Millionenbetrug bei UBS

Berater soll Kunden um 20 Millionen Franken geprellt haben – UBS erstattet Anzeige. SonntagsZeitung, 5. Juni 2011

Ende März 2010 war Schluss. R. G. (Name der Redaktion bekannt), ein langjähriger UBS-Kadermann und zweifacher Familienvater mit Wohnsitz im Kanton Zürich, verschwand über Nacht aus dem UBS-Gebäude an der Bärengasse beim Zürcher Paradeplatz. Von dort aus betreute der Kundenberater aus einem Grossraumbüro heraus die finanzkräftigsten Vermögenden in der ganzen Welt.

R. G. war für Super-Millionäre aus Spanien zuständig und arbeitete seit 2002 für die Grossbank. Sein Fall sprengt das Mass der üblichen Fälle bei Banken. Von UBS-Mitarbeitern ist zu hören, dass der 52-Jährige seine Kunden um rund 20 Millionen Franken betrogen haben soll. Zudem soll er rund eine Million illegal in die eigene Tasche gesteckt haben.

Auf Anfrage lässt UBS-Sprecher Dominique Gerster die Grössenordnung im Raum stehen, räumt aber ein, dass es sich nicht um eine alltägliche Summe handle. Gerster: «UBS bestätigt, dass im Frühjahr 2010 Unregelmässigkeiten im Geschäft mit spanischen Kunden entdeckt wurden. UBS hatte daraufhin Strafanzeige eingereicht, der Kundenberater wurde fristlos entlassen. Alle betroffenen Kunden wurden von UBS entschädigt.» Für R. G. gilt die Unschuldsvermutung.

Laut UBS-Mitarbeitern musste der Deskhead von R. G., also der direkte Vorgesetzte des unter schwerem Betrugsverdacht stehenden Kundenberaters, seinen Job quittieren. Der nächsthöhere Chef, der für den ganzen Sektor zuständig war, soll zudem intern versetzt worden sein.

Zürcher Staatsanwaltschaft hat Ermittlungsverfahren eröffnet

Nachdem die UBS Verdacht geschöpft hatte, zeigte sie ihren Kadermann bei der Zürcher Polizei und den Ermittlungsbehörden an. «Wir haben am 1. April 2010 ein Ermittlungsverfahren gegen R. G. eröffnet», bestätigt Staatsanwalt Markus Fasano von der Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl. «Das Verfahren gegen den Betroffenen befindet sich noch im polizeilichen Ermittlungsstadium.» Es seien «umfangreiche Ermittlungen» zur Abklärung der Veruntreuungsvorwürfe im Gang.

Ein Kundenberater der UBS vermutet, dass R. G. angesichts der hohen Schadenssumme wohl über längere Zeit betrogen habe. Intern wird erzählt, dass R. G. nicht sehr clever vorgegangen sei. Er habe Unterschriften gefälscht und Vorgesetzte zur Zweitunterschrift bewegt, wenn diese durch andere Aufgaben abgelenkt gewesen seien. Das habe früher oder später auffliegen müssen.

R. G., der dank seiner Beratungstätigkeit für Kunden mit mindestens 50 Millionen Franken Vermögen bei der Bank eine besondere Stellung genossen habe, hätte das Vertrauen der UBS und seiner Vorgesetzten ausgenutzt. um sich selbst zu bereichern. Kunden in dieser Grössenordnung tragen die Bezeichnung Ultra High Net Worth Clients, kurz UHNW-Kunden.

Laut der Quelle hatte R. G. uneingeschränkten Zugang zu Konti und Depots seiner vermögenden Spanien-Klientel. Das habe illegale Wertpapier-Transaktionen mit den anvertrauten Geldern möglich gemacht. Weil viele sehr vermögende Kunden ihren Beratern blind vertrauen würden und ihnen freien Zugang auf ihre Vermögenswerte gewähren würden, benötige die Bank intelligente IT-Systeme, um internen Betrügern rasch das Handwerk zu legen. Im Fall von R. G. habe es aber lange gedauert, bis die Bank Verdacht geschöpft habe.

Innerhalb der UBS war der Vorfall nur einem kleinen Kreis bekannt, was angesichts des Ausmasses mit der vermuteten Schadenshöhe von 20 Millionen Franken überrascht. Die Politik der Bank ist es, sich von verdächtigen oder überführten Mitarbeitern rasch zu trennen. Weil der «ordentliche» Betrugsrahmen gesprengt wurde, reichte sie zusätzlich Strafanzeige ein. Laut UBS-Sprecher Gerster würden Kunden in solchen Betrugsfällen immer schadlos gehalten.

Der entlassene R. G. wollte sich am Freitagnachmittag nicht zu den Vorwürfen und der laufenden polizeilichen Untersuchung gegen ihn äussern. Am Telefon sagte er, er sei mit der Bank und allen übrigen Parteien am Verhandeln. An Publizität habe er kein Interesse.

Credit Suisse: Banker vor Prozess in den USA

Credit-Suisse-Banker und Familienvater Christos B., 45, wartet seit 4 Monaten darauf, wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung angeklagt zu werden. Beim 44-jährigen Vermögensverwalter Renzo G. sind seit der Verhaftung 7 Monate vergangen. Für Mittwoch ist die Anklageerhebung gegen den Griechen Christos B. in Fort Lauderdale geplant. Vor seinem Wechsel zur CS im Jahr 2009 hatte er US-Kunden der UBS betreut. Renzo G., ebenfalls lange fürs US-Geschäft der UBS tätig, wurde wegen vermuteten Schwarzgeldes bei der Basler Kantonalbank angeklagt. Er soll in anderthalb Wochen in Miami vor den Richter. Ob die Prozesse tatsächlich stattfinden, hängt von den USA ab.


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