Wuffli-Abgang vor dem Hintergrund von Verlusten im Investment Banking?

Der überraschende Abgang von Peter Wuffli als CEO der Grossbank UBS führt am Markt zu Spekulationen über den Hintergrund des Sesselwechsels. Marktteilnehmern zufolge könnte die Nichtberücksichtigung Wufflis für das VR-Präsidium der UBS mit grossen Verlusten im Investment Banking zusammenhängen.

Vor zwei Jahren ging Wuffli auf einen Vorschlag seines damaligen Stellvertreters, Investment Banking Chef John Costas, ein, einen eigenen Hedge Fund mit Geldern der UBS zu gründen. Doch die UBS zog dem Vehikel unter dem Namen Dillon Read Capital Management, das mit viel Getöse an den Start gegangen war, diesen Frühling überraschend den Stecker. Vor allem mit amerikanischen Subprime Loans, also spekulativen Hypothekenpapiere, erlitt der Fonds 150 Mio CHF Verluste. Weitere 300 Mio USD kostet die Auflösung des Fonds, zwei Drittel davon wegen Abgangsentschädigungen für die hoch bezahlten Mitarbeiter.

Ein ehemaliger hoher UBS-Investmentbanker vermutet, dass die Verluste weit mehr als die bisher bekannt gegeben Zahlen umfassen. „Dass UBS den Dillon Read Fonds so schnell auflöste, muss mit dem Hochschnellen des Verlusts auf eine runde Zahl zu tun haben. Vermutlich 1 Mrd USD.“ Die effektiven Verluste im Zusammenhang mit dem Dillon-Read-Debakel wird die UBS an ihrer Halbjahrespressekonferenz am 14. August bekannt geben müssen.

Auf einen weit höheren Verlust als bisher angenommen könnte die rasche Abwicklung des Verkaufs des 20%-Aktienpakets an der Privatbank Julius Bär hindeuten. Wie AWP von einem Bär-Insider erfahren hat, drängte UBS-Finanzchef Clive Standish darauf, dass die Valuta des Deals, welcher der UBS rund 2 Mrd CHF ausserordentlichen Gewinn einträgt, unbedingt noch vor Ablauf des zweiten Semesters zu liegen kommen sollte. Schliesslich einigte man sich auf den 27. Juni. Damit kann die UBS ihr durch den Grossverlust im Investment Banking getrübtes Halbjahresergebnis optisch verbessern.

Warum Wuffli und nicht Investment-Banking-Chef Huw Jenkins das Schiff verlassen muss, hat mit Wufflis Rolle beim Dillon-Read-Entscheid zu tun. John Costas drängte laut einem UBS-Insider darauf, Wuffli an der operativen Spitze der UBS rasch abzulösen. Als er merkte, dass er damit bei UBS-Präsident Marcel Ospel nicht durchdringen würde, sprang Costas unter vorteilhaften Bedingungen zum neuen Hedge Fund über, welcher sein langjähriger Partner Mike Hutchins aufgesetzt hatte. Die UBS-Händler unter Costas und Hutchins hatten Aussicht auf lukrative Boni, der UBS blieb das Risiko. Trotzdem gab Wuffli grünes Licht. Möglicherweise, weil er sich mit Costas einen Konkurrenten um seinen CEO-Stuhl vom Leib halten wollte. Nun muss er dafür mit seinem vorzeitigen Abgang teuer bezahlen.


Einen Kommentar schreiben