Nationalbank steht vor neuem Rekordminus

Wegen des starken Frankens beträgt der Verlust auf den Devisenbeständen derzeit 13 Milliarden. SonntagsZeitung, 29. Mai 2011

Die riesigen Euro- und Dollar-Interventionen von 2010 liegen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) schwer im Magen. Seit dem letzten Zwischenbericht Ende März türmen sich geschätzte Verluste von 13 Milliarden Franken auf den Devisenbeständen ( siehe Grafik).

Ausgehend von den März-Devisenanlagen in der SNB-Statistik beträgt das Minus auf Euro-Beständen gut 7,7 Milliarden, auf US-Dollar-Papieren über 3,7 Milliarden. Auch auf ihren Yen-, Pfund- und Kanada-Dollar-Anlagen verlor die SNB in den vergangenen zwei Monaten viel Geld.

Der Grund liegt beim noch weiter erstarkten Franken gegenüber den Weltwährungen. Am Freitag erreichten sowohl der Euro als auch der Dollar neue Rekord-Tiefststände. Die EU-Währung sank auf 1,2130 Franken, der Dollar auf 0,8480. Ende März lagen die Kurse bei 1.29 respektive 0.91 Franken. Internationale Investoren flüchten aus Angst vor weiteren Einbrüchen in den Franken.

Die SNB wird im Juli ihre Zahlen offenlegen. Hält der Trend an, droht ein neues Rekorddefizit. Die SNB-Goldbestände und die von der UBS übernommenen Subprime-Anlagen können das Loch nicht füllen. Im Gegenteil, die Kurse für verbriefte US-Hypothekenpapiere sind wieder am Sinken. Ob die SNB auf den verbleibenden 10 Milliarden Franken UBS-Altlasten weiterhin Gewinne einfährt, ist offen.

Weil die SNB auf rund 120 Milliarden Euro und 50 Milliarden Dollar sitzt, führen Kursschwankungen von wenigen Rappen zu riesigen Gewinn- und Verlustausschlägen. Das macht die auf Unabhängigkeit angewiesene Bank zum politischen Spielball. Bei weiteren Milliardenverlusten muss sie die traditionelle Ausschüttung an Bund und Kantone sistieren. Diese wird derzeit neu ausgehandelt, nachdem die SNB letztes Jahr 19 Milliarden verloren hatte und die Reserve für Ausschüttungen an die öffentliche Hand auf minus 5 Milliarden gefallen war. Weder die SNB noch der Präsident der Finanzdirektorenkonferenz, der Solothurner Christian Wanner, wollten sich zu den laufenden Gesprächen äussern.


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