Der Börsenliebling hat zur Blackbox mutiert

Forbo VR-Präsident Michael Pieper ist mit einem dicken Aktienpaket des Zulieferers Rieter auf die Nase gefallen. Handelszeitung, 14. Januar 2009

Der 62-jährige Vollblutunternehmer Michael Pieper zählt zu den industriellen Aushängeschildern der Schweiz. Seine Küchenbaugruppe Franke baute er zum weltweiten Imperium aus – und wurde nebenbei ein reicher Mann. Gemäss «Bilanz» beträgt Piepers Vermögen 2 bis 3 Mrd Fr.

Einen Teil davon hat Pieper in Schweizer Industriefirmen investiert. Doch denen geht es derzeit nicht gut. Vor allem bei Forbo ist Pieper gefordert. Die Bodenbelags- und Klebstoff-Marktführerin hätte vor ein paar Jahren an eine ausländische Investorengruppe verkauft werden sollen. Pieper stieg in die Hosen, trat aus dem VR aus, und begann, die Firma aufzukaufen. Heute kontrolliert er das Unternehmen mit Sitz in Baar und 6500 Mitarbeitern, das im Jahr 2007 rund 2 Mrd Fr. Umsatz und 111 Mio Fr. Gewinn machte. Pieper hält 30% an Forbo, sein Geschäftsführer This Schneider 5%. Bei Forbo kann Pieper demnach schalten und walten, wie er will. Und das tut er auch. So gab er im Mai 2008 grünes Licht für ein Forbo-Investment an der Textilmaschinen- und Autozubehörfirma Rieter mit Sitz in Winterthur, deren Kurs zuvor an der Börse unter die Räder gekommen war. Forbo kaufte in Etappen rund 10% an Rieter, Pieper selber zudem knapp 7% über seine private Beteiligungsfirma Artemis.

Rieter: Mühlstein für Forbo

Der Schuss ging nach hinten los. Die Rieter-Aktie stürzte von über 400 Fr. im Frühling auf noch 180 Fr. Das kostete nicht nur Unternehmer Pieper eine Stange Geld, sondern hingen von da an wie ein Mühlstein an der von ihm kontrollierten Forbo. Am 23. Dezember musste Forbo eine Gewinnwarnung publizieren. Der operative Gewinn für 2008 könnte auf 80 Mio Fr. sinken, hinzu komme ein Abschreiber von rund 70 Mio Fr. auf das 10%-Paket an Rieter.

Die Analysten, die seit der Machtergreifung Piepers im Frühling 2005 ihre helle Freude an Forbo hatten, reagieren erzürnt. «Die Rieter-Beteiligung soll weder ein Industrie- noch ein reines Finanzengagement sein», sagt Serge Rotzer von Vontobel. «Was also ist sie? Bis jetzt vor allem eines: Eine Gewinnvernichterin. Kein Wunder, machen sich die Minderheitsaktionäre aus dem Staub.» So wie die US-Investmentgesellschaft Tweedy, Browne, die nach dem Pieper-Einstieg bei Forbo Ende 2004 über 10% am Unternehmen besass, im vergangenen Oktober die Meldeschwelle von 3% unterschritt. Weitere Profi-Investoren wie die britische Gartmore und die Deutsche Bank suchten ebenfalls das Weite.

Forbo: Quittung an der Börse

Ein alter Weggefährte Piepers, der nur anonym Auskunft geben will, weil er in den betroffenen Firmen keine offizielle Funktion ausübt, lobt zwar Piepers unternehmerische Fähigkeiten. Doch der Rieter-Deal sei falsch gewesen.

ZKB-Analyst Martin Hüsler schlägt in die gleiche Kerbe: «Mit Pieper kam Schwung in die Forbo-Aktie. Aber vieles basierte auf Vertrauen, und das ist wegen des unklaren Rieter-Deals und wegen der Rezession nun angeschlagen», sagt Hüsler, und malt schwarz: «Die Quittung sehen wir an der Börse. Ich glaube nicht, dass es eine rasche Erholung gibt.»

Weder Pieper noch CEO This Schneider wollten auf Anfrage Stellung nehmen.

Ein schwacher Trost für die Minderheitsaktionäre ist, dass Pieper am stärksten leidet. Nicht nur bei Forbo, auch bei seinen übrigen Investments, so bei der Firma Adval Tech und bei Feintool, sitzt Pieper derzeit auf Buchverlusten im zweistelligen Prozentbereich.


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