CS-Banker: Spielball der USA

Kundenberater wartet auf Deal mit Amerika. SonntagsZeitung, 15. Mai 2011

Die Frau und die Kinder von CS-Banker Christos Bagios, 45, reisten eigens nach Miami in Florida, um ihn zur angesetzten Verhandlung zu begleiten und ihn darauf nach Hause holen zu können. Doch statt diese Woche laufen gelassen zu werden, muss sich der Banker mindestens einen weiteren Monat gedulden, bis über seinen Fall geurteilt wird. Anzunehmen ist, dass er mit einer milden Strafe davonkommt.

Der Kundenberater der US-Offshore-Tochter Credit Suisse Private Advisors wurde im Januar verhaftet und wochenlang in verschiedenen Gefängnissen festgehalten. Die USA werfen ihm vor, vermögenden Amerikanern im grossen Stil bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben. Bagios wehrte sich lange gegen die Vorwürfe, bis er schliesslich einwilligte zu kooperieren.

Bagios gilt als Instrument beim Versuch der USA, nach der UBS auch der Credit Suisse illegale Steuerpraktiken mit US-Kunden nachzuweisen. Bei Bagios ist das aber schwierig, weil die fraglichen Aktionen in eine Zeit fallen, als er noch im Sold der UBS stand.

Um den Druck zu erhöhen, klagten die USA im Februar vier ehemalige und aktive CS-Mitarbeiter an. Sie werfen ihnen vor, US-Kunden auf US-Boden beraten zu haben, wofür sie keine Bewilligung gehabt hätten. Die CS gab darauf bekannt, sie kooperiere mit den US-Behörden.

Bauernopfer Bagios – ob die CS ihn behält, ist offen

Für seine Schweizer Freunde ist Bagios ein Bauernopfer auf dem US-Feldzug gegen den Schweizer Finanzplatz. Dank der Hilfe der Familie konnte Bagios eine hohe Kaution leisten, um die Wartezeit mit elektronischer Fussfessel und beschränktem Bewegungsradius ausserhalb des Gefängnisses zu verbringen. Die Frage, ob Bagios angestellt bleibe, wollte ein CS-Sprecher nicht beantworten. Alle von den USA belangten Kundenberater mit CS-Bezug würden aber finanziell unterstützt.


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