Deal mit Ansage

Während Migros-Chef Herbert Bolliger den Kaufvertrag am Freitag vergangener Woche mit einem grünen Plastikkugelschreiber unterzeichnete, griff Denner-CEO Philippe Gaydoul zum silbrigen Luxusmodell. Das Detail passt zur Transaktion: Bolliger braucht Denners Billigware für den Kampf gegen die deutschen Discounter, Gaydoul hingegen hat das grosse Geld gemacht.

Der Deal überraschte die Schweiz. Hinter den Kulissen aber hatten die Denner-Besitzer die Weichen längst gestellt. «Wir sind im letzten halben Jahr zum Schluss gekommen, dass ein Verkauf der richtige Schritt ist», sagt René Schweri, Onkel von Gaydoul. Anfang Oktober signalisierte der Denner-CEO erstmals öffentlich die Möglichkeit eines Verkaufs. Migros-Chef Bolliger griff zum Telefon. Kurz darauf traf man sich zu Sondierungsgesprächen: Gaydoul auf der einen Seite, Bolliger und Migros-Marketingchef Urs Riedener auf der anderen. Später kam auch Migros-Finanzchef Jörg Zulauf dazu, Gaydoul liess sich von Ex-Rewe-Chef Dieter Berninghaus beraten. Die Chemie stimmte von Anfang an, besonders zwischen Riedener und Gaydoul, die sich schon seit längerem kannten.

Auch Coop-Chef Hansueli Loosli zeigte – entgegen seinem nachträglichen Dementi – Interesse an Denner. Doch die Gespräche kamen kaum voran, zu sehr war das Verhältnis von Misstrauen geprägt. Anders mit der Migros: Über die Weihnachtsfeiertage gingen die Verhandlungen in die heisse Phase, in der zweiten Januarwoche war der Deal perfekt. Emotional sei der Entscheid für alle Familienangehörigen schwierig gewesen, sagt René Schweri. «Mein Vater stieg am Tag meiner Geburt vor 62 Jahren bei Denner ein und wollte das Geschäft sein Leben lang nie verkaufen.»

Die Nachkommen des Firmengründers Karl Schweri fragten sich im Sommer, ob sie ohne Hilfe der Banken auch in Zukunft jährlich zweistellige Millionenbeträge investieren könnten. «Wenn die Preise weiter sinken und unsere Margen noch kleiner werden, bleibt kaum mehr etwas übrig», sagt René Schweri. «Schon bisher waren es unter dem Strich nicht mehr als zwei Prozent.» Die Dividende sei für die Vermögenssteuer nötig gewesen und hätte sich durch einen Preiskampf gegen die deutschen Discounter weiter verkleinert. «So hat sich der Entscheid, die Firma zu verkaufen, ziemlich einstimmig in der Familie ergeben. Ich glaube, mein Vater würde heute gleich handeln.»

Auch für Mario Bonorand, Ex-Migros-Topmanager und VR-Präsident der Rast Holding, ist der Zeitpunkt für den Verkauf ideal. «Die privaten Firmenbesitzer verfügen meistens über ein Sensorium für den richtigen Verkaufszeitpunkt», sagt er. Zudem würden die beiden Kulturen zueinander passen. Laut Bonorand geniesse Denner innerhalb der Migros dank seinen Tiefpreisen hohes Ansehen. «Denner darf unter keinen Umständen bei einem ausländischen Hard-Discounter landen, hiess es bei Migros schon vor Jahren.»


Einen Kommentar schreiben