Der Schweizer Finanzplatz könnte vom weltweiten Kredit-Crash profitieren

Während London-Banker Hans-Jörg Rudloff von «schwerster Krise» spricht, sieht Professor Hans Geiger Chancen für unser Land

Der Finanz-Hurrican fegt über das Dach von Hans-Jörg Rudloff, 66, Spitzenmann der Londoner Barclays Bank. «Dies ist die schwerste Krise – nicht der Kreditwirtschaft, sondern des Kreditwesens», sagt der Schweizer Topshot. Simples Banking, bei dem es Kredit nur gegen Sicherheit gab, ist zum wilden Dschungel geworden, mit Traumrenditen, hochverschuldeten Hedge Funds und exotischen Finanzvehikeln. Bis im August das Kartenhaus einstürzte. Ausleihungen würden künftig «bedeutend selektiver gehandhabt», glaubt Rudloff, und der Staat werde darauf drängen, die «verlorene Kontrolle über das Kreditwesen» zurück zu erlangen. Nötig sei mehr Transparenz. Bei Bankenkommission (EBK) und Notenbank (SNB) sieht man keinen Handlungsbedarf. «Wir sehen keine gravierende Krise», sagt ein EBK-Sprecher. Und die SNB schweigt.

Mehrere Banken waren dem Sturm nicht gewachsen: in Deutschland die Sächsische Landesbank und die IKB, in England die Northern Rock. Selbst globale Mitspieler melden hohe Schäden. Die englische HSBC steigt aus dem US-Hypothekengeschäft aus, das die Krise ausgelöst hatte. Kosten: 900 Millionen Dollar. Und die Deutsche Bank habe «Fehler gemacht», gestand diese Woche deren Schweizer Chef Josef Ackermann. Gefährdet sind Kredite über 29 Milliarden Euro. Bei 10 Prozent Wertberichtigung verlöre die DB den stolzen Betrag von drei Milliarden Euro. Ackermann verordnete einen Anstellungsstopp.

Und in der Schweiz? Da sind vor allem die Grossbanken UBS und CS vom Kredit-Crash betroffen. Die CS investiere «weiter in Wachstumsbereiche», sagt ein Sprecher, einen «generellen ‹Headcount-Freeze›» gebe es nicht, heissts bei der UBS. Die beiden Riesen seien «kaum betroffen», glaubt Professor Beat Bernet von Sankt-Gallen. Sein Zürcher Kollege Hans Geiger sieht gar Chancen. «Noch mehr internationale Vermögen werden in unserem sicheren Hafen landen.» Eigene Währung und Notenbank würden sich bezahlt machen. Bleiben die Pensionskassen. Gemessen am Gesamtvermögen hätten diese «kein Problem», glaubt Experte Martin Janssen.

Kommentar

  1. Vielen Dank für die Einblicke in das Thema. LG


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