Ex-Stars der UBS planen Comeback

Martin Liechti und André Esteves sollen in Brasilien gemeinsame Pläne verfolgen. SonntagsZeitung, 15. Februar 2009

Rio de Janeiro André Esteves , 39, und Martin Liechti , 47, sind alte Vertraute. Sie gleisten 2006 den Verkauf von Esteves brasilianischem Banco Pactual an Liechtis UBS auf. Seit dem 3-Milliarden-Franken-Deal zählt die Schweizer Grossbank zu den führenden Finanzkonzernen im Amazonas-Staat.

Nun planen Esteves und Liechti ein gemeinsames Comeback in Brasilien, sagt ein UBS-Kundenberater aus dem Bereich Americas, dem Liechti bis Sommer 2008 vorstand. Sie hätten vorgeschlagen, Teile von Pactual zu übernehmen und der UBS eine Beteiligung zu überlassen. Die Bank will «Marktgerüchte nicht kommentieren».

Erste Gespräche hätten stattgefunden, sagt der Insider, spruchreif sei noch nichts. Verantwortlich auf UBS-Seite ist Lateinamerika-Chef Rick Gonzalez, der in der neuen Einheit Americas unter US-Mann Marten Hoekstra die Nummer zwei ist.

Gonzalez teilte kürzlich die Schliessung der Büros in Caracas, Lima und Bogotá mit, eine Reduktion in Buenos Aires und Santiago sowie einen Ausbaustopp in Mexiko. Er spricht von einer gefährlichen Situation. «Unser Kundengeldabfluss zeigt Stabilisierungstendenzen, aber wir verloren zuletzt immer noch fast eine Milliarde pro Monat», schrieb Gonzalez kürzlich seinen Mitarbeitern.

Der Lateinamerikachef weile seit Monaten in der Zürcher UBS-Zentrale und prüfe sämtliche Optionen, sagt eine andere Quelle. Die UBS litt unter Absprüngen wie jenem des Mexiko-Teams zur Credit Suisse im Frühling 2007. «On our journey to the moon, our ship has been attacked», schrieb damals Liechti als zuständiger Chef Americas bei der UBS.

Liechtis Karriere bei der UBS ging am 21. April 2008 zu Ende, als ihn US-Ermittler festnahmen und monatelang als Kronzeugen im Steuerstreit gegen die UBS festhielten. Seit seiner Rückkehr in die Schweiz wartet Liechti auf einen Abgangsvertrag.

Wie Liechti galt André Esteves als Manager für Grösseres bei der UBS. Er übernahm im Sommer 2007 die Leitung des maroden Zinsgeschäfts, das der UBS mit Subprime-Investments fast das Genick brach. Viele sahen ihn als künftigen Chef der Investmentbank. Dann wurde ihm der Schwede Jerker Johansson von Morgan Stanley vor die Nase gesetzt, worauf Brasiliens jüngster Milliardär von Bord ging und kürzlich die Banking and Trading Group (BTG) in São Paulo gründete. Nun planen Esteves und der perfekt Portugiesisch sprechende Liechti , der sämtliche Topkunden der UBS in Brasilien persönlich kennt, offenbar einen gemeinsamen Vorstoss.


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