Julius-Bär-CEO de Gier zieht nach Konzernumbau eine erste positive Bilanz

Die Julius Bär Holding AG wird diesen Freitag ihr Halbjahresergebnis präsentieren. Analysten und Medien dürften dann von Johannes de Gier jene Erfolgsmeldungen zu hören bekommen, die der Julius-Bär-CEO erstmals ausführlich im Bär-Intranet Ende Juni gegenüber dem Personal machte. Unter dem Titel „Building for the future“ schilderte de Gier damals ausführlich die bereits erreichten Meilensteine und skizzierte die weitere Marschrichtung für einen anhaltenden Erfolg.

Der Bankenchef freut sich u.a. darüber, dass „wir dank dem unermüdlichen Einsatz von Ihnen allen erfolgreich die erste Phase unserer Umwandlung abgeschlossen haben“, und fährt dann fort: „Unsere Herausforderung ist es nun, das Unternehmen für die Zukunft und für den nächsten Wachstumsschritt zu positionieren.“

Dass de Gier den Zustand nach der erfolgreichen Integration von drei UBS-Privatbanken und dem internationalen Asset Manager GAM ausschliesslich positiv schildert, kommt nicht überraschend. Schliesslich ist die Bär-Aktie heute fast drei Mal mehr Wert als vor zwei Jahren und in dieser Periode weit stärker gestiegen als die meisten anderen Bankentitel.

ERFOLGREICH ABGESCHLOSSENE RESTRUKTURIERUNG

Den ersten Teil seiner vierseitigen Bilanz zuhanden des Personals widmet de Gier den erreichten Resultaten, die er unter fünf Punkten auflistet:

Erstens seien die zentralen Stabsstellen in eine „schlanke und effektive Dienstleistungsorganisation für unsere Kernbereiche“ umgewandelt worden, mit entsprechend hohen Kostensynergien. Zweitens sei der Bereich „Markets“ (Handel und Sales) unter der Führung von GAM-Chef David Solo erfolgreich auf den internen Hauptkunden ausgerichtet worden, nämlich das Private Banking unter Alex Widmer. Zudem zähle Julius Bär heute zu den führenden europäischen Anbietern strukturierter Produkte.

Drittens stehe das europäische Asset Management nach einer Reorganisation gestärkt im Markt. Und viertens gelinge es GAM immer besser, ihre Produkte Drittkunden schmackhaft zu machen. Auch würden GAM-Produkte vom Privatbankenteil von Bär stärker nachgefragt als ursprünglich erwartet und die Entwicklung strukturierter Produkte laufe auf Hochtouren.

Fünftens schliesslich habe sich das Private Banking in eine „wachsende, unverwechselbare Marktführerin“ verwandelt, welche viele der „äusserst anspruchsvollen Superreichen“ anziehen könne. Der Fortschritt der asiatischen Wachstumsinitiative habe „unsere hohen Erwartungen“ übertroffen.

ZWEITE PHASE – ZENTRALE BEDEUTUNG FÜR EX-CLARIDENLEU-BANKER BEAT WITTMANN

Auf all dem will de Gier aufbauen, um in der anstehenden zweiten Phase die Geschäftsbasis von Julius Bär nachhaltig zu erweitern. Im Fokus der Überlegungen des Bär-CEOs steht die verstärkte Distribution eigener Produkte und Dienstleistungen im Bereich Private Banking. Zentrale Bedeutung kommt dabei dem neuen Team „Investment Products“ unter Beat Wittmann zu, der Anfang 2008 von der Konkurrentin Clariden Leu zu Bär stossen und an Alex Widmer rapportieren wird.

Wittmanns Truppe soll helfen, das interne Investment-Wissen und die eigenen Investment-Produkte rascher und professioneller den Kunden des Private Bankings zukommen zu lassen. Die neue Einheit umfasst sowohl das europäische Julius Bär Asset Management von David Solo als auch die Wealth Management Services von Alex Widmer. De Gier zeigt sich zuversichtlich, dass Julius Bär mit Wittmann „die richtige Person zur Führung dieses wichtigen kombinierten Geschäftsteils“ gefunden habe.

Neben dem Aufbau einer „Produktefabrik“ unter Beat Wittmann und David Solos Fokussierung auf den globalen Ausbau von GAM wird als dritte Massnahme für eine erfolgreiche Weiterentwicklung von Julius Bär der Handel (Markets) vom Asset Management ins Private Banking überführt. Die Änderungen erlaubten es Julius Bär, die „erfolgreiche Geschäftsentwicklung“ fortzusetzen, so de Gier.

ZUKUNFT ENTSCHEIDET SICH IN ASIEN

Doch der Beweis, ob die neue Julius Bär tatsächlich zur grossen Überfliegerin des Swiss Privat Bankings wird oder nach einem Höhenflug an der Börse wieder zurück im breiten Mittelfeld landet, wird sich erst im nächsten Börsenabschwung zeigen.

Anspruchsvoll könnte insbesondere die Bewältigung der horrend schnellen Expansion in Fernost, im arabischen Raum und in Lateinamerika werden. Die gesamten Investitionen dieser Going-Global-Strategie dürften sich laut Aussagen von Bär-Managern auf einen hohen dreistelligen Millionenbetrag belaufen. Diese Kaderleute gehen heute davon aus, dass in zwei Jahren deutlich höhere Gewinne aus dieser Ausweitung der Geschäftstätigkeit resultieren müssen, damit sich Julius Bär langfristig als eigenständige Bank behaupten kann. Matchentscheidend sei dabei das Abschneiden in Asien, sagt ein Bär-Kadermann, der nicht zitiert werden möchte: „Unser Make-it-or-break-it liegt in Fernost.“


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