Canossa liegt in Bern

Die Untersuchung der EBK im Fall Sulzer bringt ans Licht: ZKB-Präsident Urs Oberholzer rettete seinen Job mit einer Selbstanzeige. (Bilanz, 20. März 2008)

Vor einem Jahr outete sich die Zürcher Kantonalbank (ZKB) als temporäre Besitzerin von über acht Prozent Sulzer­Aktien. Zuvor hatte die Bank stets behauptet, sie mache beim Übernahmeversuch aus­ländischer Grossinvestoren nicht mit, schliesslich sei Sul­zer eine langjährige Kundin. Nun begann eine der intensivsten Untersuchungen in der Geschichte der Eidge­nössischen Banken­kommission (EBK). Ein Heer von Revisoren zerlegte ZKB, Deutsche Bank und Neue Zür­cher Bank, die den Angreifern geholfen hatten, ein Paket über 32 Prozent an Sulzer zu schnü­ren. Seither herrscht Funk­stille. Dass aber die Sache im Sand verläuft, wie manchen­orts vermutet, trifft nicht zu, im Gegenteil. Die Mammutun­tersuchung soll schwere Män­gel zutage gefördert haben.

Bei der ZKB war das Hauptproblem die Nichtkom­munikation auf oberster Ebene, wie Informationen aus dem geheimen Papier aufzei­gen. Obwohl die Brisanz des Themas ins Auge gestochen sei, hätten sich Geschäftslei­tung und Bankrat keinen Deut darum gekümmert. «Man sprach darüber zwischen Tür und Tor, in der Tiefgarage oder im Auto», sagt ein ZKB-Mana­ger. Dabei sei der Führungs­spitze längst klar gewesen, dass die Bank auch bei ande­ren Angriffen auf Schweizer Industriekonzerne beteiligt gewesen sei. «Doch der Bank­rat foutierte sich darum und stellte keine Fragen», sagt der Kadermann und verweist auf entsprechende Hinweise im Bericht der Revisionsgesell­schaft KPMG. Ein anderer ZKB-Mann sieht die Haupt­schuld bei der Geschäftslei­tung, die sich verleugnet habe.

Der KPMG-Bericht landete Ende Dezember als nummer­iertes Exemplar auf dem Pult von ZKB-Präsident Urs Ober­holzer, der darauf den Befund mit Geschäftsleitung und Bankratsmitgliedern besprach. Erst da wurde klar, dass die Affäre durch sein Geständnis ins Rollen gekommen war. ZKB-­Sprecher Urs Acker­mann bestätigt: «Urs Oberholzer hat Selbst­anzeige erstattet und damit den Willen der ZKB bekundet, der Auf­sichtsbehörde bei der Aufarbeitung des Falls Sulzer ohne Wenn und Aber behilf­lich zu sein.» Damit kann die ZKB wenigstens darauf hoffen, eine hohe Busse zu vermeiden. Wie stark die Bank auf Schmusekurs gegenüber der EBK eingespurt ist, zeigt ihre rasche Zustimmung zum Report. Ackermann: «Wir haben den Bericht der KPMG vor Weihnachten erhalten und im Januar dazu Stellung genom­men. Grundsätzliche Einwände gab es keine.» Die ebenfalls involvierte Deutsche Bank soll dagegen eher auf Zeit spielen. Ein Sprecher der Bank wollte den Fall nicht kommentieren.

Ein Urteil der EBK ist erst für die zweite Jahreshälfte zu erwarten. Derzeit verdichtet eine Rechtskanzlei die Sachver­haltsberichte zum Destillat, das den Banken zur Stellung­nahme vorgelegt wird. Die ZKB dürfte erneut auf eine Fristverlängerung verzichten. Sie will den Fall so schnell wie möglich ad acta legen.


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