Clariden zahlt 140 000 Franken für Privatclubs ihrer Manager

Dafür wurden die Früchtekörbe fürs einfache Personal gestrichen. SonntagsZeitung, 1. Januar 2012

Banking braucht wie jedes Business neue Kunden. Im Private Banking lautet die Frage: Wo finden sich die Vermögenden?

Die Clariden Leu, eine Privatbankentochter der CS, die in diesen Wochen ins Mutterhaus integriert wird, hofft auf Kundenfang via private Clubmitgliedschaften der Angestellten. Das liess sich die Bank pro Jahr rund 140 000 Franken kosten, wie die der SonntagsZeitung vorliegenden «Voluntary memberships» zeigen.

Laut CS-Sprecher Marc Dosch ist das Usus in der Branche. «Die Beziehungspflege ist Teil der täglichen Arbeit von Kundenberatern und leitenden Mitarbeitern.» Dazu würden die Teilnahme an gesellschaftlichen Anlässen und Mitgliedschaften bei Clubs und Vereinen gehören.

Die Liste reicht von Kleinstbeträgen von 50 Franken im Jahr bis über 17 000 Franken. Den Höchstbetrag erhielt der im November abgesetzte Clariden-CEO Olivier Jaquet. Dessen Jahresgebühr für den Club zum Rennweg, einen Zürcher Managerclub, von 17 280 Franken überwies die Bank im Juni.

Bei anderen Engagements ist der Zusammenhang zum Geschäft schwieriger zu erkennen. Skurril wirkt das Clariden-Sponsoring für SFUSA (Gesellschaft Schweizer Freunde der USA, 100 Franken), SWEA (Swedish Womens Educational Association, 70 Franken) oder den Verschönerungsverein Zürich (75 Franken), in dem alle «Menschen, die der Hast des Alltags für eine Weile entrinnen möchten, einen wertvollen Freiraum erhalten».

Betrag bezahlt, kurz nachdem der Chef den Sessel räumte

Ex-Topshots der Bank werden weiter unterstützt. Ex-CEO Hans Nützi, Senior-Kundenberater der Bank, liess 2916 Franken für den Jahresbeitrag im Club Baur au Lac des gleichnamigen Zürcher Nobelhotels im September von der Clariden überweisen.
Ex-Marketingchef Thomas Ackermanns Jahresbeitrag 2010 für die Freunde der Zürcher Oper (2500 Franken) wurden im Oktober 2010 beglichen. Im gleichen Monat wurde Ackermanns Wechsel zur UBS bekannt. Im November folgten 10 000 für «Gönner der Tonhalle-Gesellschaft».

Bemerkenswert sind die 8000 Franken für den Förderkreis St. Kräuchi des St. Gallen Symposiums.Clariden bezahlte den Betrag im Juni 2011, kurz nachdem Produktchef Stefan Kräuchi seinen Sitz in der Geschäftsleitung räumen musste.

Für Unmut sorgte intern der Entscheid des früheren Managements, die Beiträge für Früchtekörbe fürs ganze Personal zu streichen und die Budgets für die Weihnachtsfeiern in den Abteilungen zu kürzen.


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