Der Überflieger rauscht ab

Er ist jung, charmant und im Rekordtempo zur Nummer zwei bei Red Bull aufgestiegen. Jetzt verlässt der Bündner Dany Bahar überraschend den österreichischen Milliardenkonzern.

Am Montagmorgen scharte Red-Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz seine Manager um sich. Ab sofort, deklarierte der 63-jährige Milliardär, bestimme wieder nur einer. Er selbst.

Mateschitz reagierte auf die überraschende Kündigung seines wichtigsten Mannes. Dany Bahar, 35, aufgewachsen in Silvaplana GR, verliess letzte Woche das Unternehmen. «Der Grund ist ganz banal», sagt Bahar gegenüber FACTS. «Ich wollte eine neue Herausforderung und will mich in zehn Jahren nicht fragen, warum hast du nichts anderes probiert?»

Beobachter vermuten Unstimmigkeiten hinter Bahars Ausscheiden. Das österreichische Magazin «Format» schreibt von einem Bruch zwischen dem jungen Bündner und Red-Bull-Übervater Mateschitz. Ein Manager von Red Bull sagt, dass es zwischen Mateschitz und Bahar in letzter Zeit zu Meinungsverschiedenheiten gekommen sei. Das sei früher nie der Fall gewesen. Der Schweizer sei dem grossen Chef am Ende nicht mehr so nah gewesen wie einst.

Bahar dementiert. «Von einem Zerwürfnis kann keine Rede sein. Dietrich Mateschitz und ich trennen uns in bestem Einverständnis.» Ein Freund und Berater bekräftigt diese Version. Mateschitz habe Bahar bis zuletzt gebeten zu bleiben. «Es gibt nur wenige, die einen solchen Job an den Nagel hängen würden», sagt der Bahar-Bekannte, der anonym bleiben will. «Dass Dany trotzdem geht, zeigt seine grosse Unabhängigkeit.»

Dany Bahar ist ein Überflieger. Rasch erklomm er die Spitze, noch schneller verschwindet er nun vorläufig von der Bildfläche. In Istanbul zur Welt gekommen, zog er als Kind mit seinen Eltern ins Engadin. Er machte eine Verkaufslehre in einem Sportgeschäft, suchte Sponsoren für die aufkommende Trendsportart Inlineskating und wurde Berater eines italienischen Politikers der Berlusconi-Partei. Schliesslich landete er beim Liechtensteiner Vermögensverwalter Fritz Kaiser. Dort lernte er den Red-Bull-Gründer kennen.

Mateschitz, Kunde bei Fritz Kaiser, wurde von Dany Bahar betreut. Der Charme und die Leistungsbereitschaft des jungen Wahlschweizers müssen den österreichischen Magnaten beeindruckt haben. 2003 holte er ihn zu sich in die Zentrale nach Fuschl bei Salzburg und machte ihn zu seiner rechten Hand mit weit reichenden Kompetenzen. Während sich der Gründer mehr und mehr aus dem operativen Geschäft zurückzog, stellte Bahar die entscheidenden Weichen im Unternehmen.

Triumph und Niederlage

Von da an bestimmte der Jungmanager, wer zum Red-Bull-Guru vorgelassen wurde. Auf seinem Tisch lagen die wichtigsten Dossiers, er leitete alle grossen Projekte. Kurz: Der Schweizer mit türkischen Wurzeln war im Milliardenkonzern zur Machtinstanz geworden.

In den folgenden drei Jahren war Bahar eine Art Ziehsohn des Milliardärs, nichts schien die Harmonie und das Einverständnis zwischen ihm und Mateschitz beeinträchtigen zu können. Parallel zum unaufhaltsamen Aufstieg des Assistenten verliess eine ganze Reihe gestandener Manager die Firma. Schliesslich warf sogar Norbert Kraihamer, langjähriger Marketingchef und enger Weggefährte von Mateschitz, das Handtuch. Damit war Bahar allein auf weiter Flur.

Doch ausgerechnet mit seinem vermeintlichen Triumph setzte Bahars Niedergang ein. Warum Dietrich Mateschitz seinem Zögling im Sommer 2006 auf einmal die Gunst entzog, weiss nur der Unternehmer selbst. Bekannt ist allerdings, dass Mateschitz, ein zutiefst misstrauischer Mensch, sich schon oft abrupt von engen Vertrauten trennte.

Geplanter Königsmord?

Die Entfremdung von Bahar fiel zeitgleich auf die Publikation mehrerer Artikel, die dessen unkonventionelle Karriere thematisierten. Die Rede war von einem Aufsteigertyp aus einfachsten Verhältnissen mit wenig Schulbildung, dafür umso mehr Ehrgeiz, Einsatz und einem untrüglichen Machtinstinkt. Die Medien spekulierten, dass Bahar den Stuhl von Mateschitz als Chef von Red Bull im Visier haben könnte. Bahar bestritt das immer.

Von aussen war der Vertrauensentzug nicht erkennbar. Im Gegenteil, Bahars Aufstieg schien sich zu beschleunigen. Er wurde Chef der so genannten Global Projects und damit Verantwortlicher für alle Nebenaktivitäten des österreichischen Multis: Formel-1-Teams, Fussballklubs in Salzburg und New York, Zeitschriften, eine Salzburger Fernsehstation, amerikanischer Autorennsport, Flugzeugflotte, Insel in der Südsee.

Doch mit jedem Flug im Red-Bull-Privatjet entfernte sich Bahar weiter vom Epizentrum der Macht. Der Vielbeschäftigte war zwar in allen Medien, doch im wichtigsten Bereich, der Red-Bull-Getränkesparte, hatte er nichts mehr zu sagen. Das Kerngeschäft finanziert alle Nebenaktivitäten im Sport- und Showgeschäft. 2006 nahmen die Österreicher mit drei Milliarden verkauften Dosen über vier Milliarden Franken ein.

«Mit seiner neuen Aufgabe war Dany im Vorhof der Hölle angelangt», sagt ein ehemaliger Red-Bull-Manager. Wer bei Mateschitz in Ungnade falle, werde in Etappen abserviert. Zuletzt gebe es nur noch die Wahl zwischen Kündigung und würdeloser Degradierung.

Mit Bahars Abgang verschwindet auch dessen Aufgabe. Die Projekte kämen in eine «autarke und eigenverantwortliche Phase», begründet Bahar den Beschluss, dass er nicht ersetzt wird.

Nun also ist er offen für neue Aufgaben. Seine Vernetzung in hiesigen Jungmanagerkreisen – Bahar ist aktiv im Zürcher Lobbying-Treffpunkt Club zum Rennweg – dürfte ihm bei der Arbeitssuche helfen. Das schnell aufgetauchte Gerücht, er werde Marketingleiter beim italienischen Formel-1-Rennstall Ferrari, liess sich nicht erhärten. «Bahar? Dieser Name sagt mir nichts», kommentiert ein Ferrari-Sprecher.

Obwohl Bahar seine Kündigung erst Ende Februar aussprach, ist er bereits zurück in der Schweiz. «Zum ersten Mal in meinem Leben stehe ich vor mehr als zwei Wochen Ferien», sagt er. «Was danach kommt, sehen wir dann.»

Rauf und runter

Der 35-jährige Dany Bahar aus Silvaplana GR arbeitete vier Jahre lang für Red Bull. Er konnte sich Hoffnung auf die Nachfolge von Gründer Dietrich Mateschitz, 63, machen. Er fällte alle operativen Entscheide und bestimmte, wer mit Ideen zum öffentlichkeitsscheuen Milliardär vorgelassen wurde. Im Sommer 2006 kühlte sich das Verhältnis ab. Statt Mateschitz‘ rechte Hand war Bahar nun Projektleiter für Red Bulls weltweite Projekte.

Kommentare

  1. Quatsch mit Sauce: Dany Bahar ist ein Hype von Johanssons Gnaden. Nie etwas selbst zustande gebracht, dafür mit einem machiavellistischen Trieb ausgestattet, einerseits sich einzuschmeicheln und andererseits die Leute zu manipulieren und zu betrügen und nach unten zu treten. – Der Hype geht weiter, aber immer weniger Leute wollen mit ihm arbeiten.

  2. Dany Bahar ist und bleibt ein erfolgreicher Geschäftsmann.
    D. Mateschitz hat den Aufschwung durch ihn geschafft.
    Er wird bestimmt Mächtiger als Mateschitz, weil er 3 schritte voraus ist. Das macht den strategischen Erfolg aus..

  3. If anyone did a detailed examination of the claims made in his CV you’d discover a fairy tale worthy of Hands Christian Andersen – from the „Dung Beetle“ via the „Ugly Duckling“ to the „Emperor’s New Clothes“. And, it depends upon which version of his CV you happen to come across as they are all highly polished and inconsistent.

  4. Well, Dany was sold by Johansson to Fritz Kaiser as „Assistant to Berlusconi“. – A blunt lie.
    Dany was never involved in any private banking or asset management business with Fritz Kaiser. He was the guy who arrived at 10:00 a.m. (either with Porsche Turbo or BMW M5), took a long lunch break and left the office normally at around 15:00. – Accomplishment: Zero. Other had to do the job for him.
    He then met Mateschitz and licked his ass which resulted in a position as his assistant.


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