UBS schreibt mehr Gewinn als die CS

Erstmals seit zehn Quartalen steht die UBS wieder vor Erzrivalin Credit Suisse. SonntagsZeitung, 2. Mai 2010

Am Dienstag wird die UBS bei der Präsentation der Zahlen für das erste Quartal positiv überraschen. Wie die SonntagsZeitung erfahren hat, wird der Reingewinn zwischen 2,2 und 2,5 Milliarden Franken liegen. Damit wird die Grossbank die Analystenschätzungen, die im Schnitt bei 2,0 Milliarden liegen, übertreffen. Kurz vor der GV von letzter Woche hatte die UBS bekannt gegeben, einen Vorsteuergewinn von «mindestens» 2,5 Milliarden einzufahren.

Den Unterschied macht das Investmentbanking, das sich langsam wieder aufrappelt und von den günstigen Märkten profitieren kann. Der Bereich festverzinsliche Anlagen, der die Bank in die Krise stürzte, wird Erträge von 2,3 Milliarden Dollar ausweisen.

Schlagzeilen wird aber auch der Bereich Schweiz liefern. Überraschendste News dürfte sein, dass die Schweizer Firmenkunden erstmals seit langem wieder mehr Geld zur Bank bringen, als sie von ihr abziehen. Auch die kleinen und mittelgrossen Schweizer Privatkunden zeigen wieder mehr Vertrauen in die Bank. Bei ihnen halten sich Zu- und Abflüsse der Vermögen derzeit die Waage. Nach wie vor Abflüsse vermelden muss die Bank bei den sehr vermögenden Schweizer Klienten.

Balsam für CEO Grübel und 60 000 UBS-Angestellte

Damit hat die UBS ihre Erzrivalin Credit Suisse im ersten Quartal geschlagen. Erstmals seit über zehn Quartalen steht sie wieder vor der CS. Die kleinere Schweizer Grossbank erzielte in den ersten drei Monaten einen Reingewinn von 2,1 Milliarden Franken. Das ist Balsam für UBS-Chef Oswald Grübel und seine gut 60 000 Angestellten.

Gut fürs Grübel-Ego dürfte zudem sein, dass der Verwaltungsrat weiterhin hinter ihm steht. Wie die SonntagsZeitung erfahren hat, kann der Konzernchef noch 18 Monate bis 3 Jahre bleiben. Vor wenigen Wochen behauptete eine Zeitung, dass Grübel in den nächsten 12 bis 18 Monaten abtreten werde, und erklärte ihn so zur «lahmen Ente».

«Das ist völliger Quark», wie eine dem Verwaltungsrat nahe stehende Quelle sagt. Auch ein Ende der Amtszeit von Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger ist noch nicht fixiert. Es kann genauso gut sein, dass er vor Grübel zurücktritt und nicht umgekehrt, wie spekuliert wird. «Klar ist, dass beide nicht gleichzeitig zurücktreten.» Eine gestaffelte Lösung werde bevorzugt, heisst es.

Diesen Donnerstag kam der neu konstituierte UBS-Verwaltungsrat erstmals zu einer ordentlichen Sitzung zusammen, die wegen der Vulkanasche nicht in New York stattfand, sondern in Zürich. Diskutiert wurde die abgeschmetterte Decharge für 2007. Wie erwartet, wurde nichts entschieden. Offenbar will der Verwaltungsrat auf das Ergebnis der Politik warten. Ende Mai wird der Bericht der Geschäftsprüfungskommission zur UBS veröffentlicht. Dann will der VR nochmals über die Bücher gehen. Die Mitglieder des VR gehen zudem davon aus, dass das Parlament eine Untersuchungskommission (PUK) einsetzen wird. An der grundsätzlichen Einstellung gegenüber einer Verantwortlichkeitsklage gegen Ospel, Kurer und Co. habe sich jedoch nichts geändert. Viel Aufwand steht einem geringen zu erwartenden Ertrag gegenüber.

Wenn die UBS im ersten Quartal mehr Gewinn macht als die CS, bedeutet dies nicht, dass die UBS wieder zur alten Stärke zurückgefunden hätte. Beobachter gehen davon aus, dass die CS weiterhin schneller wächst als die wesentlich grössere UBS. Vor allem auch im Geschäft mit vermögenden Kunden dürfte die CS weiterhin mehr Gelder dazugewinnen als die UBS, die in den nächsten Monaten noch mit Abflüssen zu kämpfen haben wird.

Im ersten Quartal flossen der UBS 18 Milliarden Franken ab, während der Credit Suisse 26 Milliarden Franken Netto-Neugeld zuflossen. «Die UBS wird es schwer haben, mit den anderen grossen Banken mitzuziehen», sagt Dirk Becker, Bankenanalyst bei Kepler Research. Oswald Grübel kündete vergangenen November an, in drei bis fünf Jahren einen Vorsteuergewinn von 15 Milliarden Franken zu erreichen. Wenn die Kapitalmärkte kräftig mitspielen, könne die UBS dieses Ziel zwar erreichen, sagt Kepler. Doch das bedeute auch, dass die Credit Suisse und auch die Deutsche Bank weit höhere Gewinne einfahren werden. «Erzielt die UBS 15 Milliarden, dann macht die CS 20 Milliarden Franken Gewinn, die Deutsche Bank gar über 20 Milliarden», sagt ein Analyst, der anonym bleiben will.

Entscheidend für den Turnaround ist die Schweiz. Für Schwung soll der neue Schweiz-Chef Lukas Gähwiler sorgen. Bei der UBS trifft der ehemalige CS-Topmann auf eine ausgeblutete Mannschaft. Bei den ersten Meetings mit seinen Führungsleuten machte Gähwiler klar, dass der fehlende Manager-Nachwuchs ein zentrales Problem sei. Abhilfe schaffen soll ein konzernweites Einstellungs-Programm. Gähwiler dürfte den einen oder anderen Nachwuchsmann von der CS zur UBS locken.


Einen Kommentar schreiben