UBS vervielfacht Kader-Boni

Neuer Vergütungsplan soll mehrere Hundert Topleute mit Milliarden belohnen. SonntagsZeitung, 21. März 2010

Die UBS startet ein bisher in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenes Bonus-Programm für die obersten Manager. Der sogenannte Incentive Performance Plan (IPP) soll «Talente der obers-ten Führungsebene belohnen, die bei der Erzielung nachhaltiger Profitabilität eine massgebliche Rolle spielen». So steht es im diese Woche veröffentlichten Geschäftsbericht.

Zu den Auserwählten gehören die 13 Mitglieder der Konzernleitung, inklusive CEO Oswald Grübel, die zweite Führungsebene mit 55 Mitgliedern sowie eine unbekannte Zahl Topkader der dritten Führungsebene. Die UBS will damit jene Kader langfristig an das Unternehmen binden, die «entscheidend zu unserem wirtschaftlichen Erfolg beitragen werden». Gemäss Informationen der SonntagsZeitung kommen 300 bis 500 Banker infrage.

Die Bank gibt nicht bekannt, wie viele Millionen sie für den neu geschaffenen IPP-Bonuspool bereitgestellt hat. Bekannt ist lediglich, dass den 13 Konzern-leitungsmitgliedern 15,69 Millionen Franken in sogenannten Performance Shares zugeteilt wurden. Der Plan sieht vor, dass diese speziellen Anteilscheine nach Ablauf des Programms in fünf Jahren gegen Aktien eingetauscht werden können. Je nach Kursverlauf der UBS-Aktie erhalten die Top-Banker eine, zwei oder drei UBS-Aktien zum künftigen Marktwert. Eine Performance Share hat einen Wert von 22.20 Franken. Für die gesamte UBS-GL gibt es somit 706 756 Performance Shares, die je nach Höhe des Aktienkurses in bis zu 2,12 Millionen UBS-Aktien getauscht werden können. Die Schwellenwerte, die zu einer Verdoppelung beziehungsweise Verdreifachung der Performance Shares führen, gibt die UBS nicht bekannt.

Steigt der Aktienkurs auf 40 Franken in fünf Jahren, können Grübel und Co. auf eine Ausschüttung von bis zu 84 Millionen hoffen, steigt er auf 50 Franken, sind es über 100 Millionen Franken. Auf alle 300 bis 500 Topkader hochgerechnet, könnte der Bonus-Jackpot 1,5 bis 3 Milliarden Franken betragen.

Gemäss Vorgabe müssen Boni auch Reduktionen umfassen

Die UBS verteidigt ihr neues Bonusprogramm mit Hebeleffekt. Das fünfte Bonusprogramm der Grossbank erfülle «die Auflagen des Financial Stability Board und der Finma», schreibt die Bank im Geschäftsbericht. Doch das scheint nicht zuzutreffen. Die Schweizer Bankenaufsicht Finma verfügte letzten November einen Malus für zurückbehaltene Boni. Dabei behalte sich die Arbeitgeberin vor, «bereits vorgenommene Zuteilungen ganz oder teilweise zurückzuziehen, falls negative Ereignisse eintreten».

Die Begünstigten des UBS-IPP-Programms erhalten jedoch im Minimum die zugeteilte Anzahl UBS-Aktien. Einziges Risiko für sie ist ein Kursrückgang. Da sie aber dereinst frei über die Titel verfügen dürfen, haben sie alle Zeit, auf höhere Kurse zu warten. Ihr Ausfallrisiko ist gleich null. Trotzdem bewilligte die Finma die UBS-Vergütungen. Die Kapitaldecke der Bank lasse rund 3 Milliarden Gesamtbonus zu, sagt ein Sprecher. Zudem halte die Bank die globalen Standards ein.

Auch das ist fraglich. Gemäss Financial Stability Board (FSB) müssen Boni Reduktionen umfassen, «inklusive eines Malus». Der fehlt beim neuen UBS-Bonusplan. Selbst die FSB-Vorgabe, wonach aktienbasierte Boni im Vergleich zu Cash-Boni «mehr als 50 Prozent» ausmachen müssen, missachtet die Bank. Bei ihr sind es nicht «mehr als» 50 Prozent, sondern genau die Hälfte.

Das neue Bonus-Programm trägt die Handschrift von CEO Oswald Grübel. Schon bei der CS vergoldete Grübel das Topkader mit gesperrten Aktien. Der Multiplikator lag dort zwischen 0 und 6 respektive 9. In Kürze erhält die CS-Spitze Aktien von bis zu 50 Millionen Franken – pro Kopf.

Die Exzesse schaden UBSPräsident Kaspar Villigers Glaubwürdigkeit. Bei der Wahl in den UBS-VR sagte er vor den versammelten Aktionären: «Der Kunde und nicht der Bonus steht im Zentrum, das muss uns allen in Fleisch und Blut übergehen.»

Und noch vor drei Wochen sagte er in der «Arena» des Schweizer Fernsehens: «Die Geschäftsleitung wird in diesem Jahr deutlich weniger Boni kassieren als im letzten Jahr.» Nun zeigt sich, dass die Gesamtentschädigung der Konzernleitung von 9 auf 69 Millionen hochschnellte, hauptsächlich dank massiv höheren Boni.

In der Schweizer UBS-Belegschaft sorgen die Vergütungen, die hauptsächlich in den Taschen der Investmentbanker landen, für laute Kritik. «Die Angelsachsen reissen bereits wieder Witze wie ‹Every day a pay-day›», sagt ein hoher Kadermann am Hauptsitz. «Wir unterstützen die angelsächsische Fast-Money-Philosophie nicht», meinte kürzlich Elli Planta von der UBS-Angestelltenvereinigung auf Swissinfo. «Wir sind an einem Punkt, an dem die Leute sagen, dass sie genug haben.»


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