Können die Aktionäre endlich aufatmen?

20minuten.ch (10. Juni 2008) – Die UBS-Aktie war für einmal für einen Ausreisser nach oben besorgt. Die Titel der Grossbank legten heute als grosse Ausnahme in einem schwachen Gesamtmark zu. Strohfeuer oder Trendwende?

Während Bankaktien wie jene der Credit Suisse und vor allem von Julius Bär nachgaben, legte die UBS-Aktie heute zu. Haben die UBS-Aktionäre nach einer turbulenten Phase das Gröbste endlich überstanden?

Gut möglich. Denn die derzeit grösste Unsicherheit, das Zustandekommen der Kapitalerhöhung zum anvisierten Preis, hat die Bank überstanden. Nun könnten die starken Abschläge mit oft mehreren Prozenten an einem Tag vorerst vorbei sein.

Doch die Erholung geschieht auf tiefem Niveau. Die UBS-Aktien wurden von der globalen Bankenkrise in den letzten Monaten besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. Ihr Kurs sank seit den Höchstständen von 80 Franken vor Jahresfrist zwischenzeitlich auf 23 Franken und bewegte sich heute Nachmittag lediglich um die 24-Franken-Grenze.

40-Milliarden-Abschreiber fast kompensiert

Die letzte Zeit war besonders turbulent. Das lag am Handel mit Bezugsrechten, der zwei Wochen lang wie ein Schatten über den Titeln lag. Nun ist diese Probe überstanden. Trotz Kreditkrise ist es der Grossbank gelungen, rund 16 Milliarden Franken zusätzliches Eigenkapital bei alten und neuen Aktionären aufzunehmen. Für 20 alte Titel offerierte sie sieben neue zu einem Preis von 21 Franken. Pro alte Aktie gab es ein Bezugsrecht.

Die Schweizer konnten ihre Kapitalkraft gerade noch rechtzeitig stärken. Bereits im Februar haben sie 13 Milliarden Franken von zwei Investoren aus dem Osten aufgenommen. Von den 40 Milliarden Franken, welche die UBS bisher mit Spekulationen im US-Hypothekengeschäft verloren hat, sind somit fast 30 Milliarden in Form von neuem Kapital zurückgeflossen.

Konkurrenten, die ebenfalls grosse Verluste im US-Immobilienmarkt erlitten, sind weniger weit. Sowohl die US-Investmentbank Lehman Brothers als auch HBOS, die Nummer vier der englischen Banken, sind derzeit auf den Goodwill der Investoren angewiesen. Beide suchen frisches Kapital, um die Löcher in der Bilanz zu stopfen und ihre Häuser wieder auf ein solides finanzielles Fundament zu stellen.

Zu welchen Konditionen, bleibt abzuwarten. Der Preis für die neuen HBOS-Aktien musste wegen fehlender Nachfrage beträchtlich reduziert werden. Und welche Investoren den Mut haben, ihr Geld auf die amerikanische Lehman Brothers zu setzen, die weiterhin auf weit über 50 Milliarden Hypothekenpapieren sitzt, ist offen. Der Quartalsverlust von fast 3 Milliarden Dollar von gestern hat potenzielle Investoren verunsichert.

Turbulenzen vorerst überstanden

Auch die Kapitalerhöhung der UBS fiel ab dem 27. Mai in eine turbulente Phase und belastete den Aktienkurs. Lange zeigten die Investoren kein Interesse. Eine regelrechte Verkaufwelle ereignete sich zum Abschluss des Bezugsrechtshandels gestern Montag. Der Preis eines Bezugsrechts, der ursprünglich über 2 Franken betrug, rasselte zur Eröffnung der Schweizer Börse auf 5 Rappen hinunter, worauf die Aktie fast 10 Prozent nachgab. Bereits am Freitag lag der Titel über 6 Prozent im Minus. Die Börsenorganisation setzte darauf den Handel mit UBS-Aktien aus und erklärte die 5-Rappen-Verkäufe für ungültig.

Ob nun das Gröbste für die UBS-Aktionäre überstanden ist, muss sich noch weisen. Im US-Hypothekenmarkt drohen im zweiten Quartal weitere Abschreiber über einige Milliarden Dollar. Und die US-Behörden verdächtigen die grösste Vermögensverwalterin der Welt, amerikanischen Kunden im grossen Stil beim Steuerbetrug geholfen zu haben. Kreditkrise und US-Ermittlungen machen eine rasche Erholung des UBS-Aktienkurses nicht eben wahrscheinlich. Doch die gröbsten Turbulenzen könnten vorerst überstanden sein.


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