Viktor Vekselbergs wichtigster Mann

Carl Stadelhofer ist die zentrale Vertrauensperson des russischen Grossinvestors Viktor Vekselberg. Der Anwalt ist ein Draufgänger mit Flair für die Selbstdarstellung.

Wirtschaftsanwalt Carl Stadelhofer (54) lässt schriftlich bitten. Der Berater des bekannten russischen Oligarchen Viktor Vekselberg mit grossen Anteilen an OC Oerlikon, Sulzer und dem Baukonzern Züblin will sich nicht im Gespräch exponieren. Er sei «Teil eines kleinen Teams, das Investments evaluiert und durchführt», beschreibt er seine Rolle. Als juristischer Berater gehöre er nicht ins mediale Scheinwerferlicht.

Im Business stellt Stadelhofer, der das deutsche «Karl» vor vielen Jahren durch das angelsächsische «Carl» ersetzte, sein Licht sonst keineswegs unter den Scheffel. Auf seiner Homepage springt der Besuch an der besten Kaderschmiede der Welt, der Harvard Law School, ins Auge. Kleiner Schönheitsfehler: Einen Abschluss hat er dort nicht gemacht. Warum führt der gebürtige Schaffhauser Harvard trotzdem in seinem Curriculum? «Im Rahmen eines Ausbildungsprogrammes meines früheren Arbeitgebers» habe er dort Kurse besucht.

Mitarbeiter von Viktor Vekselbergs Renova-Gruppe, in welcher der 15 Milliarden Franken schwere russische Oligarch seine weltweiten Beteiligungen bündelt, zeichnen von Stadelhofer das Bild eines selbst- und machtbewussten Beraters. Dass er beim Aufbau von Vekselbergs Renova Holding zentral war, während Kommunikationsberater Thomas Borer eine helvetische Randfigur gewesen sei, lasse Carl Stadelhofer einen spüren. Im Unterschied zu Vekselbergs Handlangern, die unterwürfig herumwieselten, erteile Stadelhofer selbst Orders.

Der Oligarch und sein Anwalt lernten sich vor 15 Jahren kennen. Carl Stadelhofer und Viktor Vekselberg hätten ein «freundschaftliches, enges Vertrauensverhältnis» entwickelt, sagt Vekselbergs Sprecher Markus Blume. Stadelhofer war es, der für seinen russischen Kunden eine Wohnung am Zürichberg suchte. Und er fand auch Büroräume für die Renova-Gruppe im Finanzzentrum Zürichs, 300 Meter von Stadelhofers eigener Rechtskanzlei entfernt. Die zwei gehen schon mal gemeinsam Ski fahren.

Unter Anwälten, die auf Russland spezialisiert sind, ist Carl Stadelhofer ein unbeschriebenes Blatt. Rechtsanwalt Karl Eckstein, seit Jahren in Moskau tätig und Honorarkonsul Russlands in der Schweiz, hat jedenfalls noch nie von ihm gehört. Laut Eckstein würden russische Geschäftsleute und Schweizer Wirtschaftsanwälte zufällig zueinanderfinden. «Die Russen misstrauen seit je offiziellen Kanälen», begründet der Russland-Kenner. Man verlasse sich lieber auf sein Gespür, wenn man sich an irgendeinem zypriotischen Sandstrand treffe ­ auf der Mittelmeerinsel haben viele Beziehungen ihren Ursprung. Ein Abkommen befreit russische und zypriotische Firmen von der gegenseitigen Dividendenbesteuerung.

Neben seinem Vekselberg-Mandat präsidiert Carl Stadelhofer den Verwaltungsrat der Neuen Zürcher Bank (NZB). Das Finanzhaus, gegründet von Ex-Julius-Bär-Händlern, hat sich zur führenden Adresse für Firmendeals gemausert. Bei den verwinkelten Optionsangriffen auf Schweizer Traditionsfirmen soll die NZB an vorderster Front mitgemischt haben.

Der mögliche Interessenkonflikt ­ als Vertreter von Auftraggeber Viktor Vekselberg und gleichzeitig höchster Repräsentant der Bank ­ scheint Carl Stadelhofer nicht zu stören. Renommierte Rechtskanzleien vermeiden solche Governance-Spagate.

Bis vor kurzem war Stadelhofer Mitglied des Verwaltungsrates der Zürcher Finter Bank, wo er auf Max Amstutz stiess. «Stadelhofer ist ein wagemutiger Anwalt, bereit, grosse Risiken einzugehen», urteilt der Industrielle. «Ein forscher Typ mit starken Meinungen, ehrgeizig und kompetent.» Ulrich Grete, kurzzeitig Verwaltungsratspräsident bei Finter, lernte Stadelhofer ebenfalls dort kennen. Als Mitverantwortlicher für die Bahamas-Tochter von Finter habe der Wirtschaftsanwalt wenig gesunden Menschenverstand bewiesen, sagt Grete, Präsident des AHV-Fonds. «Wir riskierten einen Reputationsschaden, weil wir Services ohne genügend Know-how und Ressourcen offerierten.» Stadelhofer wehrt sich: «Ich war derjenige, der frühzeitig auf die untragbaren Zustände hinwies.» 2005 verliess Stadelhofer den VR, als neue Leute das Steuer bei der Finter Bank in die Hände nahmen.


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