Schulreise der Extraklasse

Das Netzwerk für junge Topshots unternimmt jeden Herbst eine Reise ­ mit spektakulärem Rahmenprogramm dank Sponsoren wie BMW.

Die Passagierliste des Linienflugs vom 22. September 2005 nach Berlin war ein kleines Who’s who der Schweizer Wirtschaft. An Bord waren Jörg Wolle, CEO des Handelshauses DKSH, Roger Köppel, künftiger Besitzer der «Weltwoche», Georges Kern, CEO der Uhrenfirma IWC, Mark Ineichen, Sohn des gleichnamigen Nationalrats und CEO des Discounters Otto’s, Benedikt Goldkamp, Chef des Industrieunternehmens Phoenix Mecano, Claudio Feser, Leiter McKinsey Schweiz, Rolf Dobelli, Unternehmer und Schriftsteller, Boris Becker, Ex-Tennisstar und Unternehmer, Michael Bär, Bankier, und Dany Bahar, operativer Chef von Red Bull.

Insgesamt waren es 29 Schweizer oder in der Schweiz aktive Unternehmer, Chefredaktoren und Kulturschaffende, die sich aufmachten, zwei Tage im Rahmen des alljährlichen Stelldicheins des Entrepreneurs‘ Roundtable zu verbringen. Dahinter steckt ein Netzwerk von mehrheitlich 35- bis 45-Jährigen, die schon an der Spitze angelangt sind oder in Bälde dort landen möchten. Selbst viel beschäftigte Kaliber wie ABB-Chef Fred Kindle oder UBS-Vizechef Marcel Rohner gehören dazu. Der Jahresausflug ist jeweils das Highlight und ein gut gehütetes Geheimnis. Wohin es am 21. September 2006 geht, weiss niemand ­ ausser Thomas Ladner und Pascal Forster.

Der Wirtschaftsanwalt und der Headhunter, beide aus Zürich, haben Anfang Jahrtausend die Gruppierung ins Leben gerufen. Was ihnen vorschwebte, haben sie in einem Kurzbeschrieb formuliert: «To create a unique circle of friends.» Konkret: keine Krawatten, keine Geschäftsdiskussionen und keine Frauen, dafür umso mehr Promis, Spass und Action. So wie am «Fly and Drive Event Berlin» vor einem Jahr.

Bereits der erste Abend hatte es in sich. Auf dem Programm stand ein Treffen mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl und Mathias Döpfner, Chef des Zeitungsverlags Axel Springer ­ eine markante Steigerung des Promifaktors, zumal im Vergleich zur Ausgabe 2003, als man sich mit dem damaligen Chefredaktor der «Financial Times», Andrew Gowers, unterhalten durfte.

Auch der zweite Tag, an dem stets der «Fun» dominierte, stellte sämtliche früheren Jahrgänge in den Schatten. Während man sich sonst mit Tontaubenschiessen oder Lachsfischen zufrieden gab, lockte ein Flug in einer DC-3 vom Stadt-Airport Tempelhof ins nahe gelegene Gross Dölln. Der Ort verfügt über einen stillgelegten Flughafen, der heute unter dem Label Michelin Driving Center von Autofirmen und Reifenherstellern als Testzentrum benutzt wird. Kaum kam die fliegende Kiste zum Stillstand, kletterten die Ausflügler in BMW-Boliden und rasten stundenlang über Pisten und Rollwege. Abgekämpft, aber glücklich flogen sie am Abend zurück nach Berlin, wo sie Bürgermeister Klaus Wowereit empfing.

Wie viel der Spass kostete, ist nicht bekannt. Die Teilnehmer mussten bloss einen Unkostenbeitrag von 1000 Franken für den Flug nach Berlin und zwei Übernachtungen berappen. Den kostenträchtigsten Teil hingegen, das Rahmenprogramm des zweiten Tages, finanzierte vollumfänglich BMW. Er habe nicht den Eindruck erhalten, dass da eine Firma die Gelegenheit nutzen wollte, um einer Schar helvetischer Opinion Leaders ihre Produkte anzupreisen, sagt einer der Ausflügler. Wie alle des Entrepreneurs‘ Roundtable bittet auch er, seinen Namen nicht öffentlich zu nennen. Das verstosse gegen die Abmachung.

Die geheime Mitgliederliste der Roundtable-Initiatoren Forster und Ladner zieren 80 bekannte Köpfe. Die beiden bestimmen allein, wer dabei sein darf und wer nicht mehr eingeladen wird. Zum allfälligen Einfluss, den Sponsoren wie BMW auf die Teilnehmer ausüben könnten, will sich Headhunter und Organisator Pascal Forster nicht äussern. Von einer Kommerzveranstaltung könne keine Rede sein. «Die Teilnehmer empfinden die Anlässe offenbar als äusserst bereichernd.»


Einen Kommentar schreiben