Banken: Liegt Bär ein Milliarden-Angebot vor?

Das italienische Institut Intesa Sanpaolo will offenbar die Julius-Bär-Tochter GAM kaufen. Der Deal könnte laut Insidern in Kürze über die Bühne gehen. (Handelszeitung, 19. März 2008)

Mehrere Top-Kader von Julius Bär reisten in den letzten Tagen nach Mailand, wo die Nummer eins der italienischen Banken, Intesa Sanpaolo, ihren Co-Hauptsitz hat. Das berichten übereinstimmend Bär- und GAM-Kaderleute. Intesa biete rund 5,5 Mrd Dollar für die Bär-Tochtergesellschaft GAM, einen auf vermögende Kunden fokussierten Assetmanager, der alternative Strategien entwickelt und in Hedge-Fonds investiert.

Damit könnte Julius Bär für GAM praktisch gleich viel lösen, wie die Zürcher 2005 der UBS bezahlten, als sie für 5,6 Mrd Fr. zusätzlich drei Privatbanken erwarben. Der Deal mit Intesa könnte noch dieser Woche abgeschlossen werden und Anfang nächster Woche bekannt gegeben werden, sagt eine Bär-Quelle. «Die Italiener drücken aufs Tempo, sie wollen GAM unbedingt und sind bereit, tief in die Tasche zu greifen.»

Verhandlungen mit Intesa will Julius-Bär-Sprecher Jan Bielinski nicht kommentieren. «Was stimmt, ist, dass wir an weiteren Distributionspartnern für GAM interessiert sind.» Neben Julius Bär verkauft GAM ihre Produkte vor allem an UBS. Bei der Übernahme durch Julius Bär vor zweieinhalb Jahren galt GAM als Filetstück. Das Unternehmen mit heute 800 Angestellten und 86 Mrd Fr. verwalteten Vermögen dürfte geschätzte 3,5 Mrd des Kaufpreises ausgemacht haben. Intesa würde rund 2 Mrd Fr. mehr bezahlen, was der Grund für den Verkauf, der überraschend käme, sein könnte. Julius Bär soll 20% an GAM behalten und Kundengelder investiert lassen.

Im Februar schrieb die italienische Zeitung «Il Messaggero» von einer Intesa-Offerte über 2 Mrd Euro für GAM und nannte die US-Bank Morgan Stanley als Beraterin. Laut Bär-Quellen machten die Amerikaner Ende Januar Julius Bär ein Angebot. Trotzdem wurde GAM noch Anfang Jahr an einer Medienkonferenz als tragende Säule der Bär-Gruppe dargestellt. CEO Hans de Gier, 63, schloss letzten Juli gegenüber der «Finanz und Wirtschaft» allerdings einen Verkauf nicht aus für den Fall, dass GAM anderswo besser passen würde oder ein viel höherer Preis geboten würde, als «wir je an Aktionärswert generieren könnten».

Management bliebe an Bord

Offenbar ist Intesa-CEO Corrado Passera dazu bereit. Er verriet Ende 2007 der «Financial Times» seine Ambitionen im Assetmanagement-Geschäft: «Wenn wir fähig sind und ein wenig Glück haben, dann könnten wir nach ein paar Schritten unter die Top Ten Europas vorstossen.» Der 53-Jährige gilt in Italien als Managerstar. Sein Gesellenstück war die Megafusion von 2006 zwischen der Mailänder Intesa und der Turiner Sanpaolo zur führenden Bank Italiens mit 100000 Mitarbeitern und 6000 Filialen. Auf einen Schlag schaffte es Intesa unter die grössten Finanzhäuser Europas.

Kommt der Deal zustande, könnte GAM in der Intesa-Einheit Eurizon Capital landen, einem Assetmanager mit 203 Mrd Euro verwalteten Vermögen. Für die GAM-Mitarbeiter, von denen ein Grossteil in Zürich und London sitzt, wäre es der dritte Besitzerwechsel seit 1999. Intesa will offenbar einen Teil des GAM-Managements an Bord behalten. GAM-CEO David Solo, 42, ein Ex-UBS-Riskchef, soll Chief Investment Officer des neuen Schwergewichts im europäischen Assetmanagement werden, sagt eine Bär-Quelle.


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