte, ihre Kundenberater explizit in die Pflicht. Die Grossbank wird sich im Fall von Regelverletzungen nicht mehr vor ihre Mitarbeiter stellen.

«Am Ende der Prüfung bestätigt der UBS-Kundenberater mit einem Klick, dass er sich an alle Richtlinien halten wird», sagt UBS-Pressesprecher Serge Steiner über den Vorgang des Intranet-basierten Tests. «Das ist rechtlich bindend.» Die Grossbank, die nach ihrem US-Absturz unter besonderer Beobachtung steht, unterstreicht damit laut Steiner, dass es «keinen Spielraum für rechtliche Grauzonen» mehr gebe.

Für besonders heikle Märkte gelten strengere Vorschriften

Basis für Schulung, Test und Schwur bildet das 50-seitige Dokument «Crossborder Policy». Dieses ist im Intranet der Bank aufgeschaltet und umfasst sämtliche Vorschriften für die Vermögensverwaltung aus der Schweiz heraus. Gegliedert ist es in Teile wie Zuständigkeit, Anwendungsbereich, Schulung, Reisen, Zertifizierung, Zusammenarbeit mit externen Vermögensverwaltern, Anbieten eigener und fremder Finanzprodukte usw.

Hinzu kommen weitere «Policy Papers» für die jeweiligen Märkte, welche die Kundenberater beackern. Schliesslich müssen die Frontleute für besonders heikle Einsätze zusätzlich gesonderte Reiseregeln erlernen und vor Abreise mittels Unterschrift deren Einhaltung bezeugen.

Bei kleineren Banken lösen die UBS-Regeln Unbehagen aus

Mit ihrem Verfahren will die UBS zum neuen Massstab von Swiss Banking im Offshore-Geschäft werden. In der Vergangenheit war die Bank besonders aggressiv beim Einsammeln von nicht versteuertem ausländischem Vermögen, nun gibt sich die Weltnummer zwei besonders mustergültig. Laut einem UBS-Manager stösst das einigen Kundenberatern sauer auf, die die Firma verlassen.

Doch eine Alternative hat die Bank nicht. Die Finanzmarktaufsicht (Finma) verlangte von der UBS und weiteren besonders grossen und im Ausland exponierten Schweizer Banken eine Überprüfung des Offshore-Modells. «Wir sind über die neuen Vorschriften der UBS im Bild», sagt Finma-Sprecher Alain Bichsel. «Die Bank hält uns auf dem Laufenden.»

Dass die UBS ihren Kundenberatern explizit die Verantwortung für ihr Tun überträgt, löst bei Konkurrenten Stirnrunzeln aus. Ein Sprecher von Julius Bär sagt, es gebe «keine solchen Vorschriften» bei der Zürcher Privatbank. Ein CS-Sprecher wollte sich nicht zu den neuen Regeln der UBS äussern, verwies aber auf ständige Schulungen und Zertifizierungen der eigenen Leute.

Ein Zürcher Banker meinte, dass viele kleinere Banken befürchten, dass die UBS erneut einen Standard setzen könnte. Nachdem sie in den Boomjahren den Takt vorgegeben habe, sei zu erwarten, dass sie nun auch im Rückzugsgefecht tonangebend würde. Dies sei für kleinere Banken problematisch, die immer noch von der Verwaltung von nicht versteuerten Geldern abhängig seien.

Grübel wählt Londoner Branding-Agentur

Brand Union heisst die neue Agentur, die das angekratzte UBS-Image aufpolieren soll. Ausgewählt hat die Londoner Agentur CEO Oswald Grübel persönlich. Er kennt die Branding-Spezialisten seit CS-Zeiten. Damals beauftragte er sie mit dem Redesign des CS-Logos. Sie haben auch das neue Logo der Bank of America entworfen und pflegen die Marke des englischen Telecomriesen Vodafone. Nun sollen sie der «neuen UBS» Leben und Zukunft einhauchen. Sie müssen Fragen beantworten wie: Wofür soll die Grossbank stehen? Welches sind die Werte, die die UBS verkörpert? Wofür steht ein UBS-Mitarbeiter? Was denken Kunden, Aktionäre und Bürger über die UBS?

Ein Sprecher will den Namen der mandatierten Agentur nicht bestätigen und macht auch keine Angaben zu den Kosten. Es sei aber richtig, dass die Bank eine weltweit tätige Agentur mit der Markenkommunikationsstrategie beauftragt habe. UBS-Intern wird die Wahl kritisch beurteilt. Kein einziger Schweizer sei aufseiten der Agentur involviert.


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