Swissair-Ankläger unter Beschuss: Jetzt wehrt sich sein Chef

Unsorgfältig und mangelhaft: Die Arbeit von Chefankläger Christian Weber wurde diese Woche von den Verteidigern in der Luft zerfetzt. Jetzt nimmt Oberstaatsanwalt Andreas Brunner sein Team in Schutz.

Es war nahezu eine Woche des Groundings für Staatsanwalt und Fliegenträger Christian Weber (60). Die Star-Verteidiger der 19 Ex-Swissair-Verantwortlichen zerzausten die Anklage bös. «Jeder Eierdiebstahl wird seriöser untersucht», schoss Eric Honeggers Verteidiger Markus Hug besonders scharf. Und am Freitag sprach Christoph Hohler, Verteidiger von Ex-Swissair-Finanzchef Georges Schorderet, vor dem Gericht in Bülach ZH aus, was Kritiker schon lange monieren: Die Staatsanwaltschaft sei bei der Anklage der Ex-Swissair-Verantwortlichen dem Druck externer Stellen erlegen. Gemeint ist die Politik.

Erstmals seit dem Prozessbeginn wehrt sich jetzt Webers Vorgesetzter, Oberstaatsanwalt Andreas Brunner (57). Hat die öffentliche Hand Druck gemacht und den Prozess erzwängelt? «Nein», sagt Brunner, «da ist nichts passiert. Weder die Exekutive noch die Legislative übte irgendeinen Druckversuch auf uns aus.»

Doch die Verteidiger beharren hinter vorgehaltener Hand auf ihrer Version. Der für die Ermittlungen zuständige Hanspeter Hirt habe das Verfahren Ende 2005 einstellen wollen. Worauf der Leitende Staatsanwalt Christian Weber die Führung des Falls an sich gerissen habe – auf Anweisung «von oben».

Andreas Brunner will davon nichts wissen. Auch Weber selber zeigt sich von den Angriffen unbeeindruckt. «Es wurde solide Arbeit geleistet, wir haben keine schlaflosen Nächte.»

Die Swissair-Verteidiger haben besonders Webers Gutachter Aldo Schellenberg (48) im Visier. Er sei nicht unabhängig, sondern ein externer Mitarbeiter der Behörde. Schellenberg kontert: «Meine Unabhängigkeit ergibt sich daraus, dass ich keinerlei Interessenkonflikte in der Sache habe.» Seine Arbeit soll laut Verteidigern gut zwei Millionen Franken gekostet haben.

Ob sie überhaupt verwertbar ist, bleibt offen. Oberstaatsanwalt Brunner: «Warten wir ab, was das Gericht dazu sagt.»

Kommentar

  1. Sehr geehrter Herr Hässig ,
    Dieser Artikel und vor allem das HickHack überdie Arbeit von Staatsanwalt Chr Weber und den Experten , Aldo Schellenberg ist interessant . Besteht die Möglichkeit , mir diesen Artikel zuzusenden . Ich wäre ihnen dankbar .


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